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Quelle: themoviedb.org
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"Red Army" wirft einen Blick auf die Sovjet Union zur Zeit des Kalten Krieges und erzählt dabei die Geschichte des berühmten Eishockeyteams der Roten Armee.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Die Rote Armee. Was unsere (Ur-)Großelterngenetation mit Angst und Schrecken assozierten, dient heute nur noch als altbackenes Klischee (der böse Iwan) oder für angestaubte Anekdote aus den Wirren des Kalten Kriegs. Dass dieser seinen Abdruck auch im Film hinterließ ist nicht zu bestreiten, Machwerke wie "Red Dawn" (Die rote Flut) zeugen von der Angst vor der Sowjet-Invasion im uramerikanischen Hinterland. Der Film "Red Army" des US-Amerikaners mit sowjetischen Wurzeln, handelt aber nicht von Invasoren in der Heimat, wobei, dann irgendwie doch.

Eishockey ist die Prämisse, um die sich die 2014 auf dem Filmfestival von Cannes uraufgeführte Dokumentation dreht. Hierzulande mit Basketball, Baseball und American Football eine eher untergeordnete Sportart, in Übersee und Teilen Europas aber ein großes Ding. Bei Eishockey greift die Regel - je kälter das Land, desto intesiver (und besser) wird gespielt. Ein kurzer Blick auf die Weltrangliste offenbart: Kanada, Schweden, Finnland und die USA sind Eishockeynationen. Aber auch Russland, derzeit auf Rang zwei, muss in einem Atemzug mit besagten Ländern genannt werden. Das hat seinen Grund, der in der Geschichte der UdSSR liegt und hier verpasst uns "Red Army" eine Geschichtsstunde der anderen Art.

Denn wo sich heute mehrere Nationen einen Kampf um die weltrangführende Eishockey-Nation liefern, war der Platz lange Jahre von einem Staat besetzt. Die Natonalmannschaft der UdSSR galt bis zur ihrer durch den Staatszusammenbruch bedingten Auflösung als beste und gefürchteste Mannschaft der Welt. Das kommt nicht von ungefähr, der Film beginnt mit der Entstehung des Profihockeys in der ehemaligen UdSSR in den 50er Jahren, wobei für den Staat Hockey mehr als nur ein Spiel war, es war der Vergleich zweier Systeme, bei dem natürlich der Sozialismus als überlegen hervorgehen musste. Um dieses Ziel zu erreichen brauchte es Spieler. Spieler, mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und dem Willen zur Opferbereitschaft, denn Opfer, das zeigt der Film in aller Deutlichkeit, waren von allen Beteiligten zu bringen.

"Red Army" schlägt permanent den Bogen zur Gegenwart, in dem er Zeitzeugen von damals und heute zu Wort kommen lässt. Doch es bleibt nicht nur bei Zeitzeugenberichten und Archievmaterial, anhand des ehemaligen Mannschaftskapitäns, siebenfachen Weltmeisters und späteren russischen Sportministers Wjatscheslaw Fetissow wird ein Leben im und für das System portätiert, der nebst vieler anderer ehemaliger Spieler, Angehöriger und Funktionäre die Dokumentation bereichert. Dabei stehen sein imenser Erfolgt als Spieler, aber auch die Unterdrückung durch den Staat, der ihm 1989 den Wechsel in die NHL erheblich erschwerte und mit Verbannung nach Sibirien drohte, sollte er desertieren, wie zwei erbitterte Rivalen gegenüber. Desertieren ist hier auch das richtige Wort, denn die Spieler in den roten Trikots der "Sbornaja" waren formal Offiziere im Staatsdienst.

Es stellt sich natürlich zwangsläufig die Frage, in wie weit die US-amerikanischen Macher des Films mit ihrer persönlichen Meinung und Sozialisation über das augenscheinlich so gegensätzliche System umgehen. Hier macht Polsky viel richtig und umschifft so manches Klischee-Fettnäpfen. "Red Army" ist erzählfreudig und weiß sich auch Witz und Humor zu bedienen, so ganz geht der Fokus auf einen zentralen Spieler aber nicht auf. Zwar will man die Mannschaft (bestehend aus dem wohl effektivsten Spielerblock der Geschichte plus Torwart) als Produkt des Systems, aber auch seine Spieler individuell charakterisieren, das scheitert aber zum einen an der Tatsache, dass nicht alle ehemaligen Spieler zur Kooperation bereit waren, aber auch an der Erhebung Fetissows zu einem Eishockey-Übergott mit weit höherer Bildschirmzeit als seine damaligen Mannschaftskollegen, die stellenweise, so wird es zumindest am Rand erwähnt, auch spannende Geschichte während und nach der Eishockeyzeit hinter dem Eisernen Vorhang zu erzählen gehabt hätten. Dieses Potenzial wird aber leider zu Gunsten eines hochprominenten und vielbeschäftigten, das zeigen die Aufnahmen Fetissows am Handy mitten im Interview und der Irritation des Regisseurs und Fragesteller Polsky, eingetauscht.

Aber "Red Army" blickt auch über den Tellerrand, zeigt nicht nur hart arbeitende russische Spitzensportler, sondern auch ihre zutiefst menschlichen Wünsche und Probleme, wenn davon berichtet wird, wie sich Spieler im Rahmen eines internationalen Turniers drei Jeans  vom spärlichen Taschengeld kaufen, weil es die in ihrer Heimat halt nicht gibt und KGB Agenten bei der Erinnerung der permanten Überwachung der jungen Spieler ins nostalgische Schwärmen abdriften. Am Ende sind alle fünf Spieler, trotz Spielzeiten in ausländischen Ligen (ob erfolgreich oder nicht), in ihre neue alte Heimat zurückgekehrt. Wenn das nicht patriotisch ist...

Fazit

Interessante Dokumentation, die sich nicht den gänigen Klischees hingibt, sondern das Leben und Wirken von Spitzensportlern im Staatsdienst porträtiert. "Red Army" ist aber genauso ein Film über Vergänglichkeit von Ideologien. Nicht nur für Sportbegeisterte geeignet.

Kritik: Magnus Knoll

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