MB-Kritik

Samia: Little Dreamer 2024

Drama, Sport, Biography

llham Mohamed Osman
Kaltuma Mohamed Abdi
Fathia Mohamed Absie
Waris Dirie
Elmi Rashid Elmi
Elena Garkina
Fatah Ghedi
Armaan Haggio
Shukri Hassan
Zakaria Mohammed
Amina Omar
Mohamed Omar
Riyan Roble
Miguil Ali Soubaneh

Inhalt

Jeden Morgen läuft Samia auf dem Schulweg mit ihrem besten Freund um die Wette – und immer gewinnt sie. Die Neunjährige will unbedingt am jährlichen Stadtlauf von Mogadischu teilnehmen. Doch während ihr Vater sie unterstützt und im Falle eines Sieges echte Turnschuhe verspricht, hält ihre Mutter sie zurück. Frauen ist es untersagt, Sport zu treiben, und die Gefahr, einer Patrouille in die Arme zu laufen, groß. Aber Samia lässt sich nicht aufhalten. Nachts trainiert sie heimlich weiter und läuft beim Stadtlauf vor allen Erwachsenen als Erste ins Ziel. Plötzlich scheint alles möglich und die Sterne zum Greifen nah: Eines Tages will Samia als schnellste Frau Somalias an den Olympischen Spielen teilnehmen.

Kritik

Paradoxerweise ist es gerade die dramaturgische Konventionalität, die am Ende Yasemin Samderelis (Barfuß durch Australien) Verfilmung der realen Lebensgeschichte der somalischen Spitzensportlerin Samia Yusuf Omar ihre emotionale Wucht verleiht. All die filmischen Floskeln vom Glaube an sich selbst und den unermüdlichen Kampf gegen äußere Widerstände, von denen das Leben der 1991 in Somalia geborenen Olympionikin (Iham Mohamed Osman) geprägt ist, die derivativen Dialoge von Furchtlosigkeit, selbst die Prämisse des lehrbuchhaften Sportdramas wecken einen naiven Optimismus bezüglich des Ausgangs.

Selbiger ist bei einer wahren Story wie der Giuseppe Catozzellas zugrunde liegender Biografie natürlich festgeschrieben. Doch die meisten Zuschauenden wissen vermutlich nichts bis wenig vom Leben der Titelheldin. Die steht in der Anfangsszene am Start der Sommer-Olympiade 2008 in Peking und lebt dort scheinbar bereits die Träume ihrer Kindheit, von der umfassende Rückblenden erzählen. Bereits als Neunjährige (Riyan Roble) macht sie mit ihrem besten Freund und Trainer Ali (Zakaria Mohammed) Wettrennen zwischen Schule und Elternhaus.

Dessen Hof wird zu einem wichtigsten der wenigen Schauplätze, die nicht der einzige Hinweis auf das beschränkte Budget sind. Gerade den Nebendarstellenden fehlt teils sichtlich die Überzeugungskraft, den Kamerabildern mangelt Dynamik und viele Einstellungen scheinen bestimmt von der Notwendigkeit, die unzureichenden Sets und fehlenden Statisten zu verbergen. Das Drehbuch passiert Station um Station einer typischen Underdog-Story mit der prestigefördernden Portion Mädchen-Power. Einzig die eingefügten Nachrichten-Archivbilder erinnern vorausweisend daran, dass die Realität kein Happy End hat.

Fazit

Die entscheidende Stärke Yasemin Samderelis filmischen Lebenslaufs - auf der Symboleben der schlichten Szenarien ein ganz buchstäblicher - ist der Bruch mit dem manipulativen Mantra von der Kraft der Hoffnung und im weiteren Sinn der Zuschauererwartungen. Wie zum Ausgleich dafür dämpft die idealistische Inszenierung jedoch neben der essenziellen Grausamkeit des Schicksals der Protagonistin auch die Härte deren Werdegangs. Dieser präferenzielle Blick auf Publikumstauglichkeit raubt der Handlung Spannung, den Figuren Komplexität und drückt sich vor jeder politischen Positionierung.

Autor: Lida Bach
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