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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Mitten in der Nacht flieht Renuka aus einem Bordell in Delhi, wo sie einen Polizeibeamten aus Notwehr erstochen hat. In einer Gemeinschaft von Sexworkern im Norden des Landes findet sie Zuflucht und trifft Devika, zu der sie sich magisch hingezogen fühlt. Zwischen den beiden Frauen erblüht eine Romanze, die ihr Umfeld jedoch nicht dulden will. Sie schmieden einen Plan zur Flucht.

Kritik

Sexarbeit in einem restriktiv konservativen Umfeld, lesbische Liebe in einer intoleranten Gesellschaft, die mittellose Unterschicht gegen die einflussreiche Elite, zwei Frauen in verzweifeltem Kampf gegen ein skrupelloses Patriarchat: Die Story Konstantin Bojanovs (The Good Driver) spekulativer Liebesgeschichte, das in Cannes in der Sektion Un Certain Regard Premiere feiert, schreit fast hörbar danach, als feministischer Fortschritt gefeiert zu werden. Als rau und rebellisch wie die unerschrockene Hauptfigur, die für ihre junge Geliebte Devika (Omara) kämpft - buchstäblich bis aufs Blut.

Doch jeder Schritt der desillusionierten Sexarbeiterin Nadira (beeindruckend: Anasuya Sengupta), die nach auf der Flucht vor der Polizei den hinduistischen Namen Renuka annimmt, auf ihrem mit Negativ-Stereotypen gepflasterten Weg von Delhi in die nördliche Provinz enthüllt mehr Kalkül, Konservativismus und Klischeehaftigkeit des vorhersehbaren Mix aus Romanze, Sozialdrama, Krimi und Korruptionsthriller. Der krankt nicht nur an der Überfrachtung und Überforderung mit sozialpolitischen Reizthemen, die visuell und dramatisch auf destruktive Vorurteile reduziert werden, sondern einer patriarchalischen Perspektive. 

Beide ergeben ein glaubhafteres Paar als die Protagonistinnen, deren für Zuneigung letztlich seitens Renuka eher mütterlich wirkt und zuvor für straighte Schaulust aufbereitet wird. Eine paradox queerphoben Tendenz zeigt sich zudem in den Negativporträts der einzigen anderen queeren Person und der paradigmatischen Perversion eines implizit schwulen Lokalpolitikers. Die dezidiert abwertende Darstellung von Sexarbeit verstärkt das Stigma, das dramatisch lamentiert, aber nie hinterfragt wird. Und mangels weiblicher Solidarität ist Renukas Retter in der Not - ein Mann.

Fazit

Geprägt von einem white male gaze, der die weiblichen Hauptfiguren insbesondere in Szenen sexueller Gewalt, Erniedrigung und Autoaggression objektiviert, sexualisiert und exotisiert, ist die perspektivische Problematik Konstantin Bojanovs reißerischer Crime Story geradezu exemplarisch für die konservativen Festival-Strukturen. Die verschließen sich Frauen, queeren und nicht-weißen Menschen, deren Geschichten von anderen appropriiert werden. Mit fragwürdigen Mitteln, falschen Aussagen und Prestige heischendem Sensationalismus. In dem derivativen Szenario sticht allein das Schauspiel Anasuya Senguptas mit seiner zornigen Kraft hervor.

Kritik: Lida Bach

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