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Jennifer, die 15jährige Tochter eines amerikanischen Filmstars, soll für ein Jahr ein Internat in der Schweiz besuchen. Ein ungünstiger Zeitpunkt, denn seit einigen Monaten treibt dort ein Mädchenmörder sein Unwesen. Jennifer, die schlafwandelt und das erstaunliche Talent besitzt mit Insekten kommunizieren zu können, freundet sich mit einem Insektenforscher an. Dieser sieht in der Gabe des Mädchens eine Chance, den Wahnsinnigen ausfindig zu machen. Ein riskanter Plan, der die beiden unweigerlich auch in den Fokus des Mörders rückt.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der Giallo war in den 80ern eigentlich schon längst tot und begraben, ja beinah schon fast aus dem kollektiven Bewusstsein verschwunden. Zu diesem Zeitpunkt kamen nur noch sehr sporadische Versuche das einst so populäre Sub-Genre zu reanimieren, noch seltener gelungene. Der New York Ripper von Lucio Fulci (1982) und mit Abzügen auch noch Das Haus mit dem dunklen Keller von Lamberto Bava (1983) müssen da schon als Highlights genannt werden. Die einzige (damals noch) verlässliche Konstante blieb Dario Argento. Dieser hatte zugunsten der ersten zwei Drittel seiner Mütter-Trilogie (Suspiria & Inferno) selbst seit 1975 und Profondo Rosso – Die Farbe des Todes keinen Giallo mehr gedreht, was eventuell sogar ein Stückweit zu dessen Aussterben beigetragen hatte. Selbst als er 1982 mit Tenebre seinem Lieblingsgenre ein fulminantes, bluttriefendes Comeback bescherte, sollte es den Trend nicht neu entfachen. Vielleicht auch deshalb versuchte er sich 1985 bei seinem Folgefilm auf leicht anderen Wegen.

Phenomena beginnt wie ein klassischer Giallo der alten Schule, wenn ein unbekannter Killer ein junges Mädchen auf bestialische Weise ins Jenseits schickt. Allerdings scheint schon zu Beginn irgendwas anders zu sein als gewohnt. Damit ist nicht unbedingt der etwas exotische Handlungsort der schweizer Bergwelt gemeint, was jedoch wirklich sein ganz individuelles Flair mitbringt. Es ist die schnell thematisierte, sonderbare Begabung der 15jährigen Protagonistin Jennifer (damals tatsächlich erst 15: Die spätere Oscarpreisträgerin Jennifer Connelly, Noah), die eine ganz intime Beziehung zu Insekten aller Art pflegt. Sie scheint mit ihnen auf telepathische Weise verbunden und sie ihr sehr wohlgesonnen zu sein. Eine skurrile Fähigkeit, die zumindest lästige Mückenstiche vermeidet, aber was soll man sonst damit anfangen? Nun, vielleicht Serienmörder aufspüren. Denn eben so einer tötet in der Region (super, seine Tochter genau dort ins Internat zu stecken) seit Monaten heranwachsende Mädchen wie Jennifer. Der Entomologe McGregor (Donald Pleasence, Halloween – Die Nacht des Grauens) -  der sich im Übrigen einen Schimpansen-Dame namens Inge als Hausmädchen hält -  erkennt, wozu das Mädchen fähig ist und will ihr Talent für die gute Sache nutzen.

Das klingt alles unglaublich kurios und trotzdem gelingt Dario Argento das Kunststück, seinen Giallo Fantastico nicht zum absurden Budenzauber zu verramschen (ein Talent, was ihm nur wenige Jahre später völlig abhandengekommen ist). Gerade dieser etwas spleenige Einschlag hebt Phenomena hervor und erschafft einige einfallsreiche, individuelle Momente. Wie ein Glühwürmchen, das bei der Beweismittelsicherung behilflich ist, ein Insektenschwarm der beim Gruppen-Mobbing interveniert (tolle Szene!) oder eine Fliege, die aufgrund ihrer natürlichen Instinkte zu Dr. Watson wird. Was nicht gänzlich drüber hinwegtäuschen kann, dass der Film mit knapp zwei Stunden unbestreitbar zu lang ausgefallen ist und sich gerade im Mittelpart einiges total unnötig dehnt und streckt. Davon eine Art „Smart-Cut“ und es  würde noch mal deutlich an Qualität dazugewinnen. Was auffällig ist: Auch ohne seinen exzessiven Stilistik-Overkill gelingt es Argento trotzdem eine latent unheimliche, mysteriöse Stimmung zu erzeugen, denn Phenomena verzichtet weitestgehend auf die berühmten Spielereien seines Dirigenten oder setzt sie nur sehr verhalten ein.

Etwas Märchenhaftes umgibt die gesamte Geschichte, die fast sogar als Coming-of-Age-Fantasy durchgegen könnte, wenn nicht immer wieder durchbrochen von brutalen Gore-Effekten und einem rotzigen Heavy Metal-Soundtrack (u.a. von Motörhead und Iron Maiden), begleitend durch die Genies von Goblin, die endlich wieder zurück in die Heimat gefunden haben. Phenomena ist eine prall gefüllte Wundertüte, bei der nicht immer alles rund läuft, aber in den wichtigen Momenten bärenstark und selbst für erfahrene Genre-Genießer erfrischend überrumpelnd abliefert. Dieser (extra lange) Showdown entschädigt allein für einige Hängerchen und ballert so viel kompensierten Wahnsinn heraus (erstmals ist Daria Nicolodi’s Nicht-Talent ernsthaft förderlich), es ist ein Fest. Völlig verrückt, aber ein Fest. Fehlt nur noch das Feuerwerk und das jemand mit Konfetti um sich wirft. Ultra-geiler Rausschmeißer.

Fazit

Der Giallo aus dem Transsilvanien der Schweiz mit dem Heavy Metal-Soundtrack, in dem Jennifer Connelly mit Insekten spricht, Donald Pleasence sich von einem Schimpansen namens Inge bedienen lässt und, und, und…Wer es gesehen hat, staunt wohl immer noch Bauklötze. Was so skurril klingt (und mitunter auch ist) stellt auch gerade deshalb eine der besten Arbeiten von Dario Argento dar. Manchmal holperig vorgetragen, etwas zu lang, aber ziemlich kreativ und mit dem Mut, auch mal sehr kuriose Dinge auszuprobieren. Könnte gewaltig nach Hinten losgehen, aber gerade darin liegt – neben der mal wieder fabelhaften Stilistik - die Stärke vom Schauer-Märchen „Phenomena“, dessen positiv verrückte Finale allein schon das Ansehen rechtfertigt.

Kritik: Jacko Kunze

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