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Quelle: themoviedb.org
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Inhalt

Adele Tullis formal gradliniges und ästhetisch überzeugendes Filmdokument handelt von starren Genderrollen und der unkritischen Unterwerfung unter das Diktat der (Hetero-)Normativität. Die Regisseurin richtet die Kamera auf alltägliche Handlungen, Rituale und Szenen und lässt einige Situationen durch eine konterkarierende Bild-Ton-Montage befremdlich erscheinen. In langen, ruhigen Einstellungen zeigt sie, wie Mädchen zu Prinzessinnen geschminkt werden, wie ein Vater seinen Sohn auf ein Motorradrennen begleitet und wie kreischende Teeniemädchen sich mit dem angehimmelten YouTube-Star ablichten lassen. Sie zeigt Jungs beim Ego-Shooter- und Gotcha-Spielen, verfolgt das Fotoshooting eines frisch verheirateten Paares, zeigt ausufernde Junggesellinnenabschiede, filmt einen Kurs, der jungen Männern zeigen soll, wie man zum Alphamännchen wird, und einen, in dem Frauen lernen sollen, wie man dem Mann in der Ehe am besten dienen kann. Dabei bleibt Tulli konsequent beobachtend, fast distanziert. In der kommentarlosen Aneinanderreihung dieser unzähligen stereotypen Handlungen ist letzten Endes dann doch ein Kommentar enthalten.

Kritik

Auf fast jedem Festival gibt es Filme, deren Inhalt so austauschbar und deren visuelle Form so banal ist, dass sie nur ansatzweise Sinn ergeben, wenn ihnen Presse- oder Produktionsnotiz einen andichtet. Eine Filmschaffender parkt dann etwa die Kamera 24 Stunden daheim auf Balkon. Das Material wird auf zwei Stunden komprimiert und einige Seiten verfasst, die alles phrasenreich zum brisanten Kommentar über Klimawandel erklären oder einer nihilistischen Allegorie des Lebens. Und über allem wabbert ein großes „Denkt mal drüber nach!“ Adele Tulli hat nachgedacht und entschieden: „Das kann ich auch!“ Geklappt hat es trotzdem nicht. Wo selbst ein Minimum an Kohärenz und Konnex fehlt, lässt sich schlussendlich kein Sinn herbeizitieren. 

Da kann der Regiekommentar noch so viele Worthülsen verballern: „In der heutigen Welt ist Gender ein Schlachtfeld“. Na klar, es tobt ein Krieg der Sternchen und Unterstriche. Gender Wars! Doch weder umreißt sie dieses vorgebliche Schlachtfeld, noch zeigt sie den Krieg. Auch die anderen von ihr erwähnten Aspekten Gewalt, Diskriminierung und Ungleichheit spart die filmische Collage aus. Zwar werden in den wenigen Dialogszenen durchaus rigide und rückständige Rollenkonzepte vermittelt, aber die Redenden sind stets beliebige unidentifizierte Personen, die ihre Ansichten weitergeben. Dass irgendwo auf der Welt ein junger Typ einem Kumpel jetzt gerade seine Macho-Ansichten darüber, wie Männer mit Frauen sprechen sollten, weitergibt, birgt jedoch keine neue Erkenntnis. 

Wenn die banalen Filmschnipsel etwas aussagen, dann über die Voreingenommenheit der Filmemacherin. Ihre Motivwahl ist höchst selektiv und der Kamerablick oft voyeuristisch. Auf Events, wo Muskeltypen mit Riesenhämmern Autos vor Publikum zerkloppen, oder beim Bikini-Contest werden überholte Rollenklischees äußerlich erwartungsgemäß bestätigt. Nur sind die Momentaufnahmen weder repräsentativ für gesellschaftliche Generalzustände, noch definierend für die gezeigten Personen. Wer gern vor Publikum Blech zerdeppert, kann ja trotzdem privat den Kinderwagen schieben und die Bikini-Wettbewerberinnen erzählen von ihren Berufsambitionen als Anwältin und Air-Force-Pilotin. Und die werdenden Mütter, die Tulli bei Wassergymnastik filmt, trainieren wahrscheinlich für ihre Gesundheit und eine leichtere Geburt - aus Tullis Perspektive total gender-normativ.

Fazit

Nach eigener Aussage will Adele Tulli mit ihrem Flickenteppich trivialer Alltagsaufnahmen unbewusste Unterwerfung unter Gendernormen demaskieren. Allerdings ist die Auswahl der Motive dabei genauso von persönlicher Bis behaftet wie die Kameraperspektive. Das wahre Konstrukt ist die Unvoreingenommenheit der Regisseurin. Sie selektiert, inszeniert und arrangiert gezielt, um ein vorgefasstes Gesellschaftsbild der rigiden Rollenbilder und unbewussten Anpassung an diese zu bestätigen. Das ist nicht nur manipulativ, sondern stinklangweilig. „Denkt mal drüber nach!“

Kritik: Lida Bach

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