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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Ein junges Pärchen findet in der Londoner U-Bahnstation Russell Square einen Toten. Doch als sie Hilfe holen, ist der Körper plötzlich verschwunden. Inspektor Calhoun von Scotland Yard ermittelt und stellt fest, dass am Russell Square immer wieder Menschen spurlos verschwinden. Alles begann vor hundert Jahren, als dort bei Arbeiten einige Bauarbeiter verschüttet und nicht mehr geborgen werden konnten…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der britische Horrorfilm war Anfang der 70er Jahre noch dominiert von den Produktionen aus dem Hause HAMMER oder AMICUS, doch auch abseits der beiden bereits schwankenden Platzhirsche entstanden natürlich noch andere Genre-Beiträge. Hauptverantwortlich für dieses spezielle Exemplar war allerdings eine US-Amerikaner: der gebürtige Chicagoer Gary Sherman (Poltergeist III – Die dunkle Seite des Bösen) erdachte die Story und gab mit Tunnel der lebenden Leichen sein Regiedebüt. Der deutsche Titel ist dabei maximal irreführend, so sollte wohl das heimische Publikum mit Vergleichen zu George A. Romero’s Wegbereiter Die Nacht der lebenden Toten geködert werden (das Cover der aktuellen DVD-Veröffentlichung schlägt vom Artwork übrigens in die gleiche Kerbe, was aus heutiger Sicht noch unglücklicher ist). Im Original hieß der Film Death Line, in den USA erhielt er mit Raw Meat sogar einen deutlich reißerischeren Titel, der dem Gezeigten jedoch durchaus gerecht wird.

Mit der damals oft noch an klassischen Gruselfilmmotiven orientierten Konkurrenz hat dieser urbane Schocker absolut nichts gemein, erinnert dafür viel deutlicher an den US-Horrorfilm, wobei er selbst dafür ungewöhnlich progressive auftritt. Fast alle grob vergleichbaren Werke entstanden erst nach seiner Premiere, wodurch sich spekulieren lässt, inwieweit er diese eventuell sogar beeinflusst haben könnte. Im Mittelpunkt steht das sonderbare Verschwinden einzelner Menschen, das sich immer wieder in der Londoner U-Bahnstation Russell Square ereignet. Zu Beginn folgen wir dem leicht neurotischen Scotland Yard Schnüffler Calhoun (Donald Pleasence, Die Klapperschlange), der in dem Fall eines dort verschwundenen Politikers ermittelt. Diese Momente haben mehr etwas von einem Krimi, aufgepeppt durch das süffisant-ironische Spiel von Pleasence, der damit einen Humor miteinbringt, der für sich genommen eigentlich sehr angenehm wirkt, sich im Gesamtbild allerdings als etwas unpassend erweist. Grundsätzlich hat Tunnel der lebenden Leichen in erster Linie ein Problem mit seinem Pacing wie einer nicht ganz homogenen Mischung seiner Einzelteile.

Der recht ausgiebige und in seiner Ausführlichkeit nicht immer sinnstiftende Ermittlungspart wirkt manchmal asymmetrisch zum Rest des Geschehens, wenn sich Tunnel der lebenden Leichen als erstaunlich expliziter, morbider und zum Teil abartiger Terrorfilm herausstellt. Und sogar handwerklich einiges auf dem Kasten hat. Neben einem stimmungsvollen Sounddesign überzeugt vor allem die optische Präsentation. Make-Up und Effekte sind für seine Preisklasse sehr anständig, noch besser ist die stellenweise großartige Kameraarbeit, die immer wieder schöne Einstellungen und Bilder bereithält, die die partiell schön verstörende Atmosphäre effektiv einfängt. In seinen besten Momenten ist der Film gar nicht so weit weg von der Radikalität urbaner Wüstlinge wie The Driller Killer oder Maniac, aber auch zum italienischen Horrorkino finden sich diverse Parallelen. Wobei man an dieser Stelle nochmal anmerken sollte: diese Filme entstanden erst NACH diesem hier.

Fazit

In seiner Balance wirkt er mitunter zu unausgegoren und über Logik sollte man besser gar nicht nachdenken, aber das sollte bei einem Film dieser Kategorie ohnehin keine bedeutende Hürde darstellen. Bei den (für so eine Produktion) entscheidenden Dingen kann „Tunnel der lebenden Leichen“ durchaus überzeugen und besitzt sogar einen gewissen Pionier-Charakter, den man so gar nicht vermuten dürfte. Übrigens: angeblich soll mal Marlon Brando für die Rolle des Antagonisten vorgesehen gewesen sein. Kaum vorstellbar, aber ein zumindest interessantes, da völlig verrücktes Gedankenspiel.

Kritik: Jacko Kunze

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