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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Nachdem sein Sohn ausgerechnet am Weihnachtsabend im Kreuzfeuer zwischen zwei rivalisierenden Gangs ums Leben kam, sinnt sein Vater Godlock (Joel Kinnaman) auf blutige Rache. Und dabei schont er weder sich selbst noch die Täter.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

gilt als feste Größe im Actiongenre, seine unverkennbare Stilistik wurde vielfach kopiert und ist heute als selbstverständlich anzusehen. Sein Name steht nicht nur für melodramatische, perfekt inszenierte Action, sondern auch als ein Versprechen an das Publikum. Eine Verpflichtung, deren Nichterfüllung zu großer Enttäuschung führen kann. Daher wird es nicht überraschen, wenn viele nach der Sichtung von Silent Night - Stumme Rache möglicherweise das Kino mit einem enttäuschten Gefühl verlassen. Denn obwohl das Projekt nach außen hin den Anschein eines knallharten Actionkrachers erweckt, unterscheidet sich Woos Rückkehr nach Hollywood in vielerlei Hinsicht von den gängigen Erwartungen.

Faszinierend an Silent Night - Stumme Rache ist vor allem, dass der Film, bewusst oder unbewusst, eine Frage nach dem aktuellen Stand des Actionfilms aufwirft. Wo befindet sich das Genre gegenwärtig? Die vergangenen Jahre brachten beeindruckende Beiträge wie die letzten Mission: Impossible mit ihrer Imposanz, die Süffisanz der John Wick-Reihe und George Millers unübertroffenes visuelles Storytelling in Mad Max: Fury Road. Doch diesen Titeln wurde oft vorgeworfen, dass sie lediglich die Essenz als Handlung nutzen, eine narrative Reduktion, die alles Überflüssige ausblendet. Die Frage lautet daher: In welche Richtung entwickelt sich das Actiongenre? Silent Night - Stumme Rache versucht, diese Frage auf seine eigene, einzigartige Weise zu beantworten.

John Woo präsentiert mit Silent Night - Stumme Rache einen Film, der so radikal entschlackt wurde, dass er beinahe sprachlos erscheint. Abgesehen von kurzen Funksprüchen und marginalen Stammeleien entfaltet sich hier eine nonverbale Geschichte. Dies ist an sich nicht neu, aber die Simplizität in Verbindung mit zahlreichen Variationen macht es bemerkenswert. Ein gewagter Schritt in einem Genre, das oft Einfachheit als Qualitätsmerkmal betont, jedoch selten so konsequent auf narrative Abstraktion setzt. Die Frage ist, warum sollte das als Makel betrachtet werden, wenn es letztlich funktioniert? Es hat etwas Beeindruckendes, einen Film zu präsentieren, der in einem Genre zu Hause ist, welches sich allzu oft Einfachheit als Qualitätsmerkmal auf die Fahnen schreibt, und dann diesen Anspruch auf Abstraktion so konsequent verfolgt, dass er die Erwartungen des Publikums möglicherweise regelrecht unterwandert.

Silent Night - Stumme Rache mag als Actionfilm beworben werden, und sicherlich fällt im Marketing immer wieder der Vergleich mit Titeln wie John Wick. Doch bevor John Woo die Gewalt wirklich und unabdingbar entfesselt, vergeht Zeit. Viel Zeit. Sehr viel Zeit. Abgesehen vom Prolog verfolgt der Filmemacher seinen Protagonisten Godlock über eine Stunde dabei, wie er um seinen Sohn trauert, wie die Beziehung zu seiner Frau Saya (, From) in die Brüche geht und wie er seinen Racheplan schmiedet, inklusive Training und Vorbereitung. Wo andere Titel solche Phasen in Montagen packen, zeigt und erzählt Woo dies im vollen Umfang. Das Reduzierte steckt im Wie es erzählt wird, nicht so sehr im Was erzählt wird. Es wirkt beinahe provokativ, wie er die Transformation von Godlock (Hauptdarsteller zeigt vollen Einsatz) hin zum Racheengel in die Länge zieht und dennoch alle handlungstechnischen Tiefen  umschifft oder ausblendet. Ein Ansatz, der mehr die Punisher-Variante von aus dem Jahre 2004 erinnert, als an Woos Hongkong-Klassiker wie The Killer oder Bullet in the Head.

Wenn schließlich der letzte Akt hereinbricht und Godlock seinen Rachefeldzug beginnt, beweist Woo, dass er nach wie vor in der Lage ist, packende Action zu inszenieren. Allerdings zeigt er hier erneut dem Publikum eine lange Nase. Denn auch wenn es brutal und durchaus blutig zugeht, fehlt der Action die typische Woo-Ästhetik. Zeitlupe? Nicht wirklich. Ein nicht enden wollendes Projektilballett? Schon, aber bei weitem nicht so ausuferend. Die Action in Silent Night - Stumme Rache ist rau, roh. Sie wirkt solide durchkonzipiert, doch es fehlt ihr an der vertrauten Eleganz ihres Initiators. Diese blitzt zwar hin und wieder kurz auf, aber es sind vor allem die Nicht-Actionszenen, in denen der Regisseur seine inszenatorische Brillanz unter Beweis stellt. Mit geschickten Schnitten und Überblendungen erzählt er uns mehr über Godlock und seine Gefühlswelt, als es tausend Worte vermögen würden. Das ist zweifellos beeindruckend, ändert jedoch leider nichts daran, dass es die Hauptattraktion, die Action, immer wieder verhindert oder ausbremst.

Weniger beeindruckend ist da schon eher wie Woo die Bedrohung darstellt. Silent Night - Stumme Rache erzählt im Grunde die Geschichte des Kleinbürgertums, das beinahe invasiv von einer Subkultur heimgesucht wird. Hierbei handelt es sich um eine Gang, die eindeutig von den realen Mara Salvatrucha ( MS-13 )inspiriert wurde. Man kann durchaus eine anti-progressive Anstrich erkennen, und sicherlich ist der gesamte Titel inhaltlich näher zu den erzkonservativen Death Wish-Sequels als zu den früheren Werken von Woo. Gemeinsam ist beiden Stilen die Nutzung von Symbolik, insbesondere christlicher, was angesichts Woos bisheriger Arbeiten nicht sonderlich überrascht. Jedoch mag es überraschend erscheinen, dass er statt der weißen Tauben nur einmal einen Vogel zeigt: Ein kleiner Papagei auf einer Fensterbank, der den frisch aus dem Koma erwachten Godlock inspiziert. Im Prinzip enthüllt er schon hier, recht zu Beginn, dass sein neues Werk trotz bekannten Zutaten dann doch anders ist, als gedacht, erhofft, erwartet.

Fazit

Die Eigenwilligkeit und Abstraktion der Erzählung sind Fluch sowie Segen zugleich. John Woo spielt mehr mit unseren Erwartungen, als mit der Action und liefert dadurch einen Film ab, der als Reflexion über das Genre wesentlich besser und runder funktioniert, wie als Genre-Beitrag selbst.

Kritik: Sebastian Groß

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