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Mehrere Tausend Jahre ist es her, dass die Eternals, eine Gruppe unsterblicher Superhelden, unter ihrer Anführerin Ajak auf die Erde kamen, um die Menschen vor der Vernichtung zu retten. Danach lebten sie lange im Verborgenen, doch nun sind sie gezwungen, ihre geheime Existenz preiszugeben, denn die Deviants, die ältesten Feinde der Menschen, planen, diese endgültig auszulöschen...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Nach Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings und diversen Serienproduktionen läuft die vierte Phase des Marvel Cinematic Universe mit dem neusten Ensemblefilm zu Hochtouren auf. Der Marvel-Einstand der diesjährigen Oscargewinnerin  (Nomadland) ist ein Heldenepos in Überlänge und sowohl Originstory als auch Get-Together übermächtiger Wesen. Wozu die Avengers fünf Filme brauchten, liefert Eternals in seinen mehr als zweieinhalb Stunden von allein: dutzende neue Charaktere, eine umfängliche Historie und noch mehr überirdische Fähigkeiten. Ein Kraftakt, - nicht nur innerhalb eines der aktuell erfolgreichsten Kinofilmfranchises, sondern vor allem innerhalb 157 Minuten, die das Gewicht einer Jahrtausende langen Geschichte auf ihren Schultern tragen.

Eternals fühlt sich stellenweise an wie ein typischer Film des MCU. Es geht um das Schicksal der gesamten Menschheit, die Gegner ebengleich oder noch mächtiger, häufig in Gestalt einfallsloser Echsenalien-Hybriden erscheinend. Zwischendrin gibt es One-Liner, zum Großteil blutleere Actionsequenzen, zahlreiche Save-the-Cat-Momente und Querverweise durchs MCU. Das alles ist jedoch nur ein Teil der Eternals. Der Teil, der am ehesten den Heldenüberdruss der letzten Jahre spüren lässt und in seinen Actionsequenzen nie so unterhaltsam und erfinderisch ist wie zuletzt Shang-Chi. 

Glücklicherweise jedoch nehmen sich diese Actionszenen zurück und strotzen nicht wie üblich vor reißerischer Zerstörungswut. Es gehen keine Großstädte und seelenlose Armeen im CGI-Gewitter nieder, und es gibt auch keinen vor Blitzen nur so zuckenden, musikalisch überhöhten Showdown. Die Action von Eternals erreicht nie ein überdimensionales Ausmaß, weder innerhalb der Geschichte noch mit ihrer Inszenierung. Zhao kreiert die Action solide, mitunter mit längeren Takes, – niemals herausragend, aber auch nicht ermüdend.

Ein größerer Fokus liegt hingegen auf den Figuren, deren ewiger Geschichte und deren Beziehungen untereinander. Keiner der Charaktere erhält ein durch und durch tiefgründiges Porträt, aber einen Einstand, der beinah dem gesamten Ensemble vergleichbare Screentime einräumt. Der Cast zeigt sich in großer Diversität, führt eine taubstumme Heldin ( als Makkari) ein und bettet eine einzelne homosexuelle Beziehung wesentlich organischer, doch ebenso leicht umgehbar in die Handlung ein wie zuletzt Jungle Cruise. Es ist kein Bruch mit und keine endgültige Befreiung aus, aber stellenweise ein Spiel mit dem Bild eines weißen, heteronormativen Superhelden.

Tatsächlich schafft es der Film, darüber hinaus Momente zu kreieren, in denen die Darsteller*innen aus den Genreschranken ihrer Charaktere ausbrechen und verwurzelte Gefühle zeigen und ausspielen können. In etlichen Einzelgesprächen wird somit ein Band zwischen den einzelnen Eternals geknüpft, welches trotz mangelnder Hintergrundgeschichte einzelner Vertreter*innen ein Gefühl für die Zusammengehörigkeit der Gruppe erzeugt. Die Eternals sind keine Helden per se, viel mehr wird an ihrer festgeschriebenen Bestimmung gerüttelt und deren Nichteinmischung hinterfragt. Die Abhandlung dieser Themen schöpft die kreativen Möglichkeiten und philosophischen Themen längst nicht aus, ist im Kontext dieses Superheldenuniversums aber durchaus akzeptabel.

