Es ist mittlerweile ein eisernes Gesetz, dass erfolgreiche skandinavische Filme kurzerhand neu inszeniert werden, um so ein größeres internationales Publikum ansprechen zu können. Während Let Me In (basierend auf So finster die Nacht von Regisseur Tomas Alfredson) die erfolgreiche Vampir-Geschichte aus Schweden nach Hollywood brachte, inszenierte David Fincher aus dem Original Verblendung gar einen Blockbuster, der die Nuancen des Originals zum Teil noch verfeinerte. Nun folgt auch der spanische Regisseur Luis Prieto diesem Vorbild und erzählt die berühmte Pusher-Reihe aus Dänemark neu und versucht so, die Thriller-Vorlage mit neuem höherem Budget Salonfähig zu machen. Eine durchaus schwere Aufgabe, immerhin gelang Regie-Shootingstar Nicolas Winding Refn (Drive) im Jahre 1996 mit dem Indie-Film Pusher der Durchbruch. Hart, unnachgiebig, schonungslose, mit einer Low-Budget-Inszenierung sowie einem rauen Hauptdarsteller (Kim Bodnia), erschuf er ein Gangster-Werk, welches das Genre dauerhaft beeinflusste. Dies ist sich Regisseur Prieto auch durchaus bewusst und versucht daher erst gar nicht, etwas an dem Original in Sachen Storytelling oder Bildsprache zu verändern. Viel eher besinnt er sich darauf, das Werk noch gradliniger, schneller, stilsicherer sowie abgedrehter zu inszenieren. Für einen gelungenen wie adrenalingeladenen Gangster-Trip reich dies allemal, doch im Vergleich zum Original ist dies deutlich zu wenig, um sich gegenüber Nicolas Winding Refns Meisterwerk abzuheben.
Die Geschichte hinter Pusher aus dem Jahre 1996 ist einmalig: Immerhin startete Refn nicht nur seine glorreiche Karriere mit dem coolen Gangster-Thriller, sondern ebnete auch den Weg für Mads Mikkelsen (Casino Royal) und erschuf mit knapp 780.000 Euro Budget ein Werk, welches gerade durch seinen dreckigen wie minimalistischen Look bestach. Das Remake hat indes nicht mehr viel von dieser Atmosphäre übrig: Die leeren Straßen von Kopenhagen mussten der bekannten Kulisse von London weichen, die kühle Darstellung ist nun einer grellen Videoclip-Ästhetik gewichen und der Sound ist geprägt von treibenden House- und Electro-Beats. Der Takt wird so deutlich intensiver und auch die Geschichte schreitet daher mit einem schnelleren Tempo voran. Verkehrt ist dies unterdessen nicht zwangsläufig, immerhin kann so vor allem Kameramann Simon Dennis viel experimentieren und die hippe Stimmung so fühlbar untermalen. So rennt Frank förmlich von einem Ort zum nächsten, um hierbei regelrecht Wahnsinnig sein Geld einzutreiben. Und gerade wenn er eine Party, bewaffnet und vollends auf Koks, stürmt und den Gesten alle Wertsachen entwenden will, ist bezeichnend für den Wechsel des Stils. Während Refn noch deutlich subtiler vorging, heißt es bei Regisseur Prieto Vollgas. Nicht immer trifft er hierbei aber den richtigen Ton, wodurch der Film etwas gehetzt wirkt und eindeutig auch zu glattgebügelt. Etwas mehr Ruhe hätte hier wunder gewirkt. Und letztlich bleibt es dabei, dass geschichtlich gesehen, nicht viel Neues offenbart wird. Für Fans des Originals, wird es daher kaum neue Impressionen geben, was angesichts der Chance etwas schade ist.
Dennoch hat Pusher auch seine eigenen Momente, die ihn durchaus auszeichnen. Sex, Party, Musik, Drogen und eine Welt, aus der es eben keine Flucht gibt. All dies gab es zwar auch bereits im Original, doch durch das höhere Budget, sind die imposanten Thriller-Momente klar prägnanter. Und letztlich sorgen auch die Darsteller dafür, dass sich ein Blick in das Remake lohnt. Immerhin wurde erneut Zlatko Buric (Pusher-Reihe) für die Rolle des Bösewichtes Milo engagiert, wodurch nicht nur eine Art Wiedererkennungseffekt entsteht, sondern auch erneut Buric mit seinem eiskalten wie abgebrühten Verhalten punkten kann. Letztlich ist seine Rolle aber auch eine kleine Persiflage an sich selbst und auch ein Wink auf die Original-Reihe ist erkennbar. Richard Coyle (Outpost: Black Sun) indes, besticht vor allem durch seine aufgedrehte wie überdrehte Art, die ihm teils wie einen Wahnsinnigen durch London schlendern lassen. Zwar kommt er an die Leistung von Kim Bodnia nicht heran, kann aber Frank mit einem gewissen Charme ausstatten, der überzeugt. Der Rest des Cast dagegen, spielt routiniert, jedoch nicht sonderlich erwähnenswert. Einzig der grobschlächtige Mem Ferda kann als Hakan etwas brachiale Überzeugungsarbeit leisten.