Inhalt
An seinem 16. Geburtstag wird der jugendliche Delinquent Fin niedergeschlagen und wacht in einer Scheune auf. Sein Entführer ist niemand anders als der frustrierte Englischlehrer Mister Gale, der ihm und seinem Freund eine Lektion erteilen will, die sie nicht so schnell wieder vergessen.
Kritik
Es gibt Genre, die sich gut miteinander vertragen, solche die sich schlecht miteinander vertragen und solche, die vorher noch nie miteinander kombiniert wurden. In ihrem Debüt als Regisseurin probiert sich Ruth Platt daran, eine Teenager-Romanze mit einem Saw-artigen Thriller zu kombinieren. In einer Welt, in der Zombie-Rom-Com ein relativ erfolgreiches Subgenre geworden ist (Shaun of the Dead, Life After Beth, Warm Bodies, Pride & Prejudice & Zombies,...), sollte man jeder ungewöhnlichen, neuen Idee erstmal einen Vertrauensvorschuss geben. The Lesson verspielt dieses Vertrauen aber systematisch und nachhaltig.
Der Film zündet aber nicht (nur) wegen der fragwürdigen Kombination von Stilelementen fehl, sondern weil es zwischen diesen absolut keine Überleitung gibt. Die ersten zwanzig Minuten ist der Film ein langsam gepacetes Jugenddrama, dann kommen aus dem Nichts zwanzig Minuten Gewalt und irrsiniger Monolog, der wiederum jäh unterbrochen wird um zu zeigen, wie Mia zwanzig Minuten lang auf der Suche nach Fin durch die Gegend gurkt, bis auch sie zusammenhangslos aufgegriffen wird. Diese jähen Brüche holen einen nicht nur komplett aus der gerade aufgebauten Stimmung heraus, sie lassen auch eine Menge Szenen willkürlich und aussagelos erscheinen. Was sie oftmals auch sind. Es werden beispielsweise immer wieder Schwarz-Weiß Rückblenden in Fins frühe Kindheit gemacht, die allerdings keinen Zusammenhang untereinander oder mit der Handlung haben oder auch nur für sich etwas aufdecken, dass nicht bereits in Dialogen ausformuliert wurde.
Irgendwann ergeht sich der Film in einem vor Gewalt sprühenden Höhepunkt, der so weit in den Bereich des schlecht gemachten Splatter vorrückt, dass alle vorhergehende Seriösität neutralisiert wird. Da platzen Plastikkörperteile auf und es spritzt Kunstblut auf die Linse, während Extreme Close-Ups gemacht werden und die Kamera vorwärts bewegt wird. Klassische low budget Splatter-Techniken, die in einem anderen Film Spaß machen und funktionieren würden. Hier ruinieren sie einfach nur, was der dramatische Höhepunkt des Films sein sollte.
Aber noch deplazierter fühlt sich das Ende an. Vom Splatterfinale aus werden noch einige Dinge zu Ende gebracht, nur um den Film in einer Teenager-Sexszene Ende zu lassen. Der Übergang von abgetrennten Gliedmaßen, platzenden Köpfen und einer Nagelpistole zu diesem Zeitpunkt dauert weniger als zehn Minuten. Das ist wohl eine der fragwürdigsten und geschmacklosesten Überleitungen seit Bloodrayne 3 - The Third Reich.
Fazit
"The Lesson" fühlt sich an wie zwei grundverschiedene Filme, die man notgedrungen zusammengefügt hat, wie eine Art Frankensteinmonster. Hier wird versucht eine sensible Coming-of-Age Geschichte mit einem gorigen Psycho-Thriller zu kombinieren und fährt beides komplett gegen die Wand. Die Umbrüche sind viel zu plötzlich, die Splatter-Elemente am Ende sind lächerlich und es gibt überhaupt keine Pointe. Einziger Höhepunkt des Films ist der zentrale Monolog des von Robert Hands gespielten Mr. Gale.