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Inhalt

Die beiden japanischen Trucker Gun (Ken Watanabe) und Goro (Tsutomu Yamazaki) kommen hungrig in eine Stadt. Dort essen sie in einem kleinen Restaurant, in dem die junge Witwe Tampope (Nobuko Miyamoto) Ramen – die traditionelle japanische Nudelsuppe – kocht und serviert. Allerdings laufen die Geschäfte dort nicht sonderlich gut und so beschließt das ungleiche Trucker-Paar – der Eine ist noch ziemlich jung; der Andere schon älter, dafür aber erfahrenen – der Besitzerin des Ladens und ihrer Familie zu helfen. Gemeinsam wollen sie den Laden zum führenden Restaurant für Ramen machen. Doch dazu muss zunächst einmal die Kunst der Nudelsuppe erlernt und die Suppe selbst verbessert werden. Um dies zu erreichen, spionieren die beiden findigen Trucker nicht nur die Rezepte der Konkurrenz mit allerlei Tricks aus, sondern verbünden sich auch mit einigen erstaunlichen Leuten.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

So nebensächlich und beiläufig es manche Menschen auch betrachten, ist Essen doch ein essenzieller Bestandteil unseres täglichen Lebens. Viele behandeln den Akt der Nahrungszubereitung und das Verzehren der Speisen gar als eine Art festliches Ritual, bei dem Essen entweder alleine oder mit anderen gemeinsam als bedeutende Bereicherung der Lebensqualität zelebriert wird. Sieht man sich Juzo Itamis Tampopo an, gelangt man schnell zu der Feststellung, dass der japanische Regisseur ebenfalls ein leidenschaftlicher Anhänger jenes Kulturkreises gewesen sein muss, in dem Essen geradezu als Heiligtum behandelt wird. 

Itamis 1985 veröffentlichter Film beginnt mit einem urkomischen Prolog, in dem ein Gangster für sich und seine weibliche Begleitung inmitten eines Kinosaals ein Festessen auftischen lässt. Anschließend klärt er den Zuschauer mithilfe des Durchbrechens der vierten Wand darüber auf, wie wichtig gutes und vor allem geräuschloses Essen im Zusammenhang mit dem Genuss eines Films sei. Nach diesem Auftakt, mit dem der Regisseur seine beiden persönlichen Vorlieben, das Kino und das Essen, offengelegt hat, springt die Geschichte zu den zwei Truckern Goro und Gun. Zu Beginn der Geschichte befinden sie sich auf der Durchfahrt und legen aufgrund ihrer knurrenden Mägen einen Zwischenstopp in einem Ramen-Imbiss ein, wo sie sich eine Portion der japanischen Spezialität genehmigen wollen.

Der Laden, den die freundliche Witwe Tampopo nach dem Tod ihres Mannes im Alleingang betreibt, erweist sich als ausbaufähiges Geschäft, nachdem Goro und Gun feststellen müssen, dass die Ramen-Gerichte der Frau geschmacklich einer deutlichen Verbesserung bedürfen. Von Tampopos sympathischer Ausstrahlung ist vor allem der mürrisch wirkende Goro allerdings so angetan, dass er sich bereit erklärt, die Witwe in der offenbar schwierigen Kunst der richtigen Ramen-Zubereitung zu schulen. Mit im wahrsten Sinne des Wortes genussvollen Einstellungen fängt Itami die verlockenden Reize der dargestellten Gerichte in einer visuellen Pracht ein, durch die sich der Zuschauer auf keinen Fall mit leerem Magen auf eine Sichtung von Tampopo einlassen sollte. 

Der Regisseur verwandelt die Herausforderung einer perfekten Ramen-Portion in einen spielerisch inszenierten Spießrutenlauf, bei dem Tampopo von ihrem Lehrer Goro nicht nur einem Ausdauertraining à la Rocky unterzogen wird, sondern auch die vielfältigen Ansätze und Methoden der Konkurrenz studieren muss, um die ideale Zubereitungsformel für ihren eigenen Imbiss zu finden. Von seinem eigentlichen Haupthandlungsstrang aus verliert sich Itami jedoch regelmäßig absichtlich in skurrilen Abschweifungen, interessanten Nebenschauplätzen und anziehenden Momenten. Immer wieder folgt die Kamera beispielsweise in der eigentlichen Szene plötzlich einer neuen Figur, um schließlich eine völlig neue, eigenständige Zwischenepisode zu formen. 

In diesen von der zentralen Handlung losgelösten Passagen dreht sich aber weiterhin alles rund um das Thema Essen, das der Regisseur ebenso kreativ wie stellenweise verblüffend sowie überaus witzig in verschiedenste Ereignisse und gesellschaftliche Schichten einbettet. So sehr die Haupthandlung von Tampopo und ihrem Ramen-Imbiss auch von der knisternden Chemie zwischen den Figuren sowie einem vergnüglich geknüpften Spannungsbogen getragen wird, entwickelt sich der Film erst durch kleine Details am Rande der eigentlichen Geschichte und damit einhergehenden Einzelszenen zu einem vor Einfallsreichtum nahezu platzenden Juwel. 

In einer unterhaltsamen Sequenz, in der einer Gruppe japanischer Frauen vorgeführt wird, wie auf westliche, vornehme Art Spaghetti möglichst leise aufgerollt und gegessen werden sollen, persifliert und unterwandert Itami fest eingeschriebene Tischmanieren und Gepflogenheiten unterschiedlicher Kulturen, sobald ein Europäer an einem nahegelegenen Tisch beginnt, seinen Teller Spaghetti unter lautstarkem Schlürfen zu leeren. In anderen Episoden verehrt der Japaner das Essen wiederum nicht nur als einfachen Bestandteil des Lebens, sondern viel mehr als lebensdurchdringende Konstante, die tief mit dem Menschsein verwurzelte Instinkte sowie Triebe beherrscht und ergänzt oder schließlich sogar als finaler Übergang zwischen Leben und Tod fungiert. 

Wenn Schlagsahne, Salz und Zitronen zum gemeinsamen Liebesspiel verwendet und Eidotter sinnlich zwischen den Mündern zweier sich Liebender hin und her jongliert wird oder sich eine Frau noch einmal vom Sterbebett erhebt, um ihrer Familie ein letztes Abschiedsgericht zu kochen, findet Tampopo jene Art von unvergesslichen Bildern, die das Cineastische auf einzigartige Weise mit dem Genussvollen verschmelzen.

Fazit

„Tampopo“ ist ein filmisches 6-Gänge-Menü, mit dem sich Juzo Itami inszenatorisch sowie erzählerisch kreativ-verspielt dem Thema Essen annimmt. Warmherzig, urkomisch, bissig und erotisch zu gleichen Teilen entwirft der japanische Regisseur neben der sympathischen Haupthandlung mehrere eigenständige Episoden, durch die das Essen zum lebensbestimmenden Faktor wird, der nicht nur über Liebe und Glück, sondern auch über Leben und Tod entscheiden kann. Ein kleines Juwel von einem Film, das man auf keinen Fall mit leerem Magen sehen sollte, außer man ist in der Lage, direkt im Anschluss eine leckere Nudelsuppe zu sich nehmen zu können.

Kritik: Patrick Reinbott

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