 (Crazy Rich) als Sersei bleibt bis auf ihre Avancen und ihre Rolle als (plötzliche) Auserwählte recht blass,  (Game of Thrones) als Ikaris hingegen stemmt jede seiner Befindlichkeiten mit seinem Charisma. s Charakter Sprite  ist mehr als nur ein banaler Teeniecharakter,  (The Outside Story) als Phastos und  (Dunkirk) als Druig erhalten unverhofft rührende und aufwühlende Momente. Die meisten Charaktere funktionieren, trotz wenig eindrucksvoller Superkräfte, genau für ihre Momente, als Ganzes müssen sie sich und ihre Sympathien oder Antipathien erst in kommenden Filmen unter Beweis stellen.

Um aufzuholen, was Marvel's The Avengers bereits 2012 zu Stande gebracht hat, lässt Zhao viele Rückblenden in die Handlung einfließen. Flashbacks, die Stationen der Menschheitsgeschichte abklappern und die niemals Separieren, sondern die Eternals stets als Gruppe zeigen. Während ihrer zurückhaltenden Einmischung bei den Menschen durchleben die Eternals ihre eigenen Intimitäten und Herausforderungen, Streitigkeiten und Aufopferungen. Eine Hülle und Fülle an zeitumspannenden Themen und Konflikten, in denen einzelne Charaktere wie s Thena oder auch s Ajak eher durch Einfachheit oder erzählerische Holprigkeiten auffallen und nicht jedes Opfer gleiches emotionales Gewicht aufweist. Als ein Kernproblem des Films kristallisiert sich eine Überladenheit heraus, die sich allerdings niemals in den eigenen Bildern äußert.

Wie es der Trailer zum Film bereits vermuten ließ, gehören genau diese zum Highlight des Films. Zhaos Faible für kahle weitläufige Ebenen kehrt wieder, ihr Spiel mit Licht in der Dämmerung oder zu Nachtszeiten ist fabelhaft und viele der Supertotalen phänomenal. Ben Davis fängt große, bedeutungsschwere Bilder ein, in denen selbst die übermächtigen Eternals zeitweise machtlos erscheinen. Schwächen zeigt die Optik nur, wenn sie sich nach üblicher Marvel-Manier zum Ende hin mit großem Bombast zeigen möchte. In Falle von Eternals sind das zwar keine noch größeren und noch grässlicheren Kreaturen, aber auch nicht die schönsten und glaubwürdigsten Vulkane, die ein Film je gesehen hat. Auf dem Weg dahin offenbaren sich mehrere typische und teils zurechtgebogene Wendungen, weitgehend kraftlos, aber nicht uninteressant. Als deplatziert erweist sich nur hin und wieder der Humor, der einigen ruhig beobachteten oder ernstzunehmenden Sequenzen ihre Bedeutung aberkennt. Neben einem reinen Comic-Relief-Charakter verzichtet der aktuelle Streifen der Marvel-Schmiede zumindest auf neue Exemplare für den Disney-Plüschtier-Katalog. 

Der Showdown des Ganzen funktioniert vor allem als ein Understatement und dadurch, dass sich die Übermächtigen (endlich) einen unbesiedelten Ort aussuchen, um ihre Konflikte beizulegen. Und das Ende verdeutlicht: die Apokalypse und somit der Bombast-Überschuss wurden nur vertagt. Chloe Zhaos Marveldebüt war nur einer von vielen Anfängen der vierten Phasen des MCUs, eine lückenhafte Origin-Story einer ganzen Gruppe. Das ewige Drehen um Erschaffen und Zerstören, hat noch lang kein Ende bekommen, sondern ist nur um ein dutzend Mitspieler*innen reicher geworden.

Fazit

„Eternals“ ist ein weiterer Startpunkt in die neuen Sphären des MCU, bildgewaltig und randvoll gefüllt. Er ist ruhiger und in seiner Action zurückhaltender als andere Franchise-Vertreter, krankt aber auch an ähnlichen Problemen, wie seine Vorgänger: der Gegenspieler ist blass, die Action nicht zerschnitten, aber gehaltlos und die Beziehungsgeflechte und Hintergründe eher oberflächlich. Doch Zhaos Superhelden-Profilierung zeigt auch Stärken, gerade was die Visualität und das Herausstellen einzelner Charaktermomente anbelangt. Der Film böte zwar Erzählstoff für eine Miniserie und fühlt sich durch sein Hin- und Herspringen zwischen Zeit und Charakteren bruchstückhaft und uneben an, lässt sich in seinen Bildern jedoch nichts anmerken. Eternals ist keine Marvel-Innovation, aber solide Superhelden-Kost.

Kritik: Paul Seidel

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