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Inhalt

Schicksalhafte Erlebnisse zu verarbeiten verbraucht viel Energie im Leben, und wenn man nicht den Ausweg des Todes wählt, verfolgt es dich für eine lange Zeit. Rachegeschichten, die solche Erlebnisse thematisieren, gab es nicht nur seit kurzer Zeit, denn schon Der Graf von Monte Christo von Alexandre Dumas ist ein Meilenstein packender Vergeltungsstories. Basierend auf wahren Begebenheiten, die der Journalist Lorenzo Carcaterra in einem Buch festhielt, nahm sich Regisseur Barry Levinson den Stoff zu Herzen, um daraus ein mit vielen Stars bespicktes Hollywooddrama zu stricken. Kann die Geschichte auch funktionieren, nachdem er mit Rain Man oder Good Morning, Vietnam zwei unsterbliche Dramen in die Kinos brachte? Oder ist Sleepers nur ein Pseudowerk als Sammelsurium für überbezahlte Filmstars?

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Shakes und seine Freunde verleben eine lebhafte Jugend im Stadtteil Hell´s Kitchen von Manhatten. Zusammen hecken sie immer wieder kleine Streiche aus, arbeiten für den Mafiaboss King Benny oder bringen die ansässige Kirchengemeinde durcheinander. Eines Tages haben sie eine Idee, die ihr Leben verändern soll. Sie stehlen einem Hotdog-Verkäufer den Wagen und verletzen einen unbescholtenen Passanten so schwer, dass sie vom Gericht für eine Weile in das Wilkinson-Heim für Jungen eingeschlossen werden. Dort nimmt der Horror seinen Lauf, denn die Wachen unter Leitung des sadistischen Sean Nokes (Kevin Bacon) misshandeln und vergewaltigen die Jungen regelmäßig. Durch einen Zufall bekommen die vier Freunde Jahre später die Gelegenheit, sich an ihren Peinigern zu rächen…

Ob die Geschichte der Wahrheit entspricht, wird im Abspann des Filmes offen gehalten. Die letzten Informationen lassen jedenfalls den Schluss zu, dass es sich entweder nur um eine Zeugenaussage oder ein Tatsachenbericht handeln könnte. Der Film bietet mehrere Schichten, die ein Hollywooddrama dringend braucht, um unterhaltend und gleichzeitig eindringlich zu wirken. Der Unterhaltungsanteil wird größtenteils in der ersten Spielhälfte abgehandelt, wenn die Jugend der vier Freunde erzählt wird. Das hat einen gewissen Sympathiewert, der dann schlagartig durch die Schlüsselszene umgedreht wird. Ab dann wandelt sich der Stoff zur hässlichen Seite des Inhalts, und es braucht keine schockierenden Bilder, um Offensichtliches zu erklären. Das Verstörende braucht nur Vorstellungskraft, so dass die eigentlichen Gräuel eindringlich bleiben, und Levinson schafft es, den nötigen respektablen Abstand zu wahren. Stilistisch ist es dem Regisseur auch gelungen, das Drama interessant zu halten. Hier wird nicht nur die Kamera stur auf den Protagonisten gehalten, sondern wird auch in allen möglichen Blickwinkeln platziert oder stimmungsvoll verfremdet. Letztlich ist das trotzdem keine erschlagende Bilderflut, sondern bleibt dezent und handwerklich solide, was erst beim zweiten Hinsehen richtig auffällt.

Ein Drama lebt vor allem von der Story sowie den Schauspielern, und beides kann in Sleepers durchaus überzeugen. Die Geschichte ist realitätsgetreu vielschichtig und bietet viele Facetten, die vor allem in der Charakterzeichnung zur Geltung kommen. Man kann geradezu nachvollziehen, wie sich das Leben der Freunde entwickelt und die Verhaltensveränderungen im Erwachsenenalter zu beobachten sind. Wenn also zwei von ihnen eine kriminelle Karriere gewählt und die anderen beiden ein gestörtes Verhältnis zu partnerschaftlichen Beziehungen entwickelt haben, ist das in jeder Hinsicht verständlich und glaubwürdig adaptiert. Darauf baut sich auch die Storyentwicklung auf, und die könnte nicht besser inszeniert sein als Dumas Racheklassiker. Kaum martialisch kann sich der Vergeltungsplot ausbreiten, ohne aber auch gewisse Nebengeschichten außer Acht zu lassen. Dass manche Szenen vielleicht allzu schnell abgehandelt scheinen, ist hier letztlich vernachlässigbar. Das liegt einfach daran, dass sehr viele Zahnrädchen ineinander greifen, die für viele Storyelemente wichtig sind.

Die Schauspielerriege liest sich eher wie eine Topliste der beliebtesten Hollywoodstars. Seien es Robert de Niro, Brad Pitt, Dustin Hoffman oder Kevin Bacon – es ist so einiges vertreten, was Rang und Namen hat. Trotzdem hat man sich nicht gescheut, auch weniger bekannte Darsteller mit wichtigen Rollen zu versorgen. Da war die Angst groß, eine Zwei-Klassen-Gesellschaft schauspielerischer Leistungen zu fabrizieren, aber die unbekannteren Darsteller stehen glücklicherweise den Topstars in nichts nach. Man könnte sogar sagen, dass die Stars ihren Kollegen helfend unter die Arme greifen, um jede Rolle glaubwürdig wirken zu lassen. Im Großen und Ganzen ist die Leistung des Ensembles natürlich, punktet vor allem in gewissen Nuancen. Besonders lobend dürfen die jungen Schauspieler erwähnt werden, die dem Zuschauer eine Menge Sympathien abringen können. Levinsons Vorhaben, die Akteure zusammenzubringen, um sie besser aneinander zu gewöhnen, fruchtete also auf ganzer Linie.

Fazit

Mit leisen, aber eindringlichen Tönen, kreierte Barry Levinson seine Version der "Monte Christo"-Geschichte, ohne seinen eigenen Stil und andere Elemente wie eine überzeugende Story oder starke Schauspielerleistungen zu vernachlässigen. Die Mischung aus Stars und Neulingen funktioniert hervorragend, die Story durch seinen Realitätsbezug ebenso, weil sie auch alte Erzähltugenden pflegt. So verkommt rein gar nichts zu einem Schauspielertreffen mit Pseudo-Anteilnahme, sondern handelt ein erschreckendes Thema respektvoll ab. Für manchen etwas zu pathetisch, aber niemals schmalztriefend - es sind die Zwischentöne, die dominieren.

Kritik: Sascha Wuttke

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