Im Jahr 2007 gelang den beiden Regisseuren Jaume Balaguero und Paco Plaza mit "REC" ein Überraschungserfolg. Obwohl das Thema Zombie Apokalypse weiß Gott nichts Neues mehr ist, schafften die beiden es, einen beklemmenden sowie temporeichen Film zu kreieren, welcher nicht auf blutigen Effekten oder teuren Spezial-Effekten basiert, sondern auf Spannung und Inszenierung. "REC" wollte das Genre nicht neu erfinden, sondern klaut geschickt von anderen Genreklassikern und wirkt trotz der nur 1,5 Millionen Dollar Budget hochwertig.
Nachdem "REC" sich über Nacht zum Überraschungserfolg aus Spanien mauserte, war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Fortsetzung folgte. Doch schon "REC²" schoss über das Ziel hinaus und konnte seinem Vorgänger nicht annähend das Wasser reichen. Alleine die Tatsache, dass es sich nicht um Zombies, sondern um Dämonen handelte, welche durch Gebete aufgehalten werden können, verärgerte viele Fans und zog den Film ins Lächerliche.
Das Prequel "REC³" setzte dem ganzen die Krone auf. Teils sehr übertrieben, teils völlig absurd wird hier die Story um die Dämonen auf die Spitze getrieben und gipfelt in einer „Massenhypnose“ der Dämonen durch das Vortragen von Bibelfersen.
Nun, 2014, wird die Story zu Ende gebracht. Die Geschichte um Angela Vidal wird unmittelbar nach "REC²" weitererzählt. Doch kann "REC 4: Apokalypse" qualitativ wieder an "REC" anknüpfen?
Zuerst einmal sei gesagt, dass die absurde Idee der Dämonen hier für nichtig erklärt wird. Kein Wort wird über diese Tatsache verloren und die Infizierten werden als klassische Zombies dargestellt, ohne Wenn und Aber. Und dies ist einer der wenigen Punkte in denen "REC 4: Apokalypse" positiv heraussticht (im Vergleich zu den Vorgängern). Des Weiteren bekommen wir mit Manuela Velasco ein bekanntes Gesicht geliefert.
Doch leider sind das schon die wenigen positiven Momente von "REC 4: Apokalypse", denn er ist ein Musterbeispiel für einen Klischeefilm. Hier ist absolut gar nichts neu, innovativ oder gar interessant. Als ob sich Regisseur Jaume Balaguero auf die Fahne geschrieben hat wirklich gar nichts Neues zu zeigen. Stattdessen wird hier Klischee um Klischee ermüdend runtergerasselt.
Wir haben hier einen Doktor, welcher ohne Skrupel oder Rücksicht auf andere seine Forschungen verteidigt und dafür sogar über Leichen geht. Wir haben selten dämliche „heldenhafte“ Aktionen, welche von Beginn an sinnlos und lebensmüde erscheinen. Sogar jeder Zombieangriff passiert wie er im Buche steht. Alles ist vorhersehbar.
Dies ist ärgerlich, da nach einer relativ langen Einführungsphase die letzten 45 Minuten ein ordentliches Tempo vorlegen. Der Film ist prädestiniert dazu, ein spannendes Erlebnis zu werden. Das Setting ist gut und bietet zahlreiche Möglichkeiten. Doch aufgrund der Belanglosigkeit des Ganzen ist es ermüdend. Jeder Angriff, jeder Zombiekill, jede Aktion wird dem geschultem Horrorfilmfan bekannt sein.
Auch sind die Absurditäten des Filmes an sich störend. Angela Vidal, welche im ersten Teil noch verängstigt und hilfsbedürftig schien, entwickelt sich in Teil 4 grundlos zu einer Kampfamazone. Wir erinnern uns, dass Teil 4 unmittelbar nach den Ereignissen von Teil 1 und 2 spielt und daher gar nicht genug Zeit vergangen ist, um eine derartige Entwicklung durchzumachen.
"REC 4: Apokalypse" versucht zum Ende hin noch mit einem Twist zu überzeugen. Doch auch hier wird es wieder verbockt. Der Twist ist bereits in der Mitte des Filmes zu erahnen, daher hat dieser nichts überraschendes sondern wirkt unvermeidlich, was ihn absolut langweilig macht. Auch das offene Ende ist so inszeniert wie es im Buche steht. Angeblich soll "REC 4: Apokalypse" das Ende der "REC-Reihe" sein, doch wird erneut eine Tür offen gehalten um gegebenenfalls noch eine Fortsetzung drehen zu können.
Schauspielerisch wirkt Teil 4 solide. Nichts herausragendes aber auch keine Asylum-Qualität. Auch bei den Effekten gibt es wenig zu meckern. Zwar sieht man hier und da das CGI, jedoch ist dieses vertretbar, wenn man überlegt, dass es sich nicht um eine hochklassige Hollywood-Produktion handelt.
Obwohl hier der „Found Footage-Stil“, wie schon in Teil 3, aufgehoben wurde, wirken die Angriffe sowie die ganze Inszenierung der Actionszenen äußerst hektisch und lassen den Zuschauer kein klares Bild des Ganzen erhaschen. Was in Teil 1 und 2 noch wegen der Handkamera geduldet wurde und schließlich auch Bestandteil einer „Mockumentary“ ist, wird hier stark übertrieben und wirkt deplatziert.
Zu allem Überfluss wird der Zuschauer noch hinters Licht geführt. Schon auf dem Cover sehen wir Angela Vidal mit einem Bootsmotor in der Hand. Es könnte den Anschein erwecken, dass man in den Genuss einer derben Splatterszene kommen könnte, welche an „Braindead“ erinnert. Und in den letzten Minuten kommt tatsächlich der Schiffsmotor ins Spiel und man ergibt sich der Hoffnung, dass man nun durch ordentlich Gore entschädigt wird. Weit gefehlt. Der Motor kommt genau einmal zum Einsatz. Generell halten sich die blutigen Momente in Grenzen und überzeugen somit nicht mal die „Gorehounds“. Die Freigabe „Ab 16“ ist daher völlig vertretbar.