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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Während wir dieses Jahr von gefühlten 50 Comicverfilmungen und Superhero-Movies überschwemmt wurden, präsentiert das Fantasy Filmfest den ersten Antisuperhelden-Film seit „Kick-Ass“: „Super“. Reichten die Gefühle beim Ansehen eines Superhelden-Films von Fremdschämen wie bei Adam West als Batman und Ben Affleck als Daredevil bis hin zu Begeisterung bei den Nolan- Filmen oder Sin City sowie Watchmen, servierte „Kick-Ass“ den ersten waschechten Antisuperhelden. Einen pickelbesetzten, jugendlichen Loser, begeistert und inspiriert von den Comics, der sich selber als Superheld  versucht. Sich daraufhin den Neoprenanzug überstreift um mit Schlagstöcken und Elektroschockern das Verbrechen zu bekämpfen. Obwohl bereits „Kick-Ass“, gespickt mit schwarzem Humor und viel Blut, die Comics auf jeder Ebene auf die Schippe nahm und mit eisernen Seitenhieben bombardierte, setzt „Super“ in allen Belangen noch einen drauf.

Kritik

Frank (Rainn Wilson) ist ein Loser. Ein fetter, unter Depressionen leidender, Koch in einem miefigen Diner, mit einer hässlichen Frisur. Und seine zwei größten Momente hat er als selbstgemalte Bilder am Schrank hängen: Seine Hochzeit mit seiner Frau Sarah (Liv Tyler) und der Moment in dem er einem Polizisten den Weg des flüchtenden Verbrechers, auf filmreife Art und Weise, weist. Als seine ehemals drogenabhängige Frau unter den Einfluss des Stripclub- Besitzers und Kleinkriminellen „Jock“ (Kevin Bacon) gerät und Frank verlässt, bricht seine Welt zusammen. In all seiner Verzweiflung bittet er Gott um Hilfe und Rat, woraufhin er ein prägendes Ereignis erlebt. Von Gott (gesprochen von Rob Zombie) und seinem Fernseh-Superhelden „The Holy Avenger“ (Nathan Fillion) in einer Vision bestätigt, schneidert er sich seinen eigenen scharlachroten Anzug und zwängt sich hinein um fortan als „Crimson Bolt“ das Böse und das Verbrechen auf den Straßen zu bekämpfen. Zumindest redet er sich dies ein. Denn der einzige Grund, weshalb Frank sich zum provisorischen „Möchtegern-Hero“ mausert, ist, endlich Dampf ablassen zu können. Gedemütigt von „Jock“, der ihm seine Frau raubte und von dessen Bodyguards er verprügelt wurde, beweist er sich selber seine Macht über andere, indem er Pädophilen, Drogendealern und Schmalspurganoven mit einer Rohrzange, und mit Gottes Segen, die Birne einschlägt, um anschließend seine provokanten Parolen („Don’t deal drugs!“, „Don’t molest the kids!“) hinaus zu brüllen.

Beistand leistet ihm derweil die nymphomane Comic-Verkäuferin Libby (Ellen Page) als Sidekick „Boltie“. Gemeinsam rüsten sie sich auf, kaufen Waffen, bauen ihre eigenen Bomben und provisorische Kampfgeräte, wie einem Luftdruckgeschoss oder „Wolverine-Klauen“, um sich „Jock“ endgültig vorzuknöpfen.

Inhaltlich bietet Regisseur James Gunn (Drehbuchautor von Zack Snyders „Dawn of the Dead“) nicht wirklich Innovationen, kennt man doch den Rächer, der sich in seinem Tatendrang immer mehr von der Realität zu verabschieden droht, bereits als Travis aus Martin Scorseses „Taxi Driver“. Und tatsächlich gibt es einige Parallelen zwischen dem Klassiker mit Robert De Niro und der lustig-brutalen Action-Komödie von 2010. Denn auch für Frank sind die Straßen voll von gesetzlosem Unrat, das vernichtet (oder vom Regen fortgespült) gehört.

Während in „Kick-Ass“ die Hauptcharaktere irgendwie kein Gesicht und keinen wirklich Charakter hatten, sind die Figuren in „Super“ stets greifbar. So haben sie ihre eigenen (wenn auch etwas überzeichneten) Macken und psychologischen Probleme, die auch beim Zuschauer gerade wegen diesen Fehlern Sympathien wecken. Auch die Motive Franks sind völlig nachvollziehbar. Ihm ist sein Beschützerinstinkt seiner Frau gegenüber extrem in den Kopf gestiegen, sodass seine (teilweise völlig vernunftwidrigen) Gewaltausbrüche auch verständlich sind.

James Gunn hat „Super“ ganz bewusst extrem überzeichnet und übertrieben inszeniert. Mit teilweise völlig skurrilen und realitätsfernen Ideen, wie wenn Gott persönlich mit Tentakeln Franks Schädeldecke öffnet und eine blaue Substanz in sein Gehirn tropfen lässt oder wenn sich Franks Erbrochenes in der Kloschüssel zu einem sprechenden Gesicht formt, sorgt der Film für den einen oder anderen grotesken und paradoxen Moment, der immer für einen Lacher gut ist. Mit all der Gewalt, all dem Blut und den Gedärmen, die durch die Luft fliegen, kann man „Super“ einfach nicht ernst nehmen und das will der Film auch nicht. Genau wie die überzeichnete Action ist auch die Figur der Libby, die sich durch die Gegner fast schon in Rage mordet und bei der Verbrecherjagd vor nichts zurückschreckt. So furios und fantastisch der Film auch anfängt, genauso nimmt er mit der Zeit jedoch an Geschwindigkeit ab, sodass er sich leider etwas zieht und es einige Längen gibt. Auch das Ende ist relativ unbefriedigend, so bombastisch und fast schon Tarantino-typisch (actiongeladen, zynisch und viel schwarzem Humor) dieses auch sein mag.

Darstellerisch macht der Film hingegen eine sehr gute Figur, so nimmt man Rainn Wilson den anfänglichen Versager und den späteren Rächer völlig ab. Ellen Page hat einen sehr überzeichneten Charakter, so ist sie als Comic-Verkäuferin sehr nymphoman, bekommt von der Verbrecherjagd gar nicht genug und schreckt auch nicht davor zurück mehrere Männer in die Luft zu jagen. Kevin Bacon beweist tolle Mimik und Gestik als schleimender und charmanter Gangster. Lediglich Liv Tyler bleibt (rollenbedingt) relativ blass und hat kaum gute Szenen. Unterstrichen wird der Film indes mit toller Musik, von schneller Pop- bis angenehmer Rock-Musik.

Fazit

Während man in einer Sekunde noch Mitleid mit Frank hat, fällt einem umso schneller die Kinnlade herunter, wenn er, von Aktionismus besessen, mit einer Gnadenlosigkeit teilweise (mit viel Splatter und Gore) über Leichen geht. Da die gewalttätige Action oft durch total unsinnige und skurrile Ereignisse ausgelöst wird, stehen einem sicher vor Lachen die Tränen in den Augen. Mit einer tollen „Taxi Driver-ummantelt-mit-Splatter-und-Karamell“-haften Story und abgedrehten Charakteren (allen voran Ellen Page) ist dieser Film eine zynisch-sarkastische Satire, die leider einige Längen hat und manchen Leuten zu gewaltintensiv wirken wird. Doch genau das macht den Film auch so reizvoll. „Super“ ist genau das, was der Titel verspricht. Er ist super!

Kritik: Kadir Güngör

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