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Inhalt

In New Order gerät eine verschwenderische Hochzeit der Oberschicht in einem unerwarteten Aufstand des Klassenkampfes aus den Fugen, der in einen gewaltsamen Staatsstreich mündet. Aus der Sicht der empathischen jungen Braut und der Bediensteten, die für - und gegen - ihre reiche Familie arbeiten, zeichnet NEW ORDER – DIE NEUE WELTORDNUNG atemlos den Zusammenbruch eines politischen Systems nach, das durch ein noch erschreckenderes System ersetzt wird.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Seine Premiere feierte New Order – Eine neue Weltordnung auf den letztjährigen Filmfestspielen von Venedig, wo sich der Mexikaner Michel Franco (April’s Daughter) sicherlich etwas überraschend den Silbernen Löwen sichern konnte. Beschrieben wird eine kollabierende Gesellschaft: Mexico City versinkt endgültig in einem Strudel aus Armut, Perspektivlosigkeit und Gewalt. Die soziale Schere ist uneinholbar auseinandergeklappt. Der gesamte Wohlstand verteilt sich nur noch auf wenige, elitäre Schultern, während Millionen ums nackte Überleben kämpfen müssen. Ein Zustand, der der mexikanischen Realität nicht so fern ist, als dass man es zwingend als reine Dystopie bezeichnen müsste. Mit seiner radikalen Eskalation dieser Situation erzählt Franco nun kein reines Was-wäre-wenn-Szenario, sondern vielmehr ein Wann-ist-es-wohl-so-weit?

Mit drastischen Bildern eröffnet New Order – Eine neue Weltordnung sein geschehen. Ein heillos überfülltes und schlussendlich sogar von Partisanen besetztes Krankenhaus, brutale Straßenschlachten und Leichenberge, die sich in all dem Chaos auftürmen. Wie eine andere Welt erscheint hingegen die Hochzeit im Villenviertel, auf dem sich die gesamte High Society trifft und ausgelassen feiert. Von Armut und Gewalt keine Spur, auch wenn in wenigen Momenten angedeutet wird, dass sich einige der dort durchaus bewusst sind, was da draußen vor sich geht. Doch es tangiert sie nicht wirklich, schließlich ist man hier unter sich und fühlt sich sicher in seinem goldenen Käfig. Bis die Feier einen Hochzeits-Crash der ganz besonderen Sorte erfährt. Bewaffnete Rebellen überklettern die Mauer und machen im wahrsten Sinne des Wortes keine Gefangenen. Doch zu diesem Zeitpunkt ist die Braut Marianne (Naian González Norvind) schon gar nicht mehr anwesend. Um einem ehemaligen Angestellten zu helfen, hat sie sich bereits leichtsinnigerweise in die längts zum Kriegsgebiet mutierten Straßen begeben. Dort übernimmt letztlich das Militär die Macht. Doch dies sind für die Frau aus gutem Hause trotzdem keine guten Nachrichten, denn die neuen Machthaber trennen nicht mehr zwischen arm und reich. Ihnen geht es nur darum, ihre neue Position zu festigen und möglichst skrupellos in die eigene Tasche zu wirtschaften.

Mit der Subtilität einer Abrissbirne hämmert Michel Franco seine wütende Politik- und Gesellschaftskritik auf die Leinwand und rutscht dabei irgendwann viel zu eindimensional in bald reines Genre-Kino ab, das als kompromissloser In-die-Fresse-Hobel dabei unbestreitbar einiges an Wirkung generiert. Hätte man es geschafft das Ganze vielleicht nur als etwas großzügig ausgelegtes Kammerspiel auf der Hochzeitsfeier abzuhalten und in diesem Szenario den angepeilten Effekt zu erzielen, würde New Order – Eine neue Weltordnung deutlich interessanter und raffinierter daherkommen. So erliegt er mit laufender Zeit seiner etwas platt gehaltenen Gewaltspirale, die gar nicht mehr so sehr die Schere zwischen arm und reich thematisiert, sondern nur noch das Resultat eines von beiden Seiten verlorenen Klassenkampfes, an dessen Ende sich ein Militärregime als lachender Dritter alles unter den Nagel reist. Auch das ist natürlich eine schmerzhafte wie wahrhaftige Aussage und wird mit erschütternd-aufrüttelnder Konsequenz gnadenlos durchexerziert, wählt dabei aber klar den Weg mit dem Kopf durch die Wand. Kann man natürlich machen und wer keinen allzu hohen Anspruch an das Ganze stellt, findet einen wuchtiges wie unbequemes Anti-Feel-Good-Movie vor, dass seinen rein darauf gemünzten Zweck bestimmt nicht verfehlt.

Fazit

Harte, kompromissloses Gesellschafts-Dystopie, nah an der tatsächlichen möglichen Realität gehalten. Michel Franco versteht es sein Anliegen mit rabiaten Bildern und schonungsloser Grausamkeit an Dringlichkeit zu versorgen, verpasst aber die Möglichkeit einer anspruchsvolleren, tiefergehenden Analyse, die vielleicht ergründen könnte, wie es überhaupt so weit kommen konnte oder eventuelle Lösungsansätze parat hält. Zu gerne nimmt er sich den Genre-Konventionen an, serviert diese dafür mit kaum zu leugnender Präsenz.

Kritik: Jacko Kunze

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