Dora bezieht mit ihrem zweiten Gatten Bruno und dem kleinen Marco, ihrem Sohn aus erster Ehe, das Haus, in dem sich einst ihr erster Ehemann – ein hoffnungsloser Junkie – das Leben nahm. Schon bald beginnt sich ihr Sohn merkwürdig zu verhalten, zeigt ein offenbar sexualisiertes Verhalten ihr gegenüber und auch andere, morbide Visionen treiben Dora langsam aber sicher in den Wahnsinn.
Auch Legenden sterben leise. Erstaunlich oft ist das bei Ikonen des italienischen Horrorfilms der Fall. Was ist da los? Ist das Sub-Genre verflucht? Sowohl seine potenziellen Erben wie Dario Argento (dessen bis heute letzter Film Dracula 3D wohl hoffentlich von nichts mehr unterboten werden kann), Lucio Fulci (ab den späten 80ern endgültig durch, siehe z.B. When Alice Broke The Mirror) oder auch Sergio Martino (bei dem war in den späten 70ern nur noch wenig zu holen) wurden im Herbst ihrer Karrieren zusehend schlechter, aber der 1980 mit erst 65 Jahren viel zu früh verstorbene Mario Bava (Die Stunde, wenn Dracula kommt) schien nicht nur wie ihr Lehrmeister, sondern noch mehr wie eine unerschütterliche Größe. Die trotz kleinerer Schwankungen immer ein Niveau halten und sich stetig verlässlich über seine individuellen Fähigkeiten aus der Masse erheben konnte. Meist war es sogar genau das, was selbst eher zum Scheitern vorverurteilte Produktionen zu kleinen Klassikern machte. Sein offiziell letzter Spielfilm als Regisseur stellt gleichzeitig einen nie für möglich gehaltenen Tiefpunkt dar. Aber dafür muss man etwas weiter ausholen.
Vielmehr ist das bereits das Debüt seines Sohnes Lamberto Bava (Dance of the Demons), der bereits vorher an Papa’s Seite Erfahrungen sammeln durfte und nun ein mitverfasstes Skript auch hochoffiziell als Co-Regisseur inszenieren durfte. Mario Bava steht noch an erster Stelle, anders als bei seiner wirklich letzten Arbeit, dem TV-Mini-Serien-Beitrag La Venere d'Ille, wo er und Lamberto die erste und zweite Geige auch öffentlich tauschten und er nur noch als Co-Regisseur betitelt wurde. Der Meister verstarb kurz danach, der Bambino versuchte sich an den übergroßen Fußstapfen und scheiterte nach einer wenigstens brauchbaren Start-Phase als Solokünstler schwer, was sich bereits hier erahnen lässt, wenn es nicht noch als Vita-schädigender Film seines Vaters gelten würde. Mit dem, was Mario Bava groß, legendär und unverzichtbar für den Horrorfilm - speziell das ohne ihn niemals in der Form existierende Sub-Genre des Giallo – machte, hat Shock rein gar nichts mehr zu tun. Lebten seine Arbeiten stets von ihrer unverwechselbaren, einzigartigen Signatur ist das hier das exakte, erschreckende Gegenteil.
Eine lächerliche Ansammlung verkorkster Haunted-House-Elemente mit einem unglaublich hohen, unfreiwilligen Humor-Potenzial, bei dem einem mehr als einmal so die Haare zu Berge stehen wie der (wie immer, aber trotzdem gerne rumgereichten) unmöglichen Hauptdarstellerin Daria Nicolodi (Profondo Rosso - Die Farbe des Todes, einst mit Dario Argento liiert) beim paranormalen Geschlechtsakt, der nicht mal den Höhepunkt der hier dargebotenen Spitze des Unsinns-Eisbergs anbietet. Allein die Präsentation ist erschreckend. Lieblos, uninspiriert, gleichgültig hantiert Shock mit surrealen Schießbuden-Frechheiten als wenn ausgerechnet Mario Bava NICHT eine ganze Stilistik mit seinen Ideen geprägt hätte. Auf drittklassigem Niveau werden absurde Momente eingestreut. Von (aus?)lachenden Klavieren, über zu Laser-Schwert-Sounds umherschwirrenden Cutter-Messern und zum Absturz geschaukelten Flugzeugen, präsentiert in billiger Not-My-Cup-Of-Tea-Lustlosigkeit, veredelt mit beschämenden Performances. Angeführt von Madame Nicolodi, die hysterisch kreischt und grimassiert wie vom tollwütigen Affen missbraucht; eine Zumutung ist das.
Sprachlos lässt das Anhänger des brillanten Visionärs Mario Bava im Regen stehen. Offensichtlich als Schützenhilfe für seinen Sohn Lamberto angelegt verleugnet der Meister sein gesamtes Können und liefert unter seinem Namen eine fremd-verbockte Zwischenprüfung ab, die jedwede Versetzung im Keim erstickt hätte. Die wenigen Gore-Effekte, die sind okay. Alles andere, so schmerzhaft es ist das so zu benennen, ist Müll. Höchstens auf der absurd-komischen Schiene erträglich. Aber das kann ja unmöglich der Anspruch sein.
Fazit
Ein unpassendes Grabgesteck. Mario Bava war einer der wichtigsten, prägendsten Filmemacher und kreativen Köpfe einer ganzen Generation und eines Genres, mit diesem unwürdigen Schund verabschiedete er sich leider von der großen Bühne. Wieviel er tatsächlich daran mitzutragen hat oder ober er wirklich nur einen Großteil seines guten Namens an seinen Sohnemann verlieh, dass kann jetzt wohl nur noch Lamberto Bava selbst ehrlich beantworten. Es ist einfach nicht zu glauben, dass dieser Film so von Mario Bava stammen könnte. Niemals.
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