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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Im Wien der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert entwickelt ein visionärer und bahnbrechender Sigmund Freud die Psychoanalyse, bis er 1938 von den Nationalsozialisten ins Exil nach London gezwungen wird. Das intime filmische Porträt, basierend auf Freuds Korrespondenzen und Texten, wird aus  der Perspektive seiner Tochter Anna erzählt.

Kritik

Kann man im 21. Jahrhundert noch eine Dokumentation über einen Forscher machen, der Frauen für gebärmuttergesteuerte Untermenschen hielt, esoterisch angehauchte Traumdeutung betriebt, seine eigenen sexuellen Neurosen zu Grundprinzipien des menschlichen Handelns stilisierte und die Psyche auf ein Dreiecksmodell im Stil des Cartoon-Konzepts vom Engelchen und Teufelchen auf jeder Schulter reduzierte, ohne ein einziges Wort der objektiven Distanzierung, sachlichen Kritik oder wissenschaftlichen Kontexts? Na klar, meint David Teboul und setzt Sigmund Freud ein eklektisches Epitaph. 

Dessen einseitiges Bild des Begründers der Psychoanalyse - eines heute allgemein als Pseudowissenschaft erkannten Gebiets, dessen Geschichte geprägt ist von Übergriffen, Kommerzialisierung, Manipulation und strategischer Dramatisierung - signalisiert bereits die Synopsis. Der französische Regisseur und Co-Drehbuchautor François Prodromidès wollen „Freud nicht nur als genialen Denker, sondern auch als Privatmenschen in all seinen unterschiedlichen Facetten vergegenwärtigen“. Zweites immerhin klingt auch spannend für diejenigen, die nicht glauben, dass die Existenz von Organneid, Morddrang und Inzest-Gelüsten bestimmt sei.

Doch die mit monotoner Professorenstimme rezitierten Selbstzeugnisse Freuds und seiner Tochter und Nachlassverwalterin Anna (Sprecherin: Birgit Minichmayr, Töchter) liefern weder privat noch beruflich nennenswerte Einblicke in Wesen und Denken des Mannes, dessen von chauvinistischen Sexphantasien, bourgeoisen Ressentiments und überbordendem Narzissmus geprägte Lehre bis heute populäre Fehlannahmen nährt. Dazu erschaffen Archivbilder, die willkürlich Privataufnahmen mit zusammenhanglosem Historienkolorit kombinieren, eine scheinauthentische Zeitkulisse. Deren fehlende Einordnung wird zum visuellen Pendant der biografischen Unschärfe einer in mehrfacher Hinsicht überholten Ikonographie.

Fazit

Mit seinen bezugslosen Schwarz-Weiß-Szenen, die nur sporadisch von bisher ungesehenen Aufnahmen Anna Freuds und ihres prominenten Vaters unterbrochen werden, ist David Tebouls dokumentarische Collage selbst fürs Fernsehen, für das sie produziert wurde, zu arm an filmischen Eindrücken. Umso auffälliger sind die inhaltlichen Mankos des zähen Kino-Hörspiels. Das liefert weder eine kritische Auseinandersetzung mit Freuds Werk noch eine unterhaltsame Lebensdarstellung und am wenigsten ein differenziertes Porträt. Es bleibt viel wichtigtuerisches Gerede. Wie Psychoanalyse eben.

Kritik: Lida Bach

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