Die Diskussion über Sinn und Unsinn eines Sequels ist oft müßig und kann aus wirtschaftlicher Sicht immer mit dem Totschlagargument des finanziellen Erfolges im Keim erstickt werden. Wenn die Kuh droht noch Milch zu geben, hör bloß nicht mit dem Melken auf. Dadurch entstehen immer mal solch sonderbare Sequels wie Steiner – Das Eiserne Kreuz, 2.Teil. International auch als Breaktrough vertrieben, denn prinzipiell hat dieser Film nur sehr wenig mit dem Vorgänger aus dem Jahr 1977 zu tun und wirkt eher so, als hätte man ein bereits bestehendes Drehbuch mit den entsprechenden Rollennamen aus dem Original angepasst, um so was wie eine Verbindung vorzugaukeln.
So kommt es, dass die totgeglaubten Erzfeinde Feldwebel Steiner (einst James Coburn, nun Richard Burton, hatte durch Exorzist II – Der Ketzer ja bereits ausgiebige Erfahrung mit fragwürdigen Fortsetzungen, die keiner bestellt hat) und Major Stransky (damals Maximilian Schell, nun Helmut Griem, Cabaret) sich plötzlich doch bester Gesundheit erfreuen, obwohl sie sich im Finale des ersten Teils dort mit der Roten Armee konfrontiert sahen: „Wo die Eisernen Kreuze wachsen“. Wie sie und auch Steiners einzig übergebliebenen Kameraden Krüger & Anselm (tatsächlich noch die selben Darsteller: Klaus Löwitsch, Mädchen: Mit Gewalt, und Dieter Schidor, Der Seewolf) es da raus geschafft haben, das können wohl auch die Macher dieses Films nicht erklären und lassen es dann lieber gleich. Das soll niemanden unnötig weiter beschäftigen, schließlich steht der D-Day vor der Tür und versaut Pechvogel Steiner den echt notwendigen Erholungsurlaub in der Heimat – also dem besetzten Paris.
Von einer Front zur nächsten, dabei hat er eigentlich doch die Schnauze gestrichen voll vom sinnlosen Abschlachten im Namen des Führers. Da kommt es ihm fast recht, dass ihn General Hofmann (Curd Jürgens, Des Teufels General) zum heimlichen Vermittlern mit den Amis (hauptsächlich vertreten durch Robert Mitchum, Ein Köder für die Bestie; Rod Steiger, In der Hitze der Nacht und Michael Parks, From Dusk Till Dawn) machen will. Denn Hofmann gehört zu den Stauffenberg-Verschwören und voller Zuversicht, dass Hitler bald ausgeführt hat. Eine fatale Fehleinschätzung, die Steiner versehentlich zum Fallensteller für seine Verhandlungspartner werden lässt, was der linientreue Stransky gerne annimmt. Somit stehen sich die beiden Streithähne wieder gegenüber, obwohl sie offiziell der selben Seite angehören. Diesmal geht es aber nicht nur um das bloße Überleben von Steiner und seinen Jungs, der Preis scheint viel höher…oder zumindest ehrenhafter. Es geht um das Leben von französischen Zivilisten, amerikanischen Soldaten und generell mal das Richtige zu tun, wenn man schon ein blöder Nazi ist.
Steiner - Das Eiserne Kreuz von Hollywood-Raubein und Unruhestifter Sam Peckinpah (The Getaway) wurde seinerzeit ziemlich kontrovers wahrgenommen und besonders von der deutschen Kritik teils heftig an den Pranger gestellt. Wohl auch, weil es sich nicht schickte als deutsche Co-Produktion den Zweiten Weltkrieg für einen räudigen Survival- und Actionfilm zu missbrauchen. Darüber lässt sich diskutieren, unabhängig davon ist Peckinpah’s Film als eben so ein schmutziger, schonungsloser und beinah schon exploitativer Edel-Reißer durchaus als gelungen zu betrachten. Dieses nachgeschobene Anhängsel vom ehemaligen Western-Fachmann Andrew V. McLaglen (Rancho River), der später mit TV-Produktionen und ramschigen Kriegsfilmen wie diesem in der Versenkung verschwand, hat lange fast nichts zu bieten. Bis auf eine erstaunlich prominente Besetzung, deren Zugpferde sich aber damals schon den Seniorenteller bestellen durften und bis auf den fast bemitleidenswerten (da eindeutig zu alt für diesen Scheiß) Richard Burton alle eine recht ruhige Kugel schieben dürfen. Curd Jürgens & Rod Steiger wohnen hinterm Schreibtisch und Robert Mitchum geht das sichtlich gemächlich an, wirkt manchmal gar narkotisch tiefenentspannt, während das arme Großväterchen Burton in voller Montur im Dauereinsatz ist.
Sonderlich viel los ist da trotzdem nicht. Erst der etwas actionlastigere Belagerungszustand im Finale bringt etwas Schwung in die Bude. Da fliegt schon mal ordentlich was in die Luft und Robert Mitchum muss sich doch beinah bewegen. Ganz ohne Double, alle Achtung! Und sonst? Wenig. Ganz wenig. Weil die Inszenierung auf mittelprächtigem B-Movie-Niveau zumindest am Ende als ganz solide anzusehen ist und sich den vielen bekannten Gesichter wenigstens ihre Präsenz nicht richtig nehmen lassen, ist dieses überflüssige und - aus künstlerischer Sicht – total absurde Hauruck-Sequel so erträglich wie belanglos.