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Inhalt

Für den zwölfjährigen Ranji aus Mumbai ist Bollywood das Größte: Die bunten Filme der indischen Filmindustrie mit ihren ansteckenden Songs und Tanzchoreographien machen ihn glücklich – wie Millionen anderer Landsleute. Nichts wünscht er sich mehr, als einmal mit seinem erklärten Helden, dem indischen Superstar Amir Roshan, vor der Kamera zu stehen. Doch seine große Sehnsucht rückt in unerreichbare Ferne, als seine Eltern dem Jungen ihren Traum eröffnen, ins weit entfernte Deutschland auszuwandern. Nur die Hoffnung auf die Teilnahme an einem Casting für den neuen Film von Amir Roshan hält ihn aufrecht – auch wenn das in seiner alten Heimat Indien stattfindet. Für seine Träume muss man kämpfen - von allein gehen sie nicht in Erfüllung. Das weiß auch Nachbarsmädchen Toni, die sich für Ranji als unerwartete Verbündete erweist. Mit Mut und vereinten Kräften machen sich die beiden daran, ihre Träume wahr werden zu lassen - und finden dabei auch noch das Glück wahrer Freundschaft.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Von Tatort-Inszenierungen in den späten 2000ern und einigen Episoden der Netflix-Erfolgsserie How to Sell Drugs Online (Fast) kehrt Regisseur  nach seinem Kinodebüt Einsamkeit und Sex und Mitleid auf die deutschen Leinwände zurück. Sein neustes Projekt ist ein Spielfilm rundum Integration und Familie, das Zurechtfinden in einem fremden Land und einen ganz großen Traum. Wie zuletzt Die Schule der magischen Tiere setzt auch Träume sind wie wilde Tiger auf farbenfrohe Gesangeinlagen und dynamische Jungdarsteller*innen und dürfte damit am ehesten sein Kernpublikum erreichen. 

Vielen anderen, allen voran erwachsenen Zuschauer*innen, bieten sich zwar gelegentlich schwarzhumorige Elemente, aber auch einige Unebenheiten. Mal wird das stereotypisierte Auftreten der indischen Eltern von den wirklich überspitzten Figuren parodiert, mal fügt es sich auf seltsame Art und Weise in die filmische Realität ein. Stellenweise scheint der Film Assimilationsstrategien und aktuelle Diskurse in Bezug auf Migrant*innen aufs (Reis-)korn zu nehmen, wird dabei aber niemals konkret. Vor allem jedoch stellt der Film genretypischen Überhöhungen vermeintlich überspitzte Rassismuserfahrungen gegenüber. Nur leider sind ein Großteil dieser Erfahrungen weit weniger von der Realität entfernt und deutlich ernstzunehmender in der Lebenswirklichkeit vieler Mitmenschen verankert, wie es die witzelnde Inszenierung einzelner Szenen, beispielsweise einer verhementen Fahrkartenkontrolle im Bus, zunächst wirken lässt. 

Wie viel Differenzierung und Themenausleuchtung einem Film dieser Art zugetraut werden sollte, muss das Publikum an dieser Stelle selbst für sich entscheiden. Abseits des Themenfeldes Integration nimmt sich Träume sind wie wilde Tiger noch vielen weiteren Problematiken an, die nicht nur Hauptperson Ranji, sondern auch dessen gleichaltrige Nachbarin Toni () betrifft. Es geht um Gruppendynamiken, Mobbing, die Beziehung der Eltern und Jobprobleme. Eine Staffelei an Schwierigkeiten, die während anderthalb Stunden kaum bearbeitet werden kann, aber dennoch die typischen Botschaften zum Thema Glauben an die eigenen Träume und den Einsatz gegen Ausgrenzung gut verpackt. Getragen wird der Film von Hauptdarsteller  und seinen Tanz- und Gesangseinlagen. 

Immer wenn Träume sind wie wilde Tiger vor Farben oder kreativen Einfällen in Musikvideos sprüht, schafft es der Film, die Lebenswelt der jungen Hauptfigur greifbar einzufangen. Dann gelingt es nicht nur, einige zugegebenermaßen oberflächliche Bollywood-Referenzen einzustreuen, sondern auch den Gedanken Ranjis Form und Farbe zu verleihen. Die Musical-Elemente verhelfen über längst etablierte Storyelemente hinweg und vielleicht auch dabei, die ein oder andere Frage nach der Logik zu verwerfen.

Fazit

„Träume sind wie wilde Tiger“ ist in seinen besten Momenten farbenfroh und energetisch choreographiert, an anderen Stellen jedoch ordentlich klischeereich und überzogen. Inmitten einer temporeichen Inszenierung und der mitunter merkwürdigen Gewichtung von oberflächlichen Überhöhungen überzeugt in erster Linie die Performance des Hauptdarstellers, der Film als Ganzes vermutlich nur ein jüngeres Publikum.

Kritik: Paul Seidel

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