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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Julián (Álex González), Mitglied einer Skinhead-Bande, entdeckt den Boxsport für sich und ist gewillt, diesen gewissenhaft zu trainieren. Beharrlich drängt er darauf, ein echter Kämpfer zu werden und wird erst widerwillig von Ex-Profi Carlomonte (Carlos Bardem) betreut. Doch als er sich in die farbige Putzfrau Alyssa (Judith Diakhate) verliebt und sich von der Truppe entfernt, gerät auch er ins Visier der hasserfüllten Neonazis...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Basierend auf dem Buch sowie dem Drehbuch von Carlos Bardem, prangen auf der BD-Hülle solch klangvolle Namen wie "American History X" sowie "Million Dollar Baby". Aber auch der Name Bardem lässt so manche Glocken klingeln - es handelt sich dabei um den Bruder von Durchstarter Javier Bardem, der sich bereits mit Engagements in Topfilmen wie "No Country for Old Men" oder "Skyfall" ins weltweite Gerede gebracht hatte. Santiago Zannou hingegen sammelte erste Erfahrungen als Dokumentationsfilmer und markierte mit "Scorpion..." sein Spielfilmdebüt.

Und was da so auf der Rückseite der Hülle an Referenzen prangt, kann man gerne 1:1 auf den Inhalt anwenden. Die Gruppendynamik der Neonazis wurde hier genauso eingefügt wie der formelle Aufbau des Clint Eastwood-Dramas. Streicht man dann hintergründigen Inhalt heraus, wirft beides in einen Cocktailmixer, bleibt diese Geschichte übrig, die nur halbschal aussieht und nicht wirklich mundet. Erzählerisch vermischen sich eben beide Hauptstränge zu einem Ganzen, lassen aber viele Hintergründe außen vor und begnügen sich lediglich mit wenigen Szenen, um vollständig der Oberflächlichkeit zu entgehen. Das reicht aber noch lange nicht aus, um dem Sportdrama die Würze zu verleihen.

Im Detail ziehen sich diese Defizite mehrmals durch den Streifen. Juliáns Beweggründe für seinen sozialen Abstieg zeigen sich in lediglich einer einzigen Sequenz, in der man seine Eltern streitend zu sehen bekommt. Etwas mehr Substanz erreicht die Story durch die dokumentatorische Begleitung der Nazibande, was jedoch wiederum kaum Neues zutage trägt. Es fehlen politische Bezüge, eine fundierte Freundschaftsbekundung und der eindeutige Einfluss ihres Anführers Solis, die die Taten und das Denken der Truppe substanziell untermauern würden. Dies zieht sich ebenfalls durch die Boxgeschichte hindurch, die sich gleich nochmal die Elemente aus dem großen Vorbild zusammenklaut. Nur leicht verändert wird das Clint Eastwood-Pendant zitiert, dass es schon fast dreist wirkt, und zusammen mit den Tony Kaye-Anleihen verkommt der Film dann endgültig zum reinrassigen Abklatsch. Dazu fallen gerade die Dialoge sehr negativ auf, die zu konstruiert und naiv anmuten. So etwas wie authentischen Straßenslang sucht man in diesem Feature vergeblich.

Das ist eigentlich schade, weil die Inszenierung zu gefallen weiß. Die Story wird sensibel und cinematografisch gut eingefangen, schwankt etwas zwischen Mockumentary, stilistisch hochwertigen Bildern und Independent-Ambiente und versuchte zumindest, modern zu wirken. Das sieht auch überdurchschnittlich gut aus, wenn auch Schnitte und Kameraführung hier und da ein bisschen mehr Feinschliff nötig gehabt hätten. Dennoch ist das Meckern auf hohem Niveau, so dass Zannous Filmerfahrungen hier sinnvoll eingesetzt werden konnten. Dass dann ein paar unnötige Epiktreiber wie Zeitlupen und Wiederholungen auftreten, bleibt indes ein geringeres Problem.

Auch in der Schauspielerriege kann man Beachtliches entdecken. Auch wenn Protagonist und Hauptdarsteller Álex González sich nicht aus dem Mittelmaß herausspielen kann, bringt er eine ordentliche Leistung auf´s Parkett, genauso wie seine jungen Kollegen. Einzig Carlos Bardem muss hier als Ausfall gewertet werden, der seine Figur mit all seinen Macken kaum differenziert rüberbringen kann. Da ist natürlich sein berühmter Bruder ein anderes Kaliber, der seine leider etwas spärlichen Auftritte dazu nutzt, sein Talent zur Schau zu stellen. Wo er auftritt, strahlt der Film und seine miese Rolle richtig auf. Richtig positiv fiel indes noch Judith Diakhate auf, die trotz der drehbuchtechnischen Macken ihre Figur richtig toll verkörperte. Und da, wo viel von ihr verlangt wurde, zeigte sie massig an überzeugender Performance.

Fazit

Ein bisschen zu dreist hatte sich Carlos Bardem bei zwei modernen Filmklassikern bedient, um diesen Film auf Zelluloid zu bringen. Zwar wird hier ein wichtiges, politisches Thema einhergehend mit der politischen Lage Spaniens aufgezeigt, doch sparte das Drehbuch an den Elementen, die eben die Vorbilder so gelungen werden ließen. Somit kratzt dieses Drama nur sehr oberflächlich an Thema und Herrschaftsstellung der Vorlagen, macht es dagegen durch schöne Aufnahmen und teils sehr gelungene Schauspielerleistungen wieder wett. Zu mehr reichte es jedoch nicht, dafür hängt zu vieles ungenutzt in der Luft.

Kritik: Sascha Wuttke

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