Adi ist 17 Jahre alt und besucht seinen Geburtsort im Donau-Delta. Eines Abends wird er das Opfer eines brutalen Angriffs. Doch statt ihm beizustehen, enthüllt das kleine Dorf ihm gegenüber sein wahres Gesicht.
Wirkungsvoller als mit den exemplarischen Ereignissen seines dritten Spielfilms enthüllt Emanuel Parvu (The Detonator) das Wuchern von Bigotterie und Rückständigkeit hinter der modernen Fassade einer scheinbar zeitgemäßen Gesellschaft durch die markanten Schwächen seiner Inszenierung. Selbige wirkt fast schon repräsentativ durch ihre Kompilation reaktionärer Narrative, flacher Charaktere und dramaturgischer Objektivierung. Diese wecken nicht nur Zweifel an den aufklärerischen Ambitionen, die das sozialkritische Sittenbild vor sich her trägt, sondern zementieren Ressentiments und diskriminatorische Strukturen.
Letzte manifestieren sich auf der Leinwand durch das Ausblenden sowohl der Perspektive als auch der Persönlichkeit der Figur, um die das Geschehen konstruiert ist. Fast volljährig kehrt Adi (fehlbesetzt: Ciprian Chiujdea) zwischen zwei Semestern zurück ins elterliche Zuhause. Das pittoreske Heim in einer kleinen Gemeinde im Donau-Delta wirkt befremdlich malerisch in Anbetracht der erschütternden sozialen, institutionellen und familiären Gewalt, die über Adi hereinbricht - obwohl er dort sozialisiert wurde, offenbar gänzlich unerwartet.
Doch der Jugendliche, der mehr wie Ende Zwanzig aussieht, ist eben kein glaubhaft ausgearbeiteter Charakter, sondern ein Punchingball. Für die Söhne eines bedrohlichen Nachbarn, dem Adis Vater (Bogdan Dumitrache, Mutter und Sohn) Geld schuldet, und die Story. Die macht ihn erst zum Opfer eines queerfeindlichen Überfalls, dann zur Zielscheibe polizeilichen, bürgerlichen und familiären Victim Blamings. Das reicht von absichtlicher Verschleppung des Kriminalfalls bis zum von seiner Mutter (Laura Vasiliu, The Crucifixion) bestellten Exorzismus beim örtlichen Priester.
Fazit
Das Verhalten der queeren Klischee-Figur Emanuel Parvus fragwürdigen Dramas motiviert statt Psychologie eine ihr Malträtieren voyeuristisch ausbeutende Dramaturgie. Relevant erscheint das Leid Betroffener lediglich in ihren Konsequenzen für deren aggressiv traditionalistisches Umfeld. Protagonist im eigentlichen Sinne ist der Vater des Opfers, das nicht als Mensch erscheint, sondern Vehikel einer Lehrbuchlektion über - und in - Bigotterie. Letzte sickert sowohl durch die zähen Dialoge als auch monotonen Kameraeinstellungen der inhaltlich und inszenatorisch gleichsam rückständigen Story.
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