Inhalt
Ward James (Matthew McConaughey) kehrt im Sommer 1969 zurück in seine Heimatstadt Lately. In dem verschlafenen Örtchen in Floridas Sumpfgebiet will der erfolgreiche Journalist der Miami Times zusammen mit seinem farbigen Kollegen Yardley Acheman (David Oyelowo) den Fall des möglicherweise zu Unrecht zum Tode verurteilten Hillary Van Wetter (John Cusack) untersuchen. Der psychisch Labile soll vor einigen Jahren den örtlichen Sheriff getötet haben. Seine Unschuld wollen die beiden Reporter und Wards als Fahrer engagierter kleiner Bruder Jack (Zac Efron) mithilfe von Hillarys Verlobter Charlotte Bless (Nicole Kidman) beweisen. Die heiße Blondine pflegt eine intensive Brieffreundschaft zum unkooperativen Todeskandidaten und soll ihn mit ihren Reizen zum Reden bringen. Mit ihrer lasziven Art verdreht sie nicht nur dem vermeintlichen Mörder den Kopf, sondern auch dem jungen Jack.
Kritik
Regisseur Lee Daniels, bekannt geworden durch seinen gefeierten Film „Precious – Das Leben ist kostbar“, verzaubert diesmal nicht mit einem einfühlsamen Drama, sondern spaltet die Meinungen durch einen kontroversen Thriller. Gern wird „The Paperyboy“ in die Kategorie ‚Trash’ geworfen, jedoch ohne dass er dort eigentlich einen verdienten Platz hätte. Dennoch ist es schwer den Film zu- bzw. einzuordnen, denn nichts an ihm ist eindeutig. Trash-Filme sind so schlecht und teilweise billig, dass sie schon wieder gut sind und unterhalten. Die Grundelemente dafür sind durchaus vorhanden, so ist es nicht – angefangen bei den Schauspielern:
Der Film wurde mit einem gut durchmischten Cast besetzt. Auf der einen Seite wäre da Botox-Queen und One-Face-Wonder Nicole Kidman und auf der anderen Seite „High School Musical“ – Star Zac Efron, welcher krampfhaft versucht sein Teenie-Immage loszuwerden. Begleitet werden diese beiden von Sexiest Man Alive Kandidat Matthew McConaughey und Mr. Charming John Cusack. Der Cast für einen Trash-Film war dementsprechend durchaus vorhanden. Woran hapert es nun also, dass der Film nichts Halbes und nichts Ganzes ist?
Liegt es womöglich an der Story? Diese war ja durch den gleichnamigen Roman von Peter Dexter, erschienen im Jahr 1995, vorgegeben und wurde kurzerhand als Bestseller hochgejubelt und sogleich als Filmstoff gehandelt. Die Umsetzung dauerte bekanntlich seine Zeit, was die Erwartungen an den Film nur noch höher schraubte. Gut Ding will Weile haben, wenn’s denn wenigstens etwas bringen würde.
Doch bevor wir uns weiter auf die Suche nach Ursache und Wirkung für einen letztendlich durchschnittlichen Film begeben, werfen wir erst einmal einen Blick auf die Story: Nachdem er verdächtigt wird, den Sheriff getötet zu haben, wird Hillary Van Wetter (John Cusack) zum Tode verurteilt. Während er sich seinem Schicksal fügend im Todestrakt auf seine Hinrichtung wartet, erweckt er die Aufmerksamkeit und das (Mit)Gefühl der durchgeknallten Vierzigerin Charlotte Bless (Nicole Kidman), die sich schon bald in den Kopf setzt, ihre neue große Liebe zu heiraten. Währenddessen versucht Reporter Ward James (Matthew McConaughey) Schlampereien in der Zeit des Prozesses aufzudecken und Van Wetter so das Leben zu retten. Sein wenig ambitionierter kleiner Bruder (Zac Efron) soll ihm dabei helfen und verliebt sich währenddessen unsterblich in Charlotte.
Was im Buch funktioniert, geht hier komplett in die Hose. Zahlreiche Handlungsstränge lassen einen den Überblick verlieren und verwirrend den roten Faden suchen. Handelt es sich nun um einen Südstaatenthriller, welcher sich kritisch mit Rassismus und Unterdrückung auseinander setzt oder doch eher um einen verstörenden Erotikthriller? Die Entscheidung bleibt wohl am Zuschauer selbst hängen. Merkwürdige Psychosen, brutale Gewaltakte und verstrickte Dreiecksgeschichten komplettieren das wahllose Durcheinander. Die Grenzen zwischen gewolltem Trash und an die Nieren gehende realistische Gewalt ist hier hauchdünn und auch der Grund, warum der Film nicht so richtig funktionieren will.
Positiv ins Auge fallen jedoch die einzelnen schauspielerischen Leistungen. Denn John Cusack ist alles andere als charmant und sympathisch, sondern vielmehr ekelerregend und regelrecht widerlich. Matthew McConaughey ist nicht gerade sexy und Nicole Kidman auffallend präsent wie schon lange nicht mehr. Gerade sie als schrille und extravagante Charlotte erobert durch ihre mutige Darstellung die Leinwand. Einzig Zac Efron bleibt hinter all dem recht blass zurück und weiß sich nicht hervorzuheben Herrlich erfrischend ist es mit anzusehen, wie jeder einzelne Schauspieler mit seinem persönlichen Image spielt und dieses mal eben kurzerhand umdreht.
Wer sich den Film zuerst auf Blu-ray zu Gemüte führt, wird anfangs noch etwas verwirrt sein. Während Filme wie „Death Proof“, „Planet Terror“ oder auch „Machete“ in ihrem Stil eindeutig sind, kommt bei „The Paperboy“ die Frage auf, ob das krisselige Bild ein Stilmittel oder schlechte Blu-ray Qualität ist. Gut gelungen ist zumindest das Zusatzmaterial, welches ein Making Of, Interviews von Cast & Crew (welches noch einmal etwas mehr Aufschluss über den Film bietet) und ein Feature „Hinter den Kulissen“ beinhaltet.
Fazit
„The Paperboy“ verliert sich zu sehr in verschiedene Handlungsstränge um den Zuschauer ausreichend bei Laune zu halten. Wer sich dennoch für die Story interessiert, sollte lieber zum Buch greifen. Einzig die schrägen Figuren und die entsprechende Besetzung weiß zu überzeugen.