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Quelle: themoviedb.org

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Shane MacGowan. Rebell, Punk, Poet. Frontmann der legendären Band The Pogues. Begnadeter Songwriter und exorbitanter Selbstzerstörer. Der durchgeknallte Unruhestifter mit irischen Wurzeln, der nach London zog, um in den Underground-Clubs und Pubs die dort gerade entstehende Punkbewegung mit irischem Folk aufzumischen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Es bräuchte nicht die Gegenwart von Produzent, Trink- und Gesprächspartner Johnny Depp (Minamata), um klarzustellen, dass Julien Temple (Pandaemonium) den ebenso brillanten wie ausschweifenden Protagonisten seiner jüngsten Musik-Chronik als dauerberauschten Hunter S. Thompson-Charakter idealisiert. Doch kurioserweise betont der Vergleich des Hollywood-Stars mit dem Pogues Mastermind, der Depp treffend als „so niedlich, dass ich kotzen könnte“ beschreibt, den Kontrast zwischen kalkuliertem Bad-Boy-Image und authentischem Exzess. Letzter definiert MacGowans (The Libertine) Lebensskizze visuell, dramaturgisch und inhaltlich.

Das ist durchaus im Einklang mit dem Selbstverständnis des innovativen Musikers und ruppigen Poeten, den die Flut an Konzertmitschnitten, Archivinterviews, Magazin-Covern und TV-Ausschnitten nie ohne alkoholisches Getränk in Reichweite oder Hand zeigt. Vor der Kamera wirkt der schief im Rollstuhl hängende MacGowan als habe er wie erwartet lange vor Beginn der originaltitelgebenden Bierrunden gebechert. Ein Dauerzustand, der sein kreatives Schaffen zu überschatten tendiert, nicht nur in Temples dissonantem Mix aus Zeitbild und Charakterporträt.

Eruptive Episoden historischen Kolorits des irischen Widerstands und der Punk-Szene auf ihrem Zenit, die MacGowan und die Musik der Pogues prägten, sind immer ausgedehntere Fluchten des Regisseurs vor seinem widerspenstigen Subjekt. Dessen Selbstzerstörung und Sensibilität karikiert die hedonistische Hymne mit emotionaler Abstumpfung. Traumatische Erlebnisse von familienübergreifenden Suchtproblemen über kindlichen Alkoholismus bis zu nationalistischem Bullying werden zu ulkigen Cartoons reduziert. Jeder Schmerz wird banalisiert oder weggetrunken und wenn das nicht geht, aus dem Skript gestrichen.

Fazit

Die Balance zwischen orgiastischen Sauf-, Sing- und Sex-Anekdoten und schlüssiger Lebensgeschichte versucht Julien Temple gar nicht erst zu halten. Folkloristische und religiöse Bezüge identifiziert seine rüpelige Leinwand-Hommage an Shane MacGowan als modernes Mythologisieren. Dessen eklatante Leerstellen und Verzerrungen kompensieren der Fundus schillernden Archivmaterials und anarchische Kreativität nur begrenzt. Eine verworrene Liebeserklärung an die auffällig abwesenden Mitglieder der Pogues ist einer zahlreicher Hinweise auf biografische Brüche, die Tempels märchenhafte Überhöhung destruktiver Brillanz diskret ausspart.

Kritik: Lida Bach

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