Im Jahr 2003 hätte wohl niemand vermutet, dass eine Verfilmung einer Themenpark-Attraktion wie eine Bombe einschlagen würde und gar ein totgeglaubtes Genre aus den Tiefen des Nichts wieder hervorbringt. Doch Regisseur Gore Verbinski ist mit Fluch der Karibik genau dieses Kunststück gelungen. Piraten eroberten fortan nicht nur mit frischen Ideen sowie einer gelungenen Inszenierung die Kinos zurück, sondern präsentierten auch mit Captain Jack Sparrow einen der kultigsten Charaktere der letzten Zeit. Natürlich ließ bei einem weltweiten Einspielergebnis von 650 Millionen US-Dollar ein zweiter Teil nicht lange auf sich warten. Schon drei Jahre später sollte die Black Pearl wieder die Segel setzen und als Zweiteiler angelehnt den Siegeszug fortführen. Das Grundkonzept wurde dabei nicht geändert. Viel Humor, eine spritzige Inszenierung und effektreiche Action boten einmal mehr Popcorn-Spaß der ganz besonderen Art. Jedoch geriet ein wenig die Geschichte ins Wanken. Mit Fluch der Karibik – Am Ende der Welt, dem letzten Teil der ersten Trilogie, wurde dies sogar noch offensichtlicher. Allerdings konnte die Genialität von Jack Sparrow nicht nur die Piraten vor dem Untergang bewahren, sondern auch wieder ein Action-Abenteuer bieten, welches das Prädikat Sommer-Blockbuster mehr als verdient hat.
Während in Fluch der Karibik 2″ Schauplätze wie Nebenplots noch recht überschaubar waren, wurde beim Finale der Leitspruch umgesetzt: Umso mehr, umso besser. Dies trifft nicht nur in Sachen Handlung zu, sondern vor allem bei der Laufzeit. Bei einer Länge von 169 Minuten dauert es entsprechend, bis die Geschichte richtig in den Wind gedreht wird. Überhaupt ist es die teils verworrene Story, die es dem Zuschauer anfangs schwer macht, den Überblick zu behalten. Neben Singapur als neu eingeführten Schauplatz, hat jeder der Charaktere immer noch seine eigenen Ziele. So versucht Will seinen Vater aus den Fängen der Flying Dutchman zu retten, alle Piraten werden zu einem Kongress gerufen, Jack muss aus dem Totenreich befreit werden und nebenher läuft auch noch ein Krieg zwischen Beckett und jedem Freibeuter auf den sieben Weltmeeren. Um das ganze dabei abzurunden, wird so viel verraten, verhandelt und geredet wie schon lange nicht mehr. Hinzu kommt, dass die Helden in der Anfangszeit ohne ihren geliebt/gehassten Jack Sparrow auskommen müssen. Besonders hier wird deutlich, wie viel Sparrow vom eigentlichen Charme der Reihe ausmacht. Zwar können Turner, Swann sowie Barbossa durchaus ihre eigenen Abenteuer bestreiten, doch es wird deutlich, dass etwas fehlt. Selbst der Humor wirkt plötzlich klischeehaft und ideenlos. Wenn allerdings nach geschlagenen 30 Minuten Jacks Nase (Ja, es ist wirklich erst die Nase) ins Bild kommt, gewinnt die Geschichte richtig an Fahrt. Fortan werden wahre Gag-Feuerwerke präsentiert, die nur noch durch die teils schrillen Ideen übertroffen werden. Stets im Mittelpunkt hierbei: Der einmalige Captain Jack Sparrow.
Zweifelsohne mangelt es dem dritten Abenteuer der Black Pearl und ihrer eigensinnigen Crew keinesfalls an Ideen. Die verschiedenen Piratenkulturen bieten Abwechslung, Singapur als neue Bühne einigen Schauwert und die Reise an das Ende der Welt gleicht einem Fantasietrip ohne gleichen. Doch der Schein trügt, denn obgleich stets etwas Neues geboten wird, befindet sich die Story spätestens ab der zweiten Hälfte in bekannten Gewässern. So werden hauptsächlich einmal mehr die Qualitäten des ersten Teils aufgewärmt, was zwar dennoch für Spaß sorgt, aber angesichts eines dritten Aufgusses langsam an Puste verliert. Auch beim romantischen Part zwischen Will und Elizabeth verhält es sich so. Während im zweiten Teil noch eine komplizierte Dreiecksbeziehung aufgebaut wurde, kommt sich das Paar im dritten kaum nahe. Erst zum Finale hin, gibt es ein paar schöne Momente und schlussendlich auch eine Überraschende Wendung.In Sachen Action konnte Fluch der Karibik 2″ zeigen was einen wirklichen Sommer-Blockbuster ausmacht. Der Kampf mit dem Kraken oder verschieden glorreiche Choreografien (Unter anderem auf einem rollenden Mühlrad) boten spannende Unterhaltung sowie glorreiche Effekte.
Teil drei bietet dagegen recht wenig, trotz langer Laufzeit, und zeigt sich eher von seiner harmlosen Seite. Zwar streiten sich die Piraten untereinander unentwegt, was besonders zwischen Barbossa und Sparrow für exzellente Szenen sorgt, doch weit mehr als ein paar humorvolle Akzente setzt dies nicht. Wenn es jedoch mal kracht, dann richtig. Besonders im glorreichen Finale zieht Regisseur Gore Verbinski so alle Register. Die 20 Minütige Endschlacht präsentiert halsbrecherische Entermanöver, Mann gegen Mann Gefechte und donnernde Kanonenschläge. Die so präsentierte Adrenalin geladene Action, liefert einen gekonnten Abschluss der Reihe. Was in der sonstigen Zeit an Kawumm fehlt, wird zumeist durch die liebevollen Details wett gemacht. Überall gibt es was zu entdecken oder zu sehen. Neben aufwendigen Kulissen sowie Kostümen, sind dies meist auch humorvolle Anekdoten, die sich gekonnt im Hintergrund halten und ein mehrmaliges sehen lohnenswert machen. Abgerundet wird das Spektakel, wie auch schon bei den Vorgängern, durch den imposanten wie passenden Soundtrack von Hans Zimmer.
Johnny Depp liefert als Captain Jack Sparrow wieder eine perfekte Leistung ab. Er ist verrückt, verspielt, wahnsinnig, intelligent sowie vollkommen eigenartig. Doch dies war er auch schon in den Vorgängern. Einzig und allein seine Wahnvorstellungen, in dem er sich selbst mehrmals sieht, bieten einen neuen Bereich seiner Persönlichkeit. Auch der Rest des Castes bewegt sich eher in bekannten Bahnen und bietet kaum neues. Natürlich knüpft der zweite Teil direkt an den dritten an, doch ein paar mehr Interaktionen (außer Verrat und Verhandlung) hätten den Figuren gut getan. Neu eingeführt wird indes nur Chow Yun-Fat als hinterhältiger Piratenlord Sao Feng. Doch bis auf sein Narbengesicht sowie ein paar kleinere Auftritte, bleibt seine Rolle nicht nur blass, sondern auch vollkommen austauschbar. Ganz anders verhält es sich beim Rolling Stones -Gitarristen Keith Richards. Sein Auftritt als Jack Sparrows Vater ist dermaßen cool, sodass man sich wünscht etwas mehr von der Rolle sehen zu dürfen. Richards braucht sich indes nicht mal anstrengen, da er sich scheinbar selbst spielt und einfach gelassen seinen Part mimt.