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Inhalt

Konstantinopel kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914: Die einst so lebendige und multikulturelle Hauptstadt des Osmanischen Reiches droht im Chaos zu versinken - und mit ihr der begabte Medizinstudent Michael. Als die attraktive Künstlerin Ana an der Seite ihres Geliebten, dem amerikanischen Fotojournalisten Chris Myers, aus Paris eintrifft, verliebt er sich Hals über Kopf in sie. Verbunden durch ihre gemeinsamen armenischen Wurzeln entfacht zwischen Ana und Michael eine unbeschreibliche Anziehungskraft, der Beginn einer leidenschaftlichen Liebe. Doch schnell werden sie von der harten Realität des eskalierenden Krieges eingeholt und müssen aufgrund eines drohenden Genozids auf der Flucht bald nicht nur füreinander, sondern auch ums nackte Überleben kämpfen.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Welch entscheidende Rolle die Online-Medien mittlerweile auch auf politischer Ebene spielen, zeigte der Wahlkampf von Donald Trump im letzten Jahr. Nur wenige Wochen, bevor der neue US-Präsident gewählt wurde, hielt die politische Propaganda mittels der Online-Medien auf eindrückliche Weise erneut Einzug in die Filmwelt. Der neue Film von Hotel Ruanda-Regisseur Terry George lief im September 2016 auf den Filmfestspielen in Toronto, wo er einem überschaubaren Publikum vorgeführt wurde. Kurze Zeit später hagelte es auf der populären Filmwebseite IMDb zehntausende Ein-Stern-Wertungen. Nur die wenigsten der verantwortlichen User konnten den Film vorher in Augenschein genommen haben. Als politisches Statement folgten daraufhin zehntausende Zehn-Sterne-Wertungen, sodass der Film auf IMDb mittlerweile eine durchschnittliche Wertung von 6,0 erreicht hat. An den Kinokassen ging der Film bisher sang- und klanglos unter. Den Einnahmen von 9 Millionen Dollar steht ein Budget von 90 Millionen Dollar gegenüber. Doch welches brisante Thema hatte Terry George da an Land gezogen, dass der Film ein derartiges politisches Echo nach sich zog?

Das Historiendrama The Promise – Die Erinnerung bleibt widmet sich, genau wie Hotel Ruanda, der unermesslichen Unterdrückung einer Minderheit, die im Völkermord gipfelt. Der Film spielt zu Beginn des ersten Weltkriegs in Konstantinopel und anderen Gegenden des damaligen Osmanischen Reiches. Die historische Rahmenhandlung konzentriert sich dabei auf den Genozid an der armenischen Bevölkerung, der bis heute von der türkischen Regierung geleugnet wird. Mittlerweile konnte belegt werden, dass es sich bei dem Sturm an Negativ-Wertungen um eine gezielte Massenkampagne handelte, die von der türkischen Regierung oder nationalistischen Gruppierungen initiiert worden ist. Damit löste das neue Werk von Terry George, ganz unabhängig von seinen cineastischen Qualitäten, eine Form der politischen Propaganda aus, auf die man sich in nächster Zeit wohl noch häufiger gefasst machen sollte.

Für sein Engagement und seinen Mut, ein Tabuthema wie dieses in Angriff zu nehmen, gebührt dem Regisseur und Drehbuchautor von The Promise ohne Zweifel Respekt. Der Film gilt als sein Herzensprojekt und transportiert einen humanistischen Aufschrei, der es verdient, Gehör zu finden. Terry George schuf nicht nur die teuerste Filmproduktion über den Genozid am armenischen Volk, sondern konnte auch eine wahrhaft prominente Besetzung für sein Projekt ins Boot holen. So spielt Oscar Isaac den willensstarken Armenier Mikael Boghosian, der mit der Mitgift seines Schwiegervaters nach Konstantinopel reist, um ein Medizinstudium anzutreten. Zu Gast bei seinem Onkel lernt Mikael die Tänzerin Ana Khesarian (Charlotte Le Bon) kennen, die in der Nähe seines Heimatortes aufgewachsen ist, und verliebt sich in sie. Die Verlobung Mikaels ist jedoch nicht das einzige, was der Liebe zwischen den beiden im Weg steht. Dem amerikanischen Journalisten Chris Myers (Christian Bale) liegt nämlich etwas an seiner Beziehung zu Ana. So entspinnt sich eine turbulente Dreiecksbeziehung vor dem Hintergrund der beginnenden Kriegshandlungen und der Verfolgung der Armenier.

