Regisseur Samuel Fuller („Vierzig Gewehre“) konnte zu seinem Lebensende auf eine überaus interessante Filmographie zurückblicken. Diese begann wohl so richtig mit „Die Hölle von Korea“, dem ersten Film, der sich mit dem Koreakrieg beschäftigte und noch zu Kriegszeiten produziert und vertrieben wurde. Da es sich hierbei durchaus um einen Film handelt, der den Krieg kritisch beäugt, ließ sich der US-amerikanische Senator Joseph McCarthy nicht lange auf sich warten und diffamierte den Film als „kommunistische Propaganda“. Das ist natürlich Schwachsinn, hält aber einmal mehr richtig saftig vor Augen, wie gut Propaganda funktioniert, wenn sie Angst und Hass nutzt und alles andere als Propaganda abstempelt.
Der Film selbst beginnt mit einigermaßen sanften Tönen, wenn der noch vor dem Vorspann zu lesen ist, dass der Film der amerikanischen Infanterie gewidmet ist. Jenen Soldaten, die zu Zeit des Films in einem Stellvertreterkrieg ihr Leben für Fantasien und Manien von Politikern auf das Spiel setzen mussten - etwa zehn Jahre nach dem Eintritt der amerikanischen Streitmächte in den Zweiten Weltkrieg. Der titelgebende Stahlhelm (Originaltitel: „The Steel Helmet“) ist es dann, der Sgt. Zack (gespielt von Gene Evans, „Schock-Korridor“) gleich zu Beginn des Films das Leben rettet. Eigentlich nicht einmal das, der Helm ist nämlich komplett von dem Geschoss durchbohrt worden, der Einschuss war bloß etwas zu hoch. Drei Zentimeter, die über alles und nichts entscheiden. Drei Zentimeter tiefer und ein Brief wäre an Zacks Familie tausende Kilometer östlich geschickt worden. Er war ein Held, aber „stuff happens“.
Zack trifft während des Krieges auf einen südkoreanischen Jungen, der gegen „die Roten“ ist und den Soldaten begleiten möchte. Diese Beziehung zwischen Zack und dem Koreaner nutzt der Film geschickt, um in dem Krieg eine Freundschaft entstehen zu lassen, um aus dem Soldaten einen Menschen in Uniform zu machen. Anfangs ist Zack noch sehr rüpelhaft zu dem Jungen, mit der Zeit aber lernt er, Gefühl zu zeigen. Etwas, was er sich vorher abtrainiert hat, um zu überleben. Am Ende nimmt sich Zack, der bis dahin für eine gute Stunde stets brüllt, rotzt und andere beleidigt, sogar eine Minute der Ruhe. Er kümmert sich einmal mehr um seinen minderjährigen Begleiter und genießt dann die Stille. Es gibt halt für alles ein Maß und das ist irgendwann voll.
„Was soll denn der Zettel an deinem Helm?“
- „Das ist an Buddha, damit die Kugeln mich nicht treffen.“
„Achso, ich dachte du hättest das Preisschild dran gelassen.“
Zack versteht nicht, weshalb der Junge sich mit Gebeten zu schützen versucht. Für die Soldaten ist Gott entweder tot oder doch nicht allwissend, was letztendlich eh das gleiche ist. Der Glauben an eine höhere Macht erscheint hier absurd; zu befremdlich wirkt das, was die Männer bis dahin sehen und durchleiden mussten. Immer wieder bindet Samuel Fuller Elemente ein, die den non-existenten Glauben im verlorenen Paradies thematisieren. Zack schmeißt einen ähnlichen Zettel, den der Junge für ihn anfertigt, etwas wütend in den Schlamm. Eine Musikbox, auf der „Fat Paul“ steht, bekommt seine Häme ab. Dabei hieß der Schriftzug ursprünglich „Father Paul“, da der Vater des Soldaten Pfarrer war. Die fehlenden Buchstaben wurden weggebrannt.
Der Film erzählt, entlang dieser Linien, letztendlich eine Geschichte über die Suche nach Ruhe, das Warten auf die Wiedergeburt einer Welt, die durchzudrehen scheint. Fuller schickt die Soldaten in Korea auf die Suche nach einem Ausgang. Ein Ausgang aus den Wirren und dem Geballer, dem Krach, hin zu einer Oase der Weisheit. Das Leben war doch ursprünglich als Geschenk gedacht, wieso fühlt es sich gar nicht so an? Der Krieg ist eben nicht voll mit glänzenden US-amerikanischen Nationalhelden. Stattdessen gibt es hier Menschen, die keinen Platz in der Welt zu haben scheinen. Fuller geht es dabei nicht um die politischen Aspekte des Koreakrieges (auch wenn Joseph McCarthy das so sieht), nicht um die Notwendigkeit des Krieges; es geht nur um die persönlichen Aspekte des Soldaten Sgt. Zack, der wohl lieber seine letzte Ruhe genießen würde, als weiterlaufen zu müssen. Aber er muss. „There is no end to this story.“