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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Die 26-jährige Sarah Jo lebt in Hollywood mit ihrer Schwester und Mutter. Unbefriedigt träumt sie von sexueller Erfüllung. Als sie ihren Arbeitgeber verführt scheint dies endlich mögich zu werden.

Kritik

Auch wenn es sich ein bisschen so anfühlt, war es die vergangenen letzten 10 Jahre nicht wirklich still um Lena Dunham, diesem überprivilegierten Wunderkind der neurotischen New Yorker Boheme-Szene. Vielmehr war die inzwischen 35-jährige wohl selten so beschäftigt: Neben ihrer Arbeit im Fernsehbereich als Executive Producer, wie auch als gelegentliche Regisseurin, hatte sie Cameoauftritte in ein paar Filmen (Immer Ärger mit 40, Once Upon A Time…in Hollywood) und veröffentlichte 2014 ihre Memoiren. Man ist fast geneigt zu sagen Dunham habe ihre innere „Hannah“, ihre Rolle aus ihrer 2017 zu Ende gegangenen Serie Girls, noch nicht ganz abgelegt und muss sich immer noch überall ausprobieren. In Sharp Stick, ihrer ersten Filmregiearbeit seit ihrem Debütwerk Tiny Furniture 2010, sehen wir sie als Heather wieder, einer hochschwangeren und dezent überforderten Ehefrau des undankbaren Schauspielers Josh (Jon Bernthal, The Wolf of Wall Street), der sie mit der Babysitterin Sarah Jo (Kristine Froseth, The Assistant) betrügt. Anhand dieser Selbstbesetzung könnte man fast Dunhams neuen Karrierepfad ableiten, als eine Frau, die nur scheinbar ihren Platz in der Welt gefunden hat und deren neues Glück nur als Lüge existiert. Besonders letzterer Aspekt mag irgendwo stimmen, denn weder handelt Sharp Stick von Dunhams Charakter, noch ist in dem Film nur ein Funken Ehrlichkeit oder Aufrichtigkeit zu finden. Sharp Stick ist eine einzige groteske und dennoch zutiefst spießige Fassade, hinter der es nichts zu sehen gibt.

 Das Hauptthema des Filmes gestaltet sich um das verspätete sexuelle Erwachen bereits genannter Babysitterin, der 26-jährigen Sarah Jo, die am Rande von Los Angeles mit ihrer Schwester Treina (Taylour Paige, Zola) und ihrer Mutter Marilyn (Jennifer Jason Leigh, The Hateful Eight) lebt. Anhand dessen arbeitet sich Dunham mühselig durch zahlreiche, damit verbundene Themen. Das vielleicht noch brauchbarste davon ist die Hypersexualisierung der Gesellschaft und die im Zeitalter von Social Media und dem damit verbundenen, immer mehr eskalierenden Popularitätswettbewerb. Die Eröffnungsszene funktioniert als wenig subtile aber zumindest stimmige Einführung in das Thema, wenn Schwester Treina, sich ihres Körpers selbstbewusst, für ein TikTok-Video posiert, während die ewige Jungfrau Sarah Jo daneben in einer an Amish-Kleidung erinnernden Latzhose zuschaut. Mit diesem ersten Bild etabliert sich Sharp Stick gekonnt als Farce und die restliche Laufzeit des Filmes gestaltet sich eben deswegen so ärgerlich, weil Dunham offenbar nicht versteht, was sie genau parodieren will. Die freizügige Schwester und die Mutter, welche stolz proklamiert, bereits fünfmal verheiratet gewesen zu sein, oder die unaufgeklärte Sarah Jo? Wenn der Film einer hypersexualisierten Gesellschaft den Spiegel vorhalten will, warum teilt er dann so hemmungslos gegen die Ahnungslosigkeit seiner Protagonistin aus? 

Dunham scheint es auf alle abgesehen zu haben, nur nichts davon geschieht in Form einer zündenden Pointe, nichts ist subversiv. Stattdessen ergibt sich der prüde Sexualdiskurs als leere Posse, als inhaltslose Provokation, die keine ist. Andere Themen, die Dunhams Miniaturgang durch L.A. streift, sind die des Online-Datings, welches Sarah Jo, nach ihrer gescheiterten Affäre mit dem verheirateten Mann, schnell nutzt, um ihr A-Z der sexuellen Praktiken abzuarbeiten (unter denen sich verdächtigerweise auch Beispiele wie Nekrophilie befinden), aber auch der Pornografie. In einem weiteren, zumindest nicht vollständig misslungenen, Handlungsstrang verliebt sich Sarah Jo in den Pornostar Vance Leroy (Scott Speedman, The Strangers) und fängt an, ihm Briefe zu schreiben. Was hier im Ansatz funktioniert, ist der Versuch, Unschuld und Sex zusammenzudenken, aber auch dies geht nur in der Theorie auf. Im Film selbst gestaltet sich diese Aufarbeitung ebenfalls als zu naiv, um auf interessanten Nährboden zu stoßen. Dunham selbst betonte in Interviews, mit ihrem Film Pornografie als positiven Einfluss auf das Sexualleben wiederzuentdecken. Schade daran ist, das Dunham nie hinter ihrer Protagonistin steht. Sarah Jo ist zu sehr Karikatur, um nachvollziehbar zu sein, und zu wenig gute Karikatur, um irgendetwas zu enthüllen. Ein Film über Corona will Sharp Stick übrigens auch sein, wenn die permanent getragenen Masken irgendein Indikator sein sollen.

Fazit

Das Comeback von Lena Dunham ist eine gigantische Enttäuschung. Wo die früheren Werke von ihr zumindest mit einer charmanten Unbeholfenheit, die sich zutiefst ehrlich anfühlte, aufwarten konnten, ist „Sharp Stick“ nur noch ein lustloses Abarbeiten an Sexualklischees. Ein Film so peinlich wie eine schlecht recherchierte Schulpräsentation im Sexualkundeunterricht.

Kritik: Jakob Jurisch

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