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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

In Zhilis Textilwerkstätten entfalten sich individuelle und kollektive Geschichten, die im Laufe der Jahreszeiten immer dramatischer werden. Von einem Durchgang aus beobachten Arbeiter, wie ihr Chef einen Lieferanten verprügelt. In einer anderen Werkstatt ist der Chef mit dem ganzen Geld abgehauen. Die Arbeiter sind allein und werden der Früchte ihrer Arbeit beraubt. Nach erbitterten Verhandlungen kehren die Arbeiter nach Hause zurück, um das neue Jahr zu feiern.

Kritik

Nahe Ende der fast vier Stunden Laufzeit Wang Bings (Youth (Spring)) Chronik spielt einer der jungen Fabrikangestellten, die der chinesische Regisseur von 2014 bis 2029 durch ihren Arbeitsalltag begleitete, zu schlichten Gitarren-Riffs einen Song. Von Einsamkeit, Armut und Erschöpfung, kaputten Träumen und sozialer Abweisung. Der Refrain stellt immer wieder die Frage: Wo ist sie hin, die Jugend? Das dokumentarische Monument gibt darauf eine niederschmetternde Antwort, die nicht nur für ein individuelles Schicksal gilt, sondern eine ganze Generation. 

Sie strömt aus den verarmten Provinzdörfern, in die der Sänger und die meisten seiner jungen Mit-Passagiere im Zugabteil zurückkehren. Eine lange Reise nach einer noch schwierigen Saison in der Fabrik-Stadt Zhili. In dem zum EPI-Zentrum der Textilindustrie gewachsenen Ort drängt sich Sweatshop an Sweatshop, wo die Arbeitenden - viele erst Anfang oder Mitte Zwanzig - in Akkordschichten an ratternden Nähmaschinen sitzen. Ein eigenes Apartment kann sich kaum jemand leisten. Zeit, dort zu wohnen, gibt es ohnehin nicht. 

Arbeitstage gehen über 12 Stunden, in denen Hunderte Kleidungsstücke gefertigt werden müssen. Die Vorgesetzten feilschen um jede Sekunde. Unter vier Minuten für eine Hose, zwanzig Sekunden mehr, wenn der Saum umgenäht werden muss. Damit die Quota erfüllt werden können, springen bei einem Protagonisten die Mutter ein. Wer nach Feierabend nichts abarbeiten muss, hat höchstens Kraft für etwas digitale Berieselung oder ein Bier auf dem Flur der schäbigen Unterkünfte, in denen die Pritschen dicht an dicht stehen.

Fazit

Der Mittelteil Wang Bings epischer Exegese des menschlichen Preises von Fast Faschion ist der längste der Trilogie. Die ist mit rund zehn Stunden Gesamtlaufzeit kürzer als eine Schicht der jungen Fabrikarbeitenden im faszinierten Fokus. Darin stehen anrührende Menschlichkeit und kapitalistische Maschinerie einander entgegen wie der stilistische Minimalismus dem formellen Maximalismus. Das kontrastive Konzept macht Erschöpfung und Überdruss des Publikums zum organischen Teil einer herausfordernden Kinoerfahrung, deren methodische Monotonie und reduktive Rigidität auch konstruktives Kalkül enthüllen.

Kritik: Lida Bach

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