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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Georg Wilhelm Pabst war einer der prägenden Regisseure der Weimarer Republik und nahm in der NS-Zeit eine Sonderstellung ein, die bis heute zu Spekulationen führt. Angela Christlieb nähert sich dieser ambivalenten Figur über ein Familienporträt, welches sich über mehrere Generationen erstreckt. Vor allem seine Ehefrau Trude Pabst nimmt dabei eine zentrale Rolle ein.

Kritik

Er zählt zu den größten Regisseuren der Weimarer Republik. Georg Wilhelm Pabst (Die Büchse der Pandora) steht filmgeschichtlich in einer Reihe mit Fritz Lang (Metropolis), Friedrich Wilhelm Murnau (Der letzte Mann) und Ernst Lubitsch (Sein oder Nichtsein). Während es um letztere in den vergangenen Jahren außerhalb eins filminteressierten Publikums ruhig geworden ist, bleibt Pabst von öffentlichem Interesse. Nicht zuletzt seine ambivalente Rolle in der deutschen Filmindustrie zu Zeiten des Nationalsozialismus hat auch den Bestsellerautor Daniel Kehlmann (Die Vermessung der Welt) vorletztes Jahr dazu bewogen, aus Pabst einen Romanprotogonisten zu machen. Während sein Buch Lichtspiel klar als Fiktion gekennzeichnet ist, setzt sich mit Pandoras Vermächtnis nun auch ein Dokumentarfilm mit dem durchaus streitbaren Regisseur auseinander. Der Film widmet sich jedoch nur nicht G. W. Pabst, sondern stellt vor allem dessen Ehefrau Trude in den Mittelpunkt und zieht ausgehend von beiden seine Fäden bis in die Gegenwart.

Angela Christlieb (Electric Girl) zeigt G. W. Pabst dabei weniger als begnadeten Künstler und politisch streitbare Figur, sondern richtet ihr Augenmerk stärker auf seine persönlichen Verfehlungen. Pabst als krankhaft eifersüchtiger und unterdrückerischer Ehemann, der Trude die gewünschte Schauspielkarriere verbaute und sie sogar zu mehreren Abtreibungen nötigte. Pabst als emotional unnahbarer Vater und Großvater, der nicht nur seine Frau, sondern sein komplettes familiäres Umfeld kontrollieren und steuern, ja geradezu inszenieren wollte. Über weite Strecken ist Pandoras Vermächtnis damit auch der Versuch einer feministischen Überschreibung. Wir bekommen Trudes Perspektive vorgeführt, die zu ihren Lebzeiten tagebuchartige Texte und Notizen angefertigt hat. Per Voice Over werden Ausschnitte aus diesen Texten vorgetragen während Szenen aus G. W. Pabst Filmen vorgeführt werden. Damit treffen zwei Perspektiven aufeinander. Es entsteht Reibung und Konflikt. Das vermeintliche Genie bekommt eine ebenbürtige Partnerin.

Pandoras Vermächtnis ist somit vor allem als ein emanzipatorisches Projekt zu verstehen. Als Versuch eine verlorene Stimme wiederzuentdecken und mit Trude Pabst eine hochspannende Persönlichkeit zu feiern, die in der größtenteils männlichen Geschichtsschreibung nie aus G. W. Pabsts überlebensgroßen Schatten treten konnte. Weniger gut funktioniert der Rest des Films. Enkelkinder der beiden kommen zu Wort und wir erfahren auch mehr über deren Leben. Dabei springt zwar die ein oder andere amüsante Anekdote heraus, an die zuvor beschriebenen Passagen können diese Momente jedoch nicht anknüpfen. Der Versuch, eine Brücke von der Vergangenheit zur Gegenwart zu schlagen, scheitert auch deswegen, weil in dieser Verbindung keine spannende Erkenntnis liegt. Der Blick zurück ist ebenfalls ein Blick von außen, welcher der Frau, die wir durch ihre eigenen Erzählungen kennenlernen dürfen, nichts hinzufügt.

Fazit

6.0

"Pandoras Vermächtnis" will vieles sein: Künstlerportrait, generationenübergreifende Familienaufstellung, feministische Geschichtsüberschreibung und (film)historische Auseinandersetzung. Nicht alles davon gelingt Regisseurin Angela Christlieb gleichermaßen. Je stärker der Film in der Gegenwart ankommt, desto uninteressanter wird er. Allein für die großartigen Momente, in denen Trude Pabst selbst zu Wort kommt, lohnt sich jedoch eine Sichtung.

Kritik: Dominic Hochholzer

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