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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Als der kleine Rémi in einem Dorf in den Ardennen verschwindet, stehen alle unter Schock. Plötzlich ist jeder verdächtig, der sich anders als sonst verhält. Eine groß angelegte Suchaktion im angrenzenden Wald bleibt ergebnislos. Am dritten Tag nach Rémis Verschwinden muss die Suche wegen eines verheerenden Sturms abgebrochen werden. In diesen drei endlosen Tagen lebt der zwölfjährige Antoine mit der unerträglichen Angst, entdeckt zu werden. Er ist der Einzige, der weiß, was wirklich geschah... 15 Jahre später: Als Antoine nach seinem Medizinstudium seine Heimat besucht, hat sich das Dorf kaum verändert. Allerdings haben Waldarbeiter begonnen, die Sturmschäden endlich zu beseitigen. Aus Angst vor der drohenden Entdeckung fasst Antoine einen fatalen Entschluss.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

In einem kleinen, belgischen Dorf in den Ardennen gerät die Welt an den Weihnachtstagen im Jahr 1999 kurzzeitig aus den Fugen. Das Verschwinden des 6jährigen Rémi erschüttert die beschauliche Gemeinde, schnell wird von einem Verbrechen ausgegangen. Die Suche nach dem Jungen endet abrupt, als ein Unwetter die Gegend verwüstet und jegliche Spuren verwischt. 15 Jahre später werden die Leichen der Vergangenheit jedoch buchstäblich wieder zutage gefördert. Ausgerechnet jetzt kehrt der frischgebackene Mediziner Antoine (Pablo Pauly, Lieber Leben) kurz vor seinem Engagement im Ausland zurück in die Heimat. Er ist der Einzige, der genau über das Verschwinden seines ehemaligen Nachbarsjungen Bescheid weiß und sich nun den Konsequenzen stellen muss. Vor denen er glaubte, ein reinigendes Gewitter hätte sie ihm von den Schultern genommen.

Die 2017 publizierte Romanvorlage von Pierre Lemaitre erntete sowohl in Frankreich als auch bei uns überschwänglich gute Kritiken. Die Leinwandadaption von Regisseur Nicolas Boukhrief (Cash Truck – Der Tod fährt mit) fand hierzulande Corona-bedingt hauptsächlich unter dem Radar der breiten Öffentlichkeit statt und feierte Ende Dezember seinen Release im Heimkino. Und damit hätten wir beinah eine der besten Deutschland-Premieren des letzten Jahres heimlich, still und leise verpasst. Kann ja nun hoffentlich großflächig nachgeholt werden. Denn Drei Tage und ein Leben entpuppt sich als dichtes, mit analytischer Dringlichkeit vorgetragenem Psychodrama, welches mit den Elementen des Thrillers spielt und dabei schlussendlich in einer sezierenden Gesellschaftsstudie mündet. Geschickt eingebettet in seinen zeitlichen Kontext. Der sowohl die für Belgien resultierende Überforderung, Schockstarre und Folgen des damals längst noch nicht restlos aufgeklärten Fall Marc Dutroux involviert und in den Rahmen von (zeitlosen) Hexenjagd-Mechanismen integriert. Zudem den Jahrhundertsturm LOTHAR nicht nur als kurzzeitige Kulisse, sondern als Game-Changer und beinah eigenen Charakter verwendet. Mit fast schon metaphorischer Qualität scheint ein seines Gleichen suchendes Unwetter das plötzlich aufkeimende Problem eines angegriffenen Mikrokosmus mit sich zu reißen und dankenswerterweise zu beerdigen.

Klar und nahezu gleichwertig aufgeteilt in zwei Akte werden zunächst die Ereignisse der eigentlichen Tat geschildert. Eine tragische Kettenreaktion, glaubhaft wie dramaturgisch spannend erzählt und von der bereits angesprochenen Qualität, überlegt Ort und Zeit eben nicht als einen beliebigen Baustein zu verwenden. Dazu kommen jedoch die allgemein gültigen Phänomene, wenn etwas unerklärlich Grausames plötzlich eine wohl gehütete Idylle bis ins Mark erschüttert. Anfängliche Solidarität, Mitleid und Engagement kippen in vorschnelle Verdächtigungen, gepaart mit Fremdenfeindlichkeit und der Macht der Gerüchteküche. Münden in einem Versuch der Ignoranz und nicht nur der eigentliche, unfreiwillige Täter wird von einer höheren Gewalt erlöst. Nun ist der Fall zwangsweise abgeschlossen. Akt zwei beginnt mit der Heimkehr. Alles scheint unverändert, nur natürlich gealtert. Die Geister der Vergangenheit sind nur noch erfolgreich verdrängte, böse Erinnerungen. Bis eine erneut Ereigniskette die lange brach liegende Auseinandersetzung in Windeseile vorantreibt. Jetzt offenbart Drei Tage und ein Leben seine präzise und authentische Beobachtungsgabe. Über menschliche Verhaltensweisen in für die Betroffenen sicher surreal anmutende, in Wahrheit aber komplett schlüssigen und umso bitteren Szenarien. Nicht nur geringfügig erinnert das an die Werke von Claude Chabrol (Der Schlachter), dessen Schaffen sich hauptsächlich um diesen Themenkernpunkt drehte. Immer in der Schwebe zwischen Genre- und Arthouse-Kino.

Die Romanherkunft erweist sich diesmal nicht als Bürde, vielmehr wird die Chance optimal genutzt. Das Drehbuch „ließt“ sich auch auf der Leinwand clever und versteht alle Aspekte im erzählerischen Kontext nicht nur effektiv vorzutragen, sondern den wirklich wichtigen Nuancen die entsprechende Bühne zu bieten. Dies geschieht oftmals in einer dezenten, darin aber umso erschütternden Form. Kleine Gesten und auf den Punkt ins rechte Licht gestellte Fragmente sagen mehr als tausend Worte oder effekthascherische Zirkusmomente. Die letzten Minuten dieses hervorragend Films sind unerträglich grausam, nachhaltig und von niederschmetternder (Un)Ehrlichkeit. Ein in sich wahnsinnig stimmiges und harmonisch abgerundetes Filmerlebnis.

Fazit

Schuld und Sühne, doch die Gerechtigkeit bleibt dabei außen vor. „Drei Tage und ein Leben“ ist einerseits hochspannend und faszinierend, andererseits voller persönlicher Schicksale und von einer moralischen Schieflage berichtend, dass sich die Mischung zu einer bewegenden und nachdenklich stimmenden Tragödie mit außergewöhnlicher Qualität entwickelt.

Kritik: Jacko Kunze

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