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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Eigentlich wollte der begabte „Face Reader“ (in Korea eine lange Tradition und ein anerkannter Beruf) Nae-kyung (Kang-ho Song) nur ein ruhiges Leben abseits von Politik, Schwierigkeiten und der Gesellschaft verbringen. Doch Hunger und Geldnöten sowie ein unschlagbares Angebot, bringen ihn plötzlich in die Nähe des Königs und seinen vielen Widersachern. Nae-kyung soll die Gesichter aller wichtigen Personen am Hof lesen, damit er schließlich vermeintliche Verräter erkennt. Jedoch wartet der Feind bereits hinter verborgener Maske.

Kritik

Das südkoreanische Kino hat in den letzten Jahren mühelos bewiesen, dass nicht nur die Qualität sowie Optik der eigenen Filme anderen Ländern bereits weit überlegen ist, sondern dass es den Filmemachern auch immer wieder gelingt aus bekannten Genres etwas neues zu Zaubern und somit das Pulikum zu faszinieren. Ein bestimmtes Genre ist dabei seit einigen Jahren besonders im Fokus: Das opulente historische Drama. Und während uns dieses Jahr Filme wie „The Pirates“, „The Admiral: Roaring Currents“ oder „The Fatal Encounter“ erwarten, brachten in den letzten Jahren bereits Werke wie „The Masquerad“ (9 von 10 Punkte) oder „War of the Arrows“ (8 von 10 Punkte) die Kinokassen zum klingeln. Und dies sprichwörtlich, waren doch bei „The Masquerad“ alleine in Südkorea 10 Millionen Zuschauer in den Lichtspielhäusern. Ebenso erfolgreich war unterdessen „Face Reader“ von Regisseur Jae-rim Han („The Show Must Go On“, “Rules of Dating”), der alleine am ersten Wochenende über 6 Millionen Zuschauer in die Kinos lockte. Für uns eine immense Zahl, doch angesichts der Hauptdarsteller Kang-ho Song („The Host“, „Snowpiercer“) und Jung-Jae Lee („New World“, „The Thieves“) wohl kaum ungewöhnlich. Und ja, „Face Reader“ zeigt einmal mehr die höchsten Qualitäten Südkoreas, auch wenn an einigen Stellen die Geschichte etwas zu unscharf bleibt.

Egal ob Bewegung, Körperhaltung oder vermeintliche Gesichtszüge: Die Menschen sind eigentlich ein offenes Buch, welches es nur zu lesen gilt. Zumindest wenn man die richtige Sprache beherrscht. Und gerade dieses Mysterium greift „Face Reader“, zusammen mit den Drehbuchautoren Dong-Hyuk Kim und Jae-rim Han, gekonnt auf (zudem ist es in Korea eine lange Tradition) und entwickelt hieraus ein Katz- und Mausspiel, welches in einem tödlichen politischen Wettkampf endet. Allerdings zeigt uns Regisseur Jae-rim Han, abseits der kleinen Passagen von Detektivarbeit (die aber nur einen kleinen Teil der Geschichte ausmachen), die immer wieder mit einem leichten Humor aufgelockert werden,  viel eher ein feingezeichnetes Charakter-Drama, was sehr viel Wert auf seine Figuren legt. Und hier besonders: Die Entwicklung von Nae-kyung (einmal mehr fantastisch von Koreas Superstar Kang-ho Song gespielt). Jedoch hat dieser Fokus auch seinen Preis, denn während in „Face Reader“ immer wieder Figuren eingeführt werden, bleiben uns diese oftmals im Kern oder ihrer Motivation verschlossen. So zum Beispiel König Munjong oder eben auch sein Widersacher Prince Suyang (herrlich finster und intrigant von Jung-Jae Lee gespielt). Zwar bleibt der politische Kampf bestehen, doch eine starke soghafte Wirkung erreicht Regisseur Jae-rim Han über weite Teile der Geschichte nicht durch die Handlung, sondern einzig über seine Darsteller und die Figur des Nae-kyung.

Bis zum Finale allerdings: Denn wenn schließlich alle Dämme brechen und die Fäden sich zusammen ziehen, bleibt auch Nae-kyung nur eine Leere, die er nicht erwartet hätte. Dies reißt auch den Zuschauer aus seiner eigenen Hoffnung in Bezug auf die Geschichte. Ein Lehrbeispiel der Erzählkunst, sodass das Drama letztlich die überhand gewinnt. Und während so Charaktere, Geschichte und auch das politische Leid der Joseon Dynasty gelungen erzählt wird, kann uns auch die opulente Inszenierung in seinen Bann ziehen. Egal ob Ausstattung, Kostüme oder Soundtrack, „Face Reader“ zeigt hier einmal mehr die perfekte Detailverliebtheit des südkoreanischen Kinos. Das Kammerspiel aus Interpretation, Verräter-Suche, Familiendrama, Hoffnung und letztlich Wahnsinn, kann uns somit einmal mehr packendes historisches Kino offenbaren, welches nicht umsonst in Südkorea zum Kassenschlager wurde.

Fazit

Anders als es vielleicht den Anschein machen könnte, ist „Face Reader“ keineswegs eine Detektiv-Geschichte à la „Detective Dee“: Viel eher bietet uns Regisseur Jae-rim Han ein vielschichtiges Charakter-Drama, was uns gerade zum Ende hin trotz kleinerer Schwächen regelrecht von den Füßen reißt. Dies zusammen mit einer grandiosen darstellerischen Leistung, einer opulenten Ausstattung, vielen kleinen Prisen Humors und einer historisch bewegenden und realen Geschichte, gibt es südkoreanisches Kino, das einmal mehr schlichtweg Klasse beweist. Unbedingt sehenswert.

Kritik: Thomas Repenning

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