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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Schriftstellerin Marianne gibt den Komfort der Pariser Kulturelite auf und reist in die nordfranzösische Hafenstadt Caen. Sie will eintauchen in ein Leben zwischen Plackerei und Geldknappheit und ein Buch über die Arbeiterinnen schreiben. Ein Job als Putzfrau erweist sich als Glücksfall – ein Klassiker der Drecksarbeit. Auch wenn sie sich nach kurzer Zeit die Kündigung einhandelt, bringt ihr die Stelle die überwältigende Unterstützung der neuen Kolleginnen. Dank der taffen Christele schafft es Marianne in die Putzkolonne des Fährhafens. Doch irgendwann hat Marianne genug Material für ihr Buch zusammen und es ist Zeit, ihr wahres Gesicht zu zeigen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Hier herrsche ein rauer Ton, sagt Vorarbeiterin Nadège (Evelyne Porée) Neuankömmling Marianne (Juliette Binoche, Both Sides of the Blade) vor der ersten Schicht auf der Fähre, deren 230 Kabinen das Dutzend Putzkräfte in anderthalb Stunden reinigen müssen. Die Warnung ist eine gute Nachricht für die Hauptfigur. Sie ist eine wohlhabende Autorin auf Undercover Recherche für ihr nächstes Buch: ein Tatsachenbericht über den harten Berufsalltag der Putzkräfte am Kai von Ouistreham. Dessen den Originaltitel gebender Name ist synonym mit schmutziger Arbeit.

Die will Regisseur und Co-Drehbuchautor Emmanuel Carrère (Molière auf dem Fahrrad) in seiner fiktiven Adaption Florence Aubenas Tatsachenromans abbilden. Angeblich jedenfalls, denn die Handlung beschäftigt sich entgegen aller oberflächlichen Interessenbekundungen kaum mit den Kolleginnen, die Marianne „unsichtbar“ nennt. Diese (Nicht)Wahrnehmung enthüllt eine privilegierte Perspektive, die dramaturgisch nie hinterfragt oder relativiert wird. Wenig verwunderlich bestätigt die Inszenierung das Klischee der genügsamen, fröhlichen, gemeinschaftssinnigen Armen, deren materieller Status eher der unteren Mittelschicht entspricht. Nadèges Warnung bleibt ein publikumsorientiertes Lippenbekenntnis. 

Statt um den alltäglichen Überlebenskampf der alleinerziehenden Mehrfachmutter Christèle (Hélène Lambert) oder der jungen Marilou (Léa Carne) geht es um Mariannes Sorge aufzufliegen und ihr Missmut über das Ende der neugeformten Freundschaften. Die bizarre Privilegienverkehrung gipfelt darin, dass die Heldin, deren Täuschung sogar das Sozialamt deckt, beim gemeinschaftlichen Päuschen in einer Luxuskabine weint, weil sie bald in ihr komfortables Autorenleben zurückkehren muss. Könnten sie diese Arbeitswelt einfach hinter sich lassen, würden echte Putzfrauen Freudentränen vergießen.

Fazit

Armut betrachtet Emmanuel Carrères ambivalentes Milieustück nicht auf Augenhöhe, sondern von oben herab und aus sicherer Distanz. Die sozialen Scheuklappen der kurzsichtigen Dramatisierung eines Reportage-Romans über Putzkräfte, der bedenklich nach Slumming klingt, verrät bereits die dramatische Fixierung auf die von Juliette Binoche profilschwach verkörperte Schriftstellerin. Dass die Identifizierung mit einer Putzfrau dem Publikum nichtmal fiktiv zugemutet werden soll, verweist auf die sozialen Stigmata, die der sentimentale Plot genauso diskret ausblendet wie die titelgebende Lebensrealität.

Kritik: Lida Bach

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