Studentin Fereshteh muss für eine Nacht ihr uneheliches Baby vor den Eltern verstecken, die überraschend zu Besuch kommen. Ihre Freundin Atefeh hilft ihr. Es beginnt eine Odyssee durch Teheran, auf der sie genau abwägen müssen, wer ihre Verbündeten sind.
Kritik
Welche für Ali Asgari (Disappearance) unsichtbaren Herausforderungen und unbekannten Konflikte die verzweifelte Hauptfigur wohl durchlebt hätte, wenn statt des iranischen Regisseurs eine Regisseurin das engagierte Lehrstück inszeniert hätte, bleibt eine spannendere Frage als all jene, die der Plot bewusst unbeantwortet lässt. Doch dafür müsste geschehen, wozu Fereshteh (Sadaf Asgari, Yalda) und ihre Freundin Atefeh (Ghazal Shojaei) indirekt fordern: Die Gesetze müssten abgeschafft werden, die Frauen in so absurde und gleichzeitig ausweglose Situationen bringen wie die unverheiratete Mutter.
Der angekündigte Besuch ihrer Eltern, die von dem Kind nichts wissen, treibt Fereshteh mit ihrem Baby auf eine Odyssee durch Teheran, deren Stationen exemplarisch die Frauen auferlegten gesellschaftlichen und gesetzlichen Beschränkungen und daraus resultierende Angreifbarkeit vorführen. Eine als Juristin tätige Bekannte, die das Baby über Nacht zu betreuen eingewilligt hat, wurde verhaftet. Ein Hotelzimmer darf eine Frau selbstständig nicht buchen. Der Vater sorgte sich mehr um seinen Ruf als die Sicherheit von Kind und Mutter.
Deren einzige Verbündete während des allzu konstruierten Wettlaufs gegen die Zeit ist Atefeh, deren Präsenz allerdings auch die logischen Ungereimtheiten und emotionalen Widersprüche der Irrfahrt aufdeckt. So werden nahe liegende Lösungen nicht mal erwähnt und mehrfach führt Fereshtehs irrationales Verhalten dazu, dass sich die Lage zuspitzt. Für die belastete Mutter-Kind-Beziehung fehlt es Asgari und Co-Drehbuchautor Alireza Khatami ebenso an Gespür wir für die spezifische Dynamik weiblicher Freundschaft, die hier rein funktional wirkt.
Fazit
Die starken Hauptdarstellerinnen tragen mehr zum emotionalen Nachhall Ali Asgaris systemkritischen Pamphlets bei als dessen forcierte Handlung. Deren entscheidender Schwachpunkt ist die eingeschränkte Perspektive des iranischen Regisseurs, der die Notlage einer alleinstehenden Mutter zum dramaturgischen Motor seiner zirkulären Inszenierung macht. Vor lauter humanistischem Appell übersieht die didaktische Story die korrumpierende Auswirkung familiärer Verlogenheit und sozialer Schutzlosigkeit. Diese Nachlässigkeit weckt Zweifel daran, worum es hier mehr geht: das gesellschaftliche Statement oder das daran geknüpfte künstlerische Prestige.
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