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THE DISSIDENT von Regisseur und Oscar-Gewinner Bryan Fogel (IKARUS) ist ein Dokumentar-Thriller, der in die höchsten Sphären der Macht vordringt, um das Labyrinth der Vertuschung in Zusammenhang mit der Ermordung des Washington-Post-Journalisten Jamal Khashoggi im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul aufzudecken. Der Film zeigt umfangreiches, bisher unveröffentlichtes Videomaterial und Interviews mit Menschen, die in enger Verbindung mit dem Fall Khashoggi stehen, darunter seine Verlobte Hatice Cengiz, türkische Polizeibeamte und Staatsanwälte sowie den jungen saudischen Dissidenten, mit dem Khashoggi zusammenarbeitete.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Er war nicht nur einfach ein Journalist, er war ein Dissident. Darum haben sie Jamal ermordet!

Die Geschichte des saudi-arabischen Journalisten und Regimekritiker Jamal Khashoggi ging 2018 um die Welt: Als er am 2. Oktober das saudi-arabische Konsulat in Istanbul, um eine Heiratslizenz zu erhalten, betrat, verschwand er kurz darauf spurlos. Was folgte ist eine beispiellose wie schockierende Vertuschungsaktion, die auch heute immer noch fassungslos macht und auch immer noch ungesühnt ist. Jedes kleine Detail, jede neue Spur und alle – leider Indizien – zielen dabei auf genau einen Mann: Mohammed bin Salman. Für Oscar-Gewinner Bryan Fogel (der bereits in Ikarus gezeigt, hat, wie gut er finstere Machenschaften aufdecken kann) ist dies allerdings nur der Auftakt für einen Film, der gleichwohl Jamal Khashoggi als Mensch in den Vordergrund rückt, als auch jegliche politische Machspiele, die rundherum abgelaufen sind und immer noch ablaufen. Ein allumfassender Blick auf Kapitalismus, Macht, ein totalitäres Regime sowie ein Verbrechen, welches vor den Augen der Weltöffentlichkeit völlig ohne Konsequenzen blieb. Eine Spurensuche, die einen so schnell nicht wieder loslässt.

Dabei geht The Dissident wie ein klassischer Thriller vor: Während wir schon zu Beginn mit der Tat an sich konfrontiert werden, nimmt sich die Dokumentation danach viel Zeit für Vorbereitung, Ablauf und Folgen (leider oftmals mit dramatischer Musik). Doch statt einfach nur Interviews aneinanderzureihen, gibt Regisseur Bryan Fogel auch Jamal Khashoggi selbst viel Raum. Was für ein Mensch war Jamal? Was waren seine Beweggründe? Wie konnte er Menschen inspirieren? Was hat ihn dazu bewegt, sich gegen die Königsfamilie zu stellen – eine Entscheidung, die zumeist Gefängnis, Folter oder eben Tod bedeutet. Doch auch abseits davon, bekommen wir ein Bild von Jamal, welches viel sensibler ist, viel privater. Gerade seine Liebe zu Hatice Cengiz steht hier im Mittelpunkt, sodass wir ohne starke Wertung an den letzten Jahren von Jamal teilhaben können. The Dissident macht hierbei auch klar, dass Jamal Khashoggi kein Märtyrer ist, kein hochstilisierter Held ohne Makel. Erst zum arabischen Frühling wurde er überhaupt politisch aktiv, zuvor war er über 30 Jahre hinweg stets Regimetreu als Journalist. Es sind eben Facetten, kleine Mosaiksteine, die schließlich ein Gesamtbild ergeben. Für die Schärfe sorgt schließlich Vlogger Omar Abdulaziz, der aus Saudi-Arabien fliehen musste und nun in Kanada untergetaucht ist.

Alleine seine Geschichte ist es bereits Wert erzählt zu werden: Von seinem Kampf auf Twitter um die Wahrheit und Aufmerksamkeit, seinem Bruder und seinen unzähligen Freunden, die ohne Anklage im Gefängnis sitzen oder sogar Spionage und der Versuch, ihn ebenfalls auszuschalten. Genau hier wirkt The Dissident politisch am erschreckendsten: Der Kampf der Armee der Bienen gegen die Armee der Fliegen (angestellte Troll-Armeen des Prinzen). Der digitale Krieg um Informationen, Verleumdungen und Freiheit ist seit Jahren ungebrochen und auch wenn Twitter letztes Jahr dort stark aktiv geworden ist (Tausende Fake-Accounts löschte und auch zwei Mitarbeiter wegen Spionage verhaftet wurden), ist der Aufbau völliger Kontrolle in Saudi-Arabien ungebrochen. Und Kritik? Zwar ist der Waffenverkauf derzeit nach Saudi-Arabien aus Deutschland gestoppt (nach Jahren des Hinweises auf den Krieg im Jemen), doch Freundschaft gegenüber Prinz Mohammed bin Salman (MBS) ist weiterhin hier sowie international stark vertreten. Und auch wenn der ehemalige Amazon Chef Jeff Bezos seine Lektion gelernt haben sollte, ist weiterhin das Kapital zu stark, um hier irgendeine Form von Veränderung herbeizuführen.

Was bleibt ist weiterhin ein Kampf im Untergrund, im Schatten und gegen Schatten. Wie genau dies seitens Saudi-Arabien aussehen kann, zeigen schließlich die letzten Minuten von The Dissident. Wenn wir die Tat nachgezeichnet, Audioaufnahmen vorgelesen und Zitate offenbart bekommen. Ein Blick in die absolute Finsternis. Ein schockierender Bericht der letzten Minuten und gar Sekunden von Jamal Khashoggi, der nicht nur erstickt, sondern danach auch wie selbstverständlich von seinen Mördern zerstückelt und verbrannt wurde. Doch trotz dieser Beweise, einer klaren Zugehörigkeit zum Prinzen und internationaler Empörung, blieben bis heute Konsequenzen aus. Selbst die Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für Hinrichtungen Agnès Callamard und die folgende Anhörung, wo Hatice Cengiz versucht den Kampf von Jamal fortzuführen, bleibt zahnlos. Das Machtspiel des saudi-arabischen Königshauses bleibt ungebrochen, der digitale Krieg wird fortgesetzt und Gerechtigkeit bleibt – aktuell – in weiter Ferne. Umso wichtiger ist es da, dass Bryan Fogel alles mit seinen fiebrigen Bildern eingefangen hat, zum Diskutieren anregen will und gleichzeitig aufzeigt, dass nicht geschwiegen wird. Eine Dokumentation für Freiheit und Demokratie in Zeiten des Widerstandes.

Fazit

Trotz, oder gerade wegen, seiner Thriller-Elemente, ist "The Dissident" eine Dokumentation, die bis zuletzt spannend erzählt ist und gleichsam fassungslos macht. Der Mord an Jamal Khashoggi wird damit sichtbar, der Kampf für Freiheit und Demokratie ins Gedächtnis gerückt und gleichzeitig offenbart, mit welchen Schatten Gegner des Regimes zu kämpfen haben. Ein Abgrund, aus dem es kein Entkommen gibt, der so niederträchtig ist und mit dem Kapital verwoben scheint, dass es keine Konsequenzen für die Täter gibt. Regisseur Bryan Fogel zeigt hervorragend auf, mit was wir in den nächsten Jahren rechnen müssen: Einen steten Kampf um die Wahrheit, den Schutz der Demokratie und des freien Journalismus.

Kritik: Thomas Repenning

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