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Henri „Papillon“ Charrière wird im Frankreich der 30er Jahre zu Unrecht wegen Mordes verurteilt und muss seine lebenslange Haftstrafe in der berüchtigten Strafkolonie St. Laurent in Französisch-Guayana verbüßen. Auf dem Weg dorthin begegnet Papillon dem seltsamen Louis Dega, einem verurteilten Fälscher. Nachdem er ihn vor einem Angriff anderer Häftlinge verteidigen konnte, treffen sie eine Vereinbarung: Dega steht fortan unter Papillons Schutz, im Gegenzug finanziert Dega Papillons Fluchtversuche. Im Laufe der Zeit entwickelt sich zwischen den beiden Männern eine tiefe Freundschaft, die ihnen hilft, den schweren Arbeitsdienst und die sadistische Behandlung der Wärter zu überleben und die ihnen immer wieder die Kraft gibt, nicht aufzugeben…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Überleben bedeutet, den Kampf gegen sich selbst jeden Tag aufs Neue anzunehmen. Wenn es einen Charakter gegeben hat, der diese Aussage in wahrhaft unvergesslicher Intensität zum Ausdruck bringen konnte, dann wohl Steve McQueen (Getaway) in Papillon: Langsam verkümmernd in der Dunkelheit der Isolationszelle mühte er sich über Jahre damit ab, den Wahnsinn in seinem Kopf nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Die zum Klassiker des New-Hollywood-Kinos avancierte Regiearbeit von Franklin J. Schaffner (Planet der Affen) ist noch heute das Paradebeispiel eines echten Blockbusters: Bildgewaltig, von emotionaler Wucht, herausragend gespielt, in jeder einzelnen Minuten physisch, präsent, paralysierend. Was Michael Noer (R – Gnadenlos hinter Gittern) nun geritten haben muss, mit seinem amerikanischen Debüt ausgerechnet ein Remake von Papillon abzugeben, weißt vermutlich nicht einmal der dänische Filmemacher – jedenfalls gibt sein Film keine verwertbaren Antworten darauf.

Noer verschiebt seine erzählerische Perspektive nicht; er spürt keine neuen Blickwinkel auf, stattdessen spult er noch einmal genau das ab, was Schaffner bereits zu sagen wusste – nur deutlich glatter, zerfahrener, man könnte sagen, massenkompatibler. Außer Frage steht natürlich, dass die Geschichte, basiernd auf dem (angeblich) autobiografischen Roman von Henri Charriere, von überzeitlicher Erhabenheit geschaffen ist, appelliert sie doch an die grundsätzlichen Bedürfnisse eines jeden Menschen. In den Händen von Noer aber verkommt der unbändige Schrei nach Freiheit zur Retortenware, letztlich natürlich auch aus dem Grund, weil sich Papillon keine Abweichungen gegenüber dem Vorbild erlaubt und als eindeutiges Remake zu erkennen gibt. Besonders hart trifft das nicht nur die folgerichtig limierte Eigendynamik der Narration, sondern auch Hauptdarsteller Charlie Hunnam (Die versunkene Stadt Z).

Dass der aus Newcastle stammende Brite in der Lage dazu ist, die schmerzerfüllten Abgründe seiner Charaktere fesselnd, berührend und gleichermaßen abstoßend aufzuarbeiten, hat er im Erfolgsformat Sons of Anarchy in über sieben Staffeln mehrfach bewiesen. Als Papillon allerdings scheint ihm die adäquate Schauspielführung zu fehlen, der Bezug zur Motivation seiner Figur, das Bewusstsein über den Umfang der Qualen, die dieser Mensch bereit ist einzustecken. Woher der ungebrochene Freiheitswille seine Person nun eigentlich rührt, können weder Hunnam, noch das Skript belegen. Eine schludrige, kaum mehr als 30 Sekunden in Anspruch nehmende Halluzination in der Dunkelzelle soll Begründung genug sein: Er hat Heimweh. Nun ja, ganz so einfach mag es nicht sein, aber Papillon behält es sich vor, einfach zu denken, einfach zu inszenieren und sich damit auch kleiner zu machen, als es das renommierte Quellmaterial von Charriere (und Schaffner) vorgibt.

So bleibt es über 135 Minuten dabei, dass Noer das aufnimmt, was ihm ein anderer Filmemacher bereits vorgegeben hat. Mit dem Unterschied, dass Schaffner sein Werk drei bis vier Klassen besser, fiebriger, dringlicher, körperlich durchdringender vollstreckte. Und dennoch: Auch Noer gelingt es aufzuzeigen, welch überzeitlicher Geist der Materie inne wohnt. Als rau-brutales Männerabenteuer nämlich gibt es auch unter seiner Regie durchaus einnehmende Phasen, die den Zuschauer im stetigen Wechsel aus Freundschaft und Martyrium zu packen verstehen. Mag Charlie Hunnam auch bisweilen in den Seilen hängen, die Harmonie zum gebrechlich auftretenden Rami Malek (Bohemian Rhapysody) stimmt und gibt dem Überlebenskampf in der todbringenden Strafkolonie St. Laurent, die über 80.000 Häftlinge verschlissen hat, tatsächlich einen Anflug von dramatischer Fallhöhe. Scheitert Papillon also auch an seinem Potenzial, das Abenteuer an sich ist in dieser Verfilmung doch immer noch gegenwärtig.

Fazit

Mit seinem amerikanischen Debüt hat sich Michael Noer keinen Gefallen getan: Sein "Papillon" hinkt sklavisch dem eindringlichen Original von Franklin J. Schaffner hinterher und vollbringt es nicht, der tollen, aber bekannten Geschichte neue Impulse abzuringen. Wiederholung statt Paraphrase. Dennoch weiß auch diese "Papillon"-Verfilmung zeitweise zu packen, gibt sie sich als raues Leinwandabenteuer doch ganz dem Anspruch auf innere und äußere Freiheit hin, auch wenn der Film letztlich nicht wirklich weiß, was dieser Aspekt eigentlich wirklich bedeuten soll.

Kritik: Pascal Reis

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