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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Das Berlin der nahen Zukunft sieht aus wie Hamburg während des G20-Gipfels. Die Kettensäge locker über der Schulter hängend, schlagen und schießen sich die Kleinganoven Tan und Javid durch die Spreemetropole, in der es nicht mal mehr anständigen Döner gibt. Stattdessen entdecken sie in einer geklauten Karre ein Drehbuch, in dem sie ihre eigenen Dialoge Wort für Wort wiederfinden. Exakt das Gespräch, das sie in eben jenem Moment führen! Und ihren Tod. Dafür werden sie Skriptautor Arend bluten lassen.

Parallelstory: Eliana und ihr Bodyguard suchen in Osteuropa nach einem Auftragskiller. Eliana will Rache für den Mord an ihren Eltern. Außerdem gibt es noch den Stromstöße schießenden Superhelden Hyper Electro Man sowie eine Menge weiterer illustrer Gestalten, die die Schwelle zum Wahnsinn längst überschritten haben.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Boah, was für 'ne Kotze!“

Dieser Satz aus Schneeflöckchen ist gewiss auch einigen Zuschauern durch den Kopf gegangen, als sie den Film (etwa auf dem Fantasy Film Fest 2017) gesehen haben. Das Werk von Regisseur und Autor Arend Remmers erweist sich nämlich als eine deutsche Independent-Produktion, die konsequent und konstant ihren eigenen Weg beschreitet und dabei ohne Kompromisse auch nur die eigens erstellten Regularien befolgt. Hier gibt es Engel und Kannibalen, Serienkiller und Superhelden. Eine Welt die aus den Fugen geraten ist, aber nur wenn man sie mit Alltäglichkeit vergleicht. Bei genauerer Betrachtung offenbart Schneeflöckchen einen starken Drang zur selbst entwickelten Logik. Das ist ziemlich verwirred und wüst, manchmal sogar regelrecht anti-immersiv, aber es ist niemals ohne Reiz oder gar langweilig.

Die Macher plündern zum Generieren ihrer Welt kräftig im Genre-Fundus. Schweißen, flanschen und hämmern einzelne Versatzstücke auf- sowie ineinander und legen dabei eine mitreißende Verve und Chuzpe an den Tag, die Schneeflöckchen trägt und dem Film eine Kraft verleiht, die auch über holpernde Momente und manche Langatmigkeit hinweg hilft. Als Zuschauer muss natürlich eine Offenheit gegenüber diesen Stil existieren, ansonsten dürfte der Film wohl nur ablehnendes Kopfschütteln oder (noch schlimmer) Redundanz erzeugen

Solche Projekte und Produktionen sind selten geworden – in dieser Qualität. Auch im Independent-Bereich, wo Exzess und angebliche Tabubrüche dafür sorgen, dass man Gesprächsthema wird. Schneeflöckchen ist da anders. Gewalt findet statt, wird aber nicht zur Kern-Attraktion erklärt und in drastischen Zügellosigkeiten intensiviert. Der Film vertraut auf seine Geschichte und seine kreierte Welt. Für die eine die falsche, für die anderen die richtige Entscheidung.

Schneeflöckchen hat einfach ein sichtbares Vertrauen gegenüber der eigenen Qualität. Hier wird sich nicht angebiedert und hier wird sich auch nicht versteckt. Ein Projekt mit dem Herz am rechten Fleck und der Hand in der angeschwellten Hose. Aber auch eine Produktion die sichtbar mit Eifer, Herzblut, Engagement und Hintergedanken entwickelt und durchgeführt wurde. Natürlich lässt sich das geringe Budget nicht total verbergen, aber muss es das? Für einen (gewiss sehr) kostengünstigen Filme (gemeint ist das Budget, nicht die Arbeitskraft) gelingt Kolmerer immer wieder schöne Visuals und Momentaufnahmen. Die Darsteller gehen auch in Ordnung, die musikalische Untermalung passt, reißt dabei keine akustischen Bäume aus, pflanzt aber ein paar nette Gänseblümchen.

Doch was will Schneeflöckchen seinem Publikum sagen? Ist er einfach eine Genre-Collage? Ist er eine Reflexion? Vielleicht ein Experiment? Gewiss haben sich die Macher etwas gedacht. Ob dies auch beim Publikum ankommt, wird sich zeigen. Klar ist nur, dass Schneeflöckchen als Interpretations-Einladung genau so gut funktioniert wie als Ritt durchs Genre-Kino.

Fazit

Wer behauptet das deutsche Genre- und Nachwuchskino sei tot, hat noch nicht „Schneeflöckchen“ gesehen. Ein origineller, selbstbewusster und engagierter Film, der ohne Kompromisse seinen eigenen Weg geht. Das Ergebnis ist so erfrischend wie trotzig. Bitte mehr davon.

Kritik: Sebastian Groß

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