Angesichts der erschütternden Gewalt, die Menschen in dieser Zeit erleben mussten, mag die Kraft der Liebe als Waffe gegen Tod und Leid einen angemessenen Gegenpol für die Geschichte abgeben. The Promise ist bei weitem nicht der erste Film, der eine Liebesgeschichte in den Wirren politischer Unruhen und menschlicher Gräueltaten erzählerisch ausbreitet. Doch im Gegensatz zu Werken wie Doktor Schiwago entgleitet dem Drehbuch von Terry George und Robin Swicord das Liebesmärchen allzu oft in übertrieben schmachtende Ausdrucksweisen. Obwohl Charlotte Le Bon und Oscar Isaac ein erlesenes Paar abgeben und die Geschichte voranzutragen imstande sind, prallt die Romanze unausgewogen auf die historische Rahmenhandlung. Jeder einzelne Stein auf dem Weg zum Glück ist zu vorhersehbar. Erst das konsequente Ende stimmt bezüglich der Liebesgeschichte ansatzweise versöhnlich.

Die Darstellung des politischen und gesellschaftlichen Hintergrundes gelingt dem Film jedoch an vielen Stellen. Durch die Figur des Emre Ogan (Marwan Kenzari), eines türkischen Medizinstudenten, wird eine differenzierte Sichtweise auf die türkische Bevölkerung zugelassen und das stumpfe Gut-Böse-Schema aus den Angeln gehoben. Trotz der melodramatischen Verwässerung durch die Romanze gelingt es The Promise, in unmissverständlich und akkurat inszenierten Bildern das unverzeihliche Schicksal des armenischen Volkes darzustellen. Es ist kein Zufall, dass einzelne Szenen an Filme über den Holocaust erinnern. So kann The Promise durchaus seine Wirkung als filmisches Mahnmal entfalten. Und trotzdem lässt die Umsetzung ein unbehagliches Gefühl zurück, das am besten mit einer flüchtigen Erinnerung an eine kurze Sequenz aus dem Film illustriert werden kann: Als Mikael bei einer Unterkunft von armenischen Waisenkindern ankommt und Ana ihn nach einer Zeit der Trennung das erste Mal zu Gesicht bekommt, scheint es so, als stütze sie sich beim Aufstehen leicht am Kopf eines vor ihr sitzenden, von Leid gezeichneten Kindes ab, um der Liebe ihres Lebens in die Arme zu stürzen.

Fazit

Das neue Werk von Terry George löste noch vor seiner Kinopremiere ein politisch motiviertes Downvoting aus, welches die Leugnung des Genozids an der armenischen Bevölkerung von Seiten der türkischen Regierung widerspiegelt. Abgesehen von dieser oberflächlichen Bewertung des Films aufgrund seines Inhaltes, gelingt es „The Promise“ über weite Strecken, eine differenzierte Darstellung historischer Begebenheiten zu entfalten. Der humanitäre Weckruf ist dem Film dank der gekonnten Inszenierung und beherzter darstellerischer Leistungen zu entnehmen. Nur das zuckersüße Liebesdreieck, das einen beachtlichen Teil des Films einnimmt, hinterlässt auf seinem Kollisionskurs mit der historischen Rahmenhandlung einen faden Beigeschmack. Trotz seiner Schwächen verdient dieser Film die Aufmerksamkeit eines großen Publikums. Allein um dem guten Willen aller Beteiligten Respekt zu zollen.

Kritik: Jonas Göken

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