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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Als Reaktion auf die Bankenkrise und Protest gegen den ungezügelten Neoliberalismus formierte sich 2011 in Spanien die Bürgerbewegung Movimiento 15M (Bewegung 15. Mai), aus der im Frühjahr 2014 die Partei Podemos hervorging, die bereits 2015 als drittstärkste Kraft ins Parlament einziehen konnte. Fernando León de Aranoa, als Spielfilmregisseur bereits mehrfach zu Gast im Panorama, begleitete den Weg der Partei als einer neuen Kraft in Spaniens traditionellem Zweiparteiensystem – bei uneingeschränktem Zugang zu den Anführern der Bewegung Pablo Iglesias, Íñigo Errejón und ihren Mitstreiter*innen. 500 Stunden Filmmaterial verdichtet Aranoa zu genauen Einblicken in interne Krisen, die Bemühungen um Auflösung einer erstarrten Links-Rechts-Dichotomie und den offenen Umgang mit sinkenden Umfragewerten, Korruptions- und Populismusvorwürfen.

Kritik

Für kurze hoffnungsvolle Momente scheint es in regelmäßigen Abständen einen liberalen Gegenwind zur reaktionären Sturmfront zu geben. Eine Truppe, die auf den ersten Blick wie linksliberale Laien aussehen, formiert sich zu einer Partei. Nach Achtungserfolgen werden sie in einer Wahl unerwartet zur Kraft, mit der das Establishment rechnen muss – allerdings zuverlässig nur für kurze Zeit. In der Politik überdauern rigide Machtstrukturen, Führerkult und aggressiver Unilateralismus. Diese Lektion wartet im ungeschrieben Schlusskapitel von Fernando Leon de Aranoas Leinwandlehrbuch. Trotz der angestrebten Transparenz setzt sein Dokumentarfilm, dessen Titel im positiven Sinne wörtlich zu nehmen ist, auf den Glauben an eine sozialere Zukunft. 

Letzte ist die Utopie, der sich die zentralen Protagonisten offiziell verschrieben haben. Schon der Name von Podemos, die 2011 aus Spaniens Protestbewegung Movimiento 15M hervorgingen und zur linken Antwort auf den korrupten Neokonservativismus wurden, verkündet die hehren Ideale der jungen Partei: „Wir können“ erinnert an „Yes, we can“, mit dem Obama zum Staatsoberhaupt aufstieg. In einer anderen Ära, in einer anderen Welt, so scheint es jetzt. Die engagierte Exploration des von Debatten, Krisen und Neuorganisation geprägten Berufsalltags der politischen Aufsteiger, die 2015 als drittstärkste Kraft ins spanische Parlament einzogen, verweist durch Auslassungen indirekt auf eklatante Schwächen der Protagonisten. 

Ein Randkommentar enthüllt, dass die Partei zu elementaren Wahlthemen keine Position bezieht und einen erheblichen Anteil ihrer Energie noch in den Aufbau eines ideologischen Fundaments steckt. Doch Aranoas eigene Versunkenheit ins Geschehen ist mitreißend, wenn auch etwas amateurhaft. Zu Beginn ist Podemos bereist von Zersplitterung bedroht. Auf der einen Seite stehen die Strategen Pablo Iglesias und Inigo Errejon, die ein traditionelleres Parteienmodell anstreben, auf der anderen Pablo Echeniques radikaleres Konzept einer führerlosen Partei. Die Sieger des Machtkampfs sind von vornherein bekannt. Doch der aus 500 Stunden Filmmaterial kondensierte Einblick zieht seine Dynamik nicht aus Drama, sondern Authentizität. In Zeiten der politischen Showmanship ein rares Gut.

Fazit

Individuelle Einblicke und pointierte Momentaufnahmen machen den Mix aus Polittheorie und -praxis zu einem ebenso spannenden, wie mitreißenden Essay. Kern ist die Konfrontation mit dem von Populismus, Analysen und Reizthemen geprägten Ringen um Stimmen. Die hatten Podemos zuletzt noch auf ihrer Seite - trotz eines Mangels an Strukturiertheit, mit dem der Regisseur kämpft.

Kritik: Lida Bach

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