-„Aber die Piranhas…“
-„Was ist mit den Piranhas?“
-„Sie fressen die Gäste.“
Irgendwo im weiten Spektrum zwischen Genie, Raubkopierer und Schrotthändler hat Regisseur und Produzent Roger Corman („Herrscher der Straße - Frankensteins Todesrennen“) über die Jahre seinen Thron errichtet, vor dem es ehrfürchtig zu knien gilt, selbst wenn man persönlich mit seiner Art von Filmemachen nicht viel anfangen kann. Der Mann hat nicht nur zahlreiche Talente gefördert und auf den Weg gebracht, er ist bereits eine lebende Legende des B-Kinos, oft in der Nähe (oder direkt im Herzen) des Schunds, manchmal schwer daneben, manchmal unglaublich gut. „Piranhas“ ist ein Musterbeispiel dafür, wie seine dreiste, kosteneffiziente Methodik neben diverser, nicht immer unbegründeter Plagiatsvorwürfe (Steven Spielberg blitze in dem Fall mit seiner Klage bezüglich geistigem Diebstahl bei „Der Weiße Hai“ vor Gericht ab; so clever war Corman dann doch immer) auch für erstklassige Unterhaltung sorgen konnte.
„Piranhas“ ist selbstverständlich kein Film für Feingeister oder Drehbuchfetischisten, mit überflüssigen Details wird sich nicht lange aufgehalten. Zwei Nackedei-Teenies halten das umzäunte Becken einer (in Anbetracht der Umstände erschreckend schlecht „gesicherten“) militärischen Einrichtung für den idealen Ort um etwas zu plantschen, krasse Fehleinschätzung. Eine hübsche Privatdetektivin (Heather Menzies-Urich, sonst von „Der sechs Millionen Dollar Man“ bis „T.J. Hooker“ querbeet im TV unterwegs) begibt sich auf die Suche nach ihnen und damit sich nicht so alleine ist, wird ihr kurzerhand ein Partner zur Seite gestellt (Bradford Dillman, „Der Zwang zum Bösen“). Sie nervt ihn beim Mittagessen, er schmeißt sie praktisch raus und plötzlich sind sie doch gemeinsam unterwegs. Wieso, weshalb, warum, wenn interessiert’s, zu einem anständigen Film gehört schließlich ein Pärchen und Zeit ist Geld, also immer drauf los. Wie gesagt, wer sich an so zweckdienlichem Plot-Gerumpel stört, kann sich den Film gleich schenken. Entscheidend is auf’m Platz bzw. auf’m Fluss, denn genau da landen die ursprünglich für den Vietnamkrieg (!!!) genmanipulierten Vielfraße, nachdem Fräulein Erst-handeln-dann-denken den Stöpsel zieht. Na, dann kann’s ja endlich losgehen. Das große Fressen mit allem was dazu gehört. Etwas Gesellschaftskritik im Sinne des 70er-Ökohorros und (abstruser) Vietnamschelte, sonst geht es nur um eins: Spaß.
Und genau das macht „Piranhas“: Spaß, sogar gewaltig. Alles ist dabei: Das böse Militär, das selbstverständlich die Sache so schnell wie möglich vertuschen möchte (vertreten durch die finster dreinblickende Barbara Steele, „Das Pendel des Todes“); ein gewissenloser Bürgermeister, der für die Eröffnung seines Vergnügungsparks über Leichen geht; ein Feriencampleiter, der Spaß überhaupt nicht ausstehen kann (wer würde sein Kind dort nicht abgeben?); Helden, denen natürlich keiner glaubt und sich zur Rettung des Tages erst aus dem Polizeigewahrsam befreien müssen und last but not least…Möpse, und zwar nicht zu knapp („Sehen Sie nur…da oben am Himmel…da wackeln zwei Sterne“). Das Sahnehäubchen schlechthin: Die garantiert dämlichste „Rettungsaktion“ aller Zeiten. Darf natürlich an dieser Stelle nicht gespoilert werden, sollte jeder selbst sehen. Der Honk des Jahres geht posthum an Professor Hastig, er wird ihm auf den Grund des Flusses nachgeschickt. Klingt das doof? Ja, schon, aber der Ton macht die Musik. „Piranhas“ macht nie den Eindruck, als wüsste man nicht was man ist oder hier tut, der macht die Späße direkt auf die eigenen Kosten, bevor das andere für ihn übernehmen. Derber, nie zu zotiger Humor, ganz viel Selbstironie, fast schon eine Parodie auf „Der Weiße Hai“ (womit die Verärgerung von Spielberg nicht ganz unverständlich ist), vom jungen Joe Dante („Gremlins – Kleine Monster“) kompetent und mit viel Gespür für das sich bietenden Potenzial exakt auf den Punkt gebracht.