Was haben Der weiße Hai und Der Exorzist gemeinsam? Gerade aus heutiger Sicht sind beide nicht nur Meilensteine, die quasi ihr eigenes Genre mitbegründeten, sondern es bereits als absolut unerschütterliche Referenz vorzeitig zu seinem Zenit führten. Selbst unter den eigenen, mitunter peinlichen bis grottenschlechten Sequels, konnte dieser Status nicht begraben werden und auch, wenn uns bis heute immer noch in unregelmäßigen Abständen sowohl Hai-Horror als auch Exorzismen im Kino heimsuchen, so haben sich diese doch weitestgehend in eine untere Schublade des Pay-TV und der Streamingdienste verzogen.
Besonders der Erfolg der Trashfilm-Reihe Sharknado trat eine ganz neue Flut an Haifilmen los, die bis heute ungebrochen scheint. Doch nicht einmal so wahnwitzige Werke wie Sharktopus, Ghost Shark oder die durch heißen Strandsand gleitenden Sand Sharks hatten die grenzbescheuerte Idee, William Friedkin und Steven Spielberg zu kreuzen und in ein und demselben Film verschmelzen zu lassen. Eben genau das versuchte aber „Autorenfilmer“ Donald Farmer mit dieser Ausgeburt filmischer Hölle. Der kann in seiner erstaunlich umfangreichen Vita aus C-Kannibalenfilmen oder Vampirtrash, die sogar bis in die späten 80er Jahre zurückreicht, nämlich auch eben dieses Glanzstück des schlechten Geschmacks hier für sich verbuchen.
Das Ärgerliche dabei: Wie so oft ist der Titel reinrassiger Etikettenschwindel. Ja, Shark Exorcist mag sich zwar ab und an an dem weiden, was seine überlebensgroßen Vorbilder ausmachen und hier wird die berühmte Gaumensuppe ebenso ausgespuckt, wie der berüchtigte Ausspruch aus Der Weiße Hai zu „We need a bigger cross“ variiert wird. Doch sind das lediglich Randerscheinungen. Im Kern dreht sich dieses Machwerk nämlich viel mehr um wechselnde Gruppen von leicht bekleideten Bikini-Pomeranzen, eine blutleckende Killernonne, die den Leibhaftigen heraufbeschwört und ein sensationsgeiles TV-Medium. Klingt chaotisch, trashig, spaßig? Ist es nur leider nicht. Ja zum Ersten, ja zum Zweiten, Überlebensgroßes NEIN zum Dritten.
Denn nicht nur ist Shark Exorcist Trash aus der alleruntersten No-Budget Klasse, er ist auch noch der denkbar sturzlangweilgste Auswuchs davon. Donald Farmer denkt nicht nämlich gar nicht daran, die schon von grundauf absurde Prämisse irgendwie in Filmform zu gießen oder aber zumindest den Totengräber von einem Priester in den Mittelpunkt seines 71-minütigen Stückwerks zu rücken. Stattdessen ist Dreh- und Angelpunkt ein spindeldürres Modepüppchen, das zu Beginn dem ominösen (und grauenhaft getricksten) Monsterhai scheinbar zum Opfer fällt und dann schon selber bald zum heißhungrigen, fangzähnigen Killergirl mutiert. Das und die maximal inkohärent dargebotenen Erzeugnisse von schätzungsweise fünf unabhängig voneinander agierenden Filmteams sorgen dafür, dass Shark Exorcist viel näher an Jennifer's Body - Jungs nach ihrem Geschmack dran ist als an den beiden namensgebenden Klassikern, die hier mit so beispielloser Schamlosigkeit ausgebeutet werden. Und sei es nur durch die grauenhafte Musikuntermalung, die wohl das Ergebnis dessen ist, wie wenn man John Williams und Jerry Goldsmith auf Valium ihre ikonischen Melodien in einen drittklassigen Synthesizer hätte orgeln lassen.
Das wäre unter Umständen sogar noch alles zu verkraften, wenn der Film denn nicht der Sorte Trash angehören würde, der sich innerhalb seiner hirnverbrannten Abläufe selbst so unfassbar bierernst nimmt. Konnte man sich bei Sharktopus oder Sharknado noch über die zahlreichen Anschlussfehler, das grottige CGI oder die erbärmlich schlechten Darsteller amüsieren, können vermutlich nur noch mit allen Wassern gewaschene Trashfilmlieber Shark Exorcist etwas abgewinnen. Beispielsweise, wenn die werten Damen, die allesamt aussehen, als seien sie frisch aus einer Softpornoproduktion in diesen Alptraum importiert worden, sich in den Szenen, wo der böse Geist des Wassers oder Dämonenhais sie befällt, bedeutungsschwanger übers frisch gemähte Gras wälzen. Diese sind schon so dermaßen drüber, dass sie fast den Hauch von unfreiwilliger Komik entwickeln könnten. Betonung auf KÖNNTEN.