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Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Maxdome Realeyz Mubi

Inhalt

In einem Dorf in Afghanistan sitzt eine Frau am Bett ihres schwerverletzten Mannes, der im Koma liegt. Im Zimmer ist es still, draußen hört man Schüsse, die Frau betet. Dann beginnt sie zu reden. Sie erzählt ihm, was sie ihm vorher nie sagen konnte, von dem Drama, das die Ehe für sie bedeutet. Wie dem magischen "Stein der Geduld" aus der afghanischen Mythologie vertraut sie ihm ihre Schmerzen an und beichtet ein Geheimnis, das sie seit langem bedrückt. Doch auch die Geduld eines Steins ist nicht unendlich.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Ein Stein der Geduld ist – in der religiösen Allegorie – irgendein Stein, dem eine Person all ihre Sorgen und Nöte anvertrauen kann. Der Stein unterbricht sie dabei nicht, verurteilt sie nicht, er hört lediglich zu. Natürlich sind religiöse Schriften immer Auslegungssache und so ist im Film der Stein, dem die Frau all ihr Leid plagt, kein wirklicher Stein, sondern ihr im Koma liegender Mann. Dieser hat die meiste Zeit der Ehe an der Front verbracht. Ein dummer Streit mit einem seiner Freunde und ein darauf folgender Schusswechsel resultierten in seinem jetzigen Zustand. Von der Familie verlassen muss sich die Frau alleine um ihren Mann und ihre zwei Kinder kümmern, während um sie herum feindliche Truppen das Dorf einnehmen.

Mit "Stein der Geduld" verfilmt Autor und Regisseur Atiq Rahimi ("Erde und Asche") seinen gleichnamigen Roman. Das scheint im ersten Moment etwas problematisch, denn als Autor ist man meist sehr verliebt in seinen eigenen Stoff und selten bereit Abstriche zu machen. Um diese Problematik zu umgehen, schrieb er das Drehbuch nicht alleine. Er holte sich Hilfe vom französischen Drehbuchautor Jean-Claude Carrière ("Chinese Box", "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins"), der ihm eine andere Sichtweise auf den Stoff und somit sinnvolle Änderungen ermöglichte. So konnte unter der Regie von Autor Atiq Rahimi eine Interpretation und nicht bloße Abbildung seines Stoffes auf der Leinwand entstehen.

Trotzdem scheint es schwierig, eine Geschichte, die größtenteils in einem Raum spielt und von den Monologen/Dialogen einer einzigen Frau lebt, über 1 ½ Stunden unterhaltsam zu erzählen. Das Duo macht seine Arbeit aber sehr gut. Jeder Satz, jede Einstellung sitzt perfekt. Das Pacing des Films ist durchweg gelungen, so dass es trotz der besonderen Situation keine Längen gibt - Im Gegenteil. Nach und nach erfährt der Zuschauer, welches Leid die Frau all die Jahre mit sich herum getragen hat. Hierbei wird das gesagte durch immer schwerwiegendere Wahrheiten und Geheimnisse übertrumpft. Man ahnt nicht in welche Richtung der Film als nächstes geht, so hält er auch stets einige Überraschungen bereit. Um das ganze möglichst universell zu halten, lässt Rahimi die Details immer sehr vage. Weder die Namen der Charaktere, noch der genaue Standort des Films werden festgelegt. Hierbei soll der Fokus ganz klar auf der Frau liegen, die ihre Fähigkeit findet, ihre eigenen Sorgen und Ängste auszudrücken – in ihrem Heimatland eine Seltenheit.

Die wichtigste Zutat für einen solchen Film ist jedoch nicht unbedingt das Drehbuch, sondern viel mehr eine überzeugende Hauptdarstellerin. Für diese Aufgabe hätte man wohl niemand besseren finden können, als das aufstrebende Talent Golshifteh Farahani ("My Sweet Pepper Land"). Ihre Performance ist einzigartig. Farahani ist eine der ausdrucksstärksten und wahrhaftigsten Darstellerinnen unserer Zeit und nimmt den Zuschauer problemlos mit auf die emotionale Reise durch ihre Sorgen und Ängste. Sie allein trägt den Film und macht ihn letzten Endes zu dem großartigen Werk, das er ist.

Zuletzt sollte aber auch noch der technische Aspekt des Films erwähnt werden, der ebenfalls ohne jedwede Einschränkungen überzeugt. Kameramann Thierry Arbogast ("Léon der Profi", "Das fünfte Element") nutzt den wenigen Raum, der ihm zur Verfügung steht perfekt aus und findet immer die richtigen Bilder um Rahimis Geschichte auf die Leinwand zu zaubern. Die ruhige Inszenierung und die kraftvollen Bilder verleihen dem Film trotz seiner schockierenden Geschichte eine angenehme Atmosphäre, die den Zugang zur Hauptdarstellerin noch erleichtert und sie für den Zuschauer greifbarer macht. Durch die Inszenierung wird ihr Spiel noch eindringlicher und intensiver.

Fazit

Atiq Rahimi liegt viel an seinem Stoff. Trotzdem war er bereit, Änderungen zuzulassen, um seinen Roman auf die Leinwand zu bringen. Das zahlt sich aus! „Der Stein der Geduld“ ist ein wichtiger, aussagekräftiger Film der nicht nur inhaltlich und technisch, sondern auch mit einer der besten darstellerischen Leistungen des letzten Jahres überzeugt.

Kritik: Tobias Bangemann

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