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So geht es Gräfin Irma (Sandra Hüller) in SISI & ICH, dem neuen Kinofilm von Frauke Finsterwalder. Die Kaiserin Sisi (Susanne Wolff) ist in der letzten Hälfte Ihres Lebens angelangt. Irma findet sie, umgeben von Frauen, in einer Art adligen Kommune in Griechenland, ein ganzes Universum entfernt von der Etikette des österreichischen Hofes. Sisi lebt in absoluter Freiheit, in der weder ihre Kinder noch Ihr Mann Kaiser Franz Joseph eine Rolle spielen. Wichtig ist nur, dass keine Langeweile aufkommt und dass die Kaiserin selbst die Regeln des Spiels bestimmt.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Kleines Filmrätsel: Ein von Deutschland und Schweiz co-produziertes Biopic über die letzten Lebensjahre Kaiserin Elisabeths von Österreich-Ungarn, inszeniert von einer Regisseurin mit anachronistischen Stilmitteln und Soundtrack sowie stilisiertem Bühnen- und Kostümbild, das auf einem A List Filmfestival Premiere feiert? Richtig, Corsage. Aber es gibt einen Trostpreis für die Antworten mit Frauke Finsterwalders (Finsterworld) zweiten Spielfilm. Der betont unfreiwillig die vergebliche Konkurrenz der Berlinale mit Sundance, Venedig oder Cannes. 

Dort lief letztes Jahr Marie Kreutzers überlegene Quasi-Vorlage.Deren Ähnlichkeit zu Finsterwaldes romaneskem Rapport der exzentrischen Eigenheiten und abhängig machenden Aura der Kaiserin sind ebenso markant wie die Unterschiede in Inszenierung, Schauspiel und Dramaturgie. Letzte macht Sisi (Susanne Wolff, Geborgtes Weiß) offiziell zur Nebenfigur. Trotzdem spielt sie die Hauptrolle für Hofdame Irma (Sandra Hüller, Elfriede Jelinek - Die Sprache von der Leine lassen) deren Leinwandleben mit der hoheitlichen Gesellschaft beginnt und endet. Sisis Vertraute hat kein eigenes Leben vor und nach der intensiven Freundschaft und am wenigstens währenddessen. Sie ist lediglich ein menschliches Fenster.

Dadurch blickt das Publikum auf die eigentliche Protagonistin, die sich und ihr weibliches Umfeld mit einem hier auf Gewaltmärsche und Diäten reduzierten Schönheitsprogramm malträtiert, ihre Zuneigung ebenso freimütig verschenkt wie entzieht. „Licht an, Licht aus“ nennt Irma diesen Wankelmut, der nie definiert wird: Machtspiel, Manipulation oder Abhängigkeitsangst? Die Charaktere sind Akkumulationen von Anekdoten, gespickt mit Klischees. Eines davon ist die vage erotisierte Anziehung Irmas und ihrer Konkurrentin Franzi (Johanna Wokalek, Spy City) zur Kaiserin. Queerbaiting statt Queerness.

Fazit

Das Andeuten sapphischer Gefühle, die nie bestätigt und latent degradiert werden, passt in den inszenatorischen Rahmen eines fiktionalisierten Biopics, dessen feministische und pazifistische Randnotizen lediglich kalkulierter Konsens sind. Die ideologische Tendenz zeigt sich in kolonialistischem Hohn, klassistischer Rangfolge der seelenlosen Figuren, Bodyshaming und Ekelgags. Hinter der modernen Maske ist die manierierte Bearbeitung des strapazierten Sisi-Stoffs weder zeitgemäß noch innovativ. Der überlange Plot zerfällt in ein müdes Abarbeiten lokalspezifischer Lebensstationen, denen psychologische und politische Prägnanz fehlt.

Kritik: Lida Bach

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