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Inhalt

Als der College-Professor Richard eine lebensverändernde Diagnose erhält, beschließt er sein Leben umzukrempeln. Nur noch sechs Monate bleiben ihm übrig und die will er in vollen Zügen leben. Seine langweiligen Studenten würgt er sofort ab, denn warum noch kostbare Minuten mit schlechten Gedichten verschwenden? Stattdessen geht es in den Vorlesungen plötzlich darum, wo man das beste Marihuana herbekommt. Ohne sich weiter an die engen Fesseln der gesellschaftlichen Konventionen halten zu müssen, geht es dem sterbenden Hochschullehrer plötzlich so gut wie schon lange nicht mehr. Mit einem beißenden Sinn für Humor, einer rücksichtslosen Ader und einem Hauch von Wahnsinn stürzt er sich durch alle Laster - Trinken, Rauchen, Sex. Außerdem äußert er sich ehrlicher und furchtloser allen gegenüber, die ihn ärgern. Seine ausgelassene Reise führt ihn dazu sich mit der Wahrheit zu arrangieren und während die Uhr immer weiter abläuft, die Menschen die er liebt ein letztes Mal zu umarmen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Es war einmal…das Independent-Wunderkind Johnny Depp. Das trotz frühen Ruhms durch den Teenie-Straßenfeger 21 Jump Street und der Adoption durch Tim Burton – beginnend 1990 mit dem wunderbaren Edward mit den Scherenhänden – lange nicht dem Reiz des schnellen Geldes erlag. Obwohl sein einmaliges Talent unübersehbar war, er jedes Attribut eines neuen James Dean mit sich brachte und er trotz seiner selbstgewählten Bescheidenheit so übermäßig Pop-kulturell-populär war, ließ er lange Zeit sämtliche Angebote aus Blockbuster-Hollywood links liegen. Lieber las er wirklich Drehbücher und entschied sich für Rollen, in denen er glänzen konnte. Alles nahm eine Wendung mit Fluch der Karibik, der für Depp im wahrsten Sinne des Wortes Fluch und Segen zugleich wurde. Plötzlich bestbezahlter Schauspieler der Welt und auch im Feuilleton ein Megastar ging es mit ihm künstlerisch wie privat radikal bergab. Viele seiner letzten Filme waren für Fans der ersten Stunde kaum zu ertragen und das desaströse Bild bei den, aus gutem Grund, immer seltener werdenden öffentlichen Auftritten nur noch beschämend. Es klingt abgedroschen, aber Totgesagte leben länger – oder wenigstens für 90 Minuten.

Bei Richard Says Goodbye bzw. dem „deutschen“ Alternativtitel The Professor kehrt Johnny Depp zu seinen Wurzeln zurück. Ob freiwillig oder notgedrungen bleibt spekulativ und natürlich ist es nicht mehr der rebellische Windmühlen-Ritt eines aufregenden Jahrhunderttalents gegen die kommerzielle Belanglosigkeit. Dieser Film ist für seinen Hauptdarsteller ein kleines, auf der Fußschwelle drapiertes Geschenk und er war trotz seiner unbestreitbaren Umnachtung der letzten Zeit clever genug, es nicht leichtfertig zu vergeuden. Der zweite Spielfilm von Regisseur & Autor Wayne Roberts (Katie Says Goodbye) wirkt wie eine Zeitkapsel. Johnny Depp, weg vom verwirrten Dauer-Fasching und exzessiven Rote-Teppich- und Yellow-Press-Kapriolen. Zumindest auf der Leinwand wieder geerdet und seriös. Oder wenigstens in einer erprobten, beinah vergessenen Wohlfühlzone, die er trotz des ganzen Unfugs immer noch wie kein Zweiter beherrscht. Fast intuitiv, möchte man meinen.

Diagnose Lungenkrebs. Zwar nie geraucht und auch sonst das Leben statt auf der Überholspur eher auf dem Standstreifen erfahren, so unfair ist das manchmal. Als College-Professor Richard fällt Johnny Depp aus allen Wolken, aber nach kurzer Verzweiflung schaltet er schnell in den Fuck-Off-Modus. Statt alle über seinen Zustand aufzuklären verhält er sich ihnen gegenüber einfach so, wie es ist – er hat nichts mehr zu verlieren. Der untreuen und längst nur noch ertragenen Ehefrau geigt er zynisch die Meinung, der eigene Englisch-Kurs wird dank radikaler Unterrichtsmethoden um den langweiligen Ballast entschlackt und da die Hülle eh vor die Hunde geht, wird jedes körperliche Laster nun mit Wonne ausgelebt. Auch mal Experimente eingegangen, wozu sich noch schämen? Jede lebendige Erfahrung ist jetzt ein Gewinn.

Mit dieser Einstellung wirkt The Professor nicht etwa verharmlosend, sondern authentisch und von der bleiernen Schwere eines Sterbedramas elegant entledigt. Auch da Wayne Roberts nicht so blauäugig ist, als dass er damit bis zum Ende durchkommt. Selbstverständlich muss das Thema irgendwann auch seine ironische Schale ablegen, dies gelingt aber (meistens) in einer homogenen Dynamik. Sicher gibt es mal einen halben Witz zu viel und so unprätentiös wie er gerne wäre ist The Professor am Ende vielleicht auch nicht. Dabei aber mit empathischen und wirklich realistischen Einsichten geprägt, die nicht erschlagend oder ausbeuterisch daherkommen. Ganz großen Anteil hat daran der wiedererstarkte Johnny Depp, für den viele Szenen maßgeschneidert sind, aber dass er sie überhaupt erfüllen kann war zuletzt mehr als fraglich. Am Ende steht ein Film, den man so von seinem Star nicht mehr erwartet hätte, obwohl er sie früher wie selbstverständlich aus dem Ärmel geschüttelt hat.

Fazit

Ein bemerkenswertes Lebenszeichen von Johnny Depp, auch wenn es kaum größeren Anklang finden dürfte. Verglichen mit der ganzen, blassen Maskerade der trostlosen Vergangenheit ist „The Professor“ eine kleine Wohltat. Mehr nicht, aber definitiv auch nicht weniger.

Kritik: Jacko Kunze

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