Die junge Halbwaise Kéria lebt mit ihren Vater, der auf einer Ölpalmen-Plantage arbeitet, am Rande des Dschungels von Borneo. Als ihr ein Baby-orang-Utan, dessen Mutter von Jägern getötet wurde, anvertraut wird, ist sie fest entschlossen, ihren neuen tierischen Freund zu beschützen. Anfangs gar nicht begeistert ist sie jedoch, dass ihr jüngerer Cousin Selaï für eine Weile bei ihrem Vater und ihr einzieht, solange seine indigene Familie gegen die skrupellosen Vertretern der Holzindustrie verhandeln muss. Doch ein nicht ganz nach Plan laufender Ausflug in den Dschungel bringt die Drei einander näher. Geneinsam wollen sie für ihr Zuhause kämpfen.
Für alle, die acht Jahre darauf gewartet haben, dass der Regisseur (Sainte Barbe) der herzerwärmenden Stop-Motion-Story Mein Leben als Zuchini einen ebenbürtigen Nachfolger präsentiert, ist das Resultat unweigerlich eine kleine Enttäuschung. Nicht etwa, weil die von Claude Barras erneut mit Morgan Navarro sowie Nancy Huston (Emporte moi - Nimm mich mit) verfasste Story keine Relevanz hätte oder die Charaktere kein Profil. Nur ist diesmal alles eine Spur zu glatt, vorhersehbar und konventionell, auch wenn die nostalgische Stop-Motion-Technik mit kugelköpfigen Puppen-Protagonisten die gleiche ist.
Diese Tendenz zu abgearbeiteten Narrativen und konformen Konflikten zeigt sich bereits im Grundgerüst der Handlung um die 11-jährige Kéria (Babette De Coster), die mit ihrem Vater (Benoît Poelvoorde, Beating Hearts) in Borneo, Heimat ihrer verstorbenen Mutter, am Rande des Dschungels lebt. So wie ihr Wohnhaus zwischen Urwald und Plantage, auf der ihr Vater arbeitet, steht die eigensinnige Heldin zwischen antagonistischen Parteien. Das an sich spannende Dilemma emotionaler und sozialer Zerrissenheit zwischen Kulturen wird zu simplen Entscheidungsfrage verflacht.
Ein adoptiertes Orang-Utan-Baby, verwaist wie Kéria, und ein Ausflug in den mit faszinierender Artenvielfalt, Vegetation wie ein Naturspielplatz sowie pflück- und fangfrischem Essen an ein Eco-Ressort erinnert, machen die Wahl leicht. Als Belohnung gibt es ein cooles Raubtier als animistischen Begleiter, die Kameradschaft ihres indigen Cousins Selaï (Martin Verset, Earwig) und den vorhersehbaren Rückzug der bösen Kolonialisten, die den Urwald abholzen und seine autarken Bewohnenden zu abhängigen Fabrikarbeitenden machen wollen. Das ist nicht Idealismus, sondern irreal.
Fazit
Die nostalgische Puppen-Tricktechnik und ein Szenenbild voller versteckter Details, die in jeder Ecke und hinter jedem Baum etwas Neues entdecken lassen, besitzen den gleichen Zauber wie in Claude Barras famosem Debüt. Leider kann die ambitionierte Abenteuer-Allegorie um den Kampf für ein Zuhause, das erst identifiziert werden muss, da nicht mithalten. Obwohl der mit Witz und Tempo vermittelten Message der Spagat zwischen politischer Korrektheit und Popularität gelingt, mangeln der Inszenierung die emotionale Resonanz und gesellschaftliche Authentizität.
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