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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Die 19-jährige Linnéa verlässt ihre schwedische Kleinstadt und zieht nach Los Angeles, um als „Bella Cherry“ der nächste große Pornostar zu werden. Doch der Weg dahin ist steiniger als erwartet. Zwar erhält sie schnell erste Aufträge, aber das Business ist gnadenlos. Bella erkennt, dass sie nur eine Chance hat, wenn sie ausnahmslos alles tut, was von ihr verlangt wird -- selbst wenn dies Erniedrigung und Schmerz bedeutet. Doch wie weit kann sie gehen, um ihr Ziel zu erreichen?

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Was macht das mit einem Menschen, wenn er sich in eine Branche einlebt, die intimste Akte umdeutet, sie marktwirtschaftlichen Mechanismen unterwirft? Versuche, diese Frage mit moralistischer Grobheit anzupacken, gehen notwendig fehl: nicht nur kann der Urteilswahn keine Empathie für tatsächliche Lebensentwürfe aufbringen, auch kann eine gesellschaftliche Entwicklung, die ihren Weg tief in unseren Alltag fand, nicht mehr rückgängig gemacht werden. Klüger erscheint der Ansatz, den Pleasure wählt, das Erstlingswerk von Ninja Thyberg, das seine Protagonistin in die Unweiten der Szene begleitet - ganz ohne zu psychologisieren, zu moralisieren, zu romantisieren. Stattdessen macht sich Thyberg auf, um Machtstrukturen innerhalb der Industrie aufzudecken und Subjekte aufzuspüren, die von diesen geformt werden. 

Im Zentrum der Erzählung steht die Schwedin Linnèa (Sofia Kappel), die sich nach Los Angeles begibt, um dort Karriere als Pornostar zu machen. Ihre Motivation bleibt vage, wir erfahren wenig über ihre Hintergrundgeschichte, können kaum charakterliche Besonderheiten festmachen: sie ist der fleischgewordene Archetyp eines Fish out of Water-Charakters. Durch ihren naiven Blick verstehen wir, dass das, was sich vor der Kamera abspielt, nicht einfach nur Sex ist - was auch immer das bedeuten mag. Wir erleben mit, wie sie der Marktdruck zu Praktiken treibt, in denen sie sich nicht wohlfühlt. Wie eng verknüpft die Porno-Industrie mit den rassistischen und sexistischen Bedürfnissen einer Vergewaltigungskultur ist. Wie desillusioniert und entfremdet Blicke der Beteiligten auf ihrer eigenen Intimität lasten. 

Wir gewinnen ebenso unerwartet menschliche Eindrücke: Gespräche zwischen den Szenen, gegenseitige Unterstützung, Verständnis für Verfehlungen. Pleasure wirkt damit gezielt einer Dämonisierung Darstellender entgegen, macht aus einem aggressiven Sadisten im Porno-Clip einen freundlichen Arbeitskollegen nach dem Cut. Dabei erliegt er nicht dem Zwang der Rehabilitierung und zeigt auf, dass die Industrie natürlich auch Patriarchen, Narzissten, Gierhälse anzieht. Vor allem aber  liegt ihm etwas an seiner Kapitalismuskritik, die aufzeigt, wie sich Individuen von ihren eigenen Bedürfnissen entfremden, egoistisch aufgezogen werden und Solidarität gezielt unterminiert wird. Pleasure zeigt die Gleichförmigkeit zu anderen Industrien auf, ohne die besondere Prekarität der Entfremdung von der eigenen Sexualität und damit Identität zu leugnen. 

Thyberg nimmt in ihrem Debüt durchgängig die weibliche Perspektive ein. Nicht nur begleiten wir eine Frau auf ihrem Weg in die Industrie, auch werden weiblich empfundene Emotionen in den Vordergrund gerückt. Musikalisch wird das deutlich an einer Aufarbeitung des Madonna-Hure-Komplexes, der wie ein Damoklesschwert über der Protagonistin schwebt, und auf der einen Seite durch einen gospelartigen Score, auf der anderen durch Female-Rap symbolisiert wird. Es ist eben jenes Spannungsfeld, dem Pleasure entfliehen möchte. Bildlich wird mit Perspektivwechseln gearbeitet, die allseits bekannte Porno-Shots umdeuten und dadurch nicht in ihrem anregenden Effekt, sondern in ihrer Wirkung auf die Protagonistin betont werden. Inhaltlich wird der Solidaritätsverlust zu anderen Frauen ins Zentrum gerückt, was in einem fulminanenten Abschluss mündet. 

Um dieser Vielheit an Eindrücken gerecht zu werden, mutet das Werk bewusst dokumentarisch an. Ästhetisch drängt sich dieser Ansatz regelrecht auf, da die Szenen am Set Making-Of-Charakter haben. Auch wurden Darstellende besetzt, die tatsächlich in der Porno-Industrie stattfinden und Gezeigtes authentisch vermitteln.  Darüber hinaus sind Dialogszenen so inszeniert, dass sie entweder Interviews gleichen oder sich anfühlen, als stünde die Kamera ganz natürlich im Raum herum. Dramaturgisch ist der Film so gestaltet, dass er sich in den gezeigten Erlebnissen zwar intensiviert und auf einen eindeutigen Schlusspunkt hinausläuft, doch nicht allzu konstruiert - und damit reißerisch - anfühlt, was den amoralischen Ansatz torpedieren würde. 

Fazit

"Pleasure" psychologisiert, moralisiert, romantisiert nicht: er wirft eine realistische Perspektive auf die Porno-Industrie, untersucht die in ihr stattfindenden Machtstrukturen und zeigt auf, inwiefern diese Subjekte schaffen, die sich ihrer eigenen Sexualität - und damit Identität -  entfremden. 

Kritik: Maximilian Knade

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