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Inhalt

Die Erde ist dem Untergang geweiht - verurteilt zur Zerstörung durch eine gigantische Sintflut. Nur einer ist von Gott auserwählt, das Unmögliche zu schaffen und alles irdische Leben vor der Apokalypse zu retten. Er ist dabei erhaben über Naturgewalt, menschliche Verschwörungen und Hoffnungslosigkeit. Sein Name: Noah! Doch das Ende der Welt ist für Noah, seine Frau Naameh, seine Söhne Ham und Shem sowie ihre Freundin Ila erst der Anfang eines epischen Abenteuers auf der Suche nach einem Zeichen am Horizont, das neues Leben verspricht.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Unter den Literaturverfilmungen galt die Bibel immer als sehr beliebtes Vorlage. Das ist wenig verwunderlich, denn schon im Mittelalter versuchte man biblische Texte mit Hilfe von Bildern den meist analphabetischen Gläubigen näher zu bringen. Heute ist der Film als Ersatz der Literatur wohl kaum mehr mit Analphabetismus zu entschuldigen, sondern viel mehr mit Lesefaulheit - allerdings ist die Bibel auch nicht unbedingt das spannendste Werk. Seit einigen Jahren aber, entwickelte sich – vor allem in Deutschland – eine gewisse Distanz zur Religion. Immer mehr Katholiken treten aus der Kirche aus, ob nun aus mangelndem Glauben an Gott oder an die Kirche. Trotzdem ist es nicht verwunderlich, dass auch heute noch die Bibel als Grundlage für große Filme genutzt wird. In Amerika wird das Christentum zelebriert, wie in kaum einem anderen Land. Doch ist es fraglich ob sich die Geschichte Noahs und seiner Arche für einen 125 Mio. Dollar Blockbuster eignet, der sich dann auch noch gegen Größen wie "Captain America" durchsetzen muss. Allen Widrigkeiten zum trotz stellt sich Darren Aronofsky ("Requiem for a Dream", "Black Swan") dieser Aufgabe - mit eher mäßigem Erfolg.

Die Geschichte um Noah und seine Arche dürfte wohl jedem bekannt sein, nicht zuletzt durch die unzähligen (meist Bibeltreuen) Verfilmungen. Schön also, dass die Drehbuchautoren Darren Aronofsky und Ari Handel versuchen, dem ganzen etwas neues abzugewinnen. Das gefällt zwar den erzkonservativen Christen nicht, die sich zum Teil schon über die recht freie Interpretation beschwert haben, bringt aber endlich mal etwas Abwechslung in die Welt der Bibelverfilmungen. Leider bedeutet das aber nicht unbedingt, dass die vorgenommenen Änderungen auch immer gut und sinnvoll sind. Wenn beispielsweise gefallene Engel in Form von Steinriesen, Noah beim Bau und der Verteidigung der Arche helfen, dann wirkt das nicht nur befremdlich sondern stellenweise sogar bescheuert. Eine der wenigen guten und durchaus sinnigen Änderungen ist die Person Noah selbst. Zu Beginn sehen wir ihn als den obergläubigen Gutmensch der alles machen würde, was Gott im aufträgt. Mit der Zeit wird er dadurch aber zu einem Riesen Arschloch, dass sich viel mehr um seine Mission, als um seine Familie sorgt. Leider keimen die Zweifel in ihm erst etwas spät und dann viel zu abrupt auf und wirken dadurch unglaubwürdig. Dennoch hat es einen so interessanten Noah, vielleicht sogar eine so interessante Bibelfigur im Film noch nicht gegeben. Dieser "neue" Noah sorgt auch immer wieder für Twists im Film, die aber größtenteils zu vorhersehbar oder zu überzogen und damit ebenfalls unglaubwürdig sind. An dieser Stelle hätten ein paar mehr Facetten dem Erbauer der Arche durchaus gut getan.

Insgesamt nehmen sich die beiden Autoren zu viel Zeit ihre Geschichte zu erzählen. Dabei kommt es immer wieder zu Längen, die hätten verhindert werden können. Ein ewiges hin und her und der klägliche Versuch, einigen langweiligen Charakteren Tiefe zu verleihen, tragen hier die Hauptschuld. Zwar schmiegen sich die Nebengeschichten nett in das Gesamtbild ein, doch sind sie oft nicht unbedingt notwendig.  Auch die Dialoge sind nicht sonderlich einfallsreich oder markant. Das typische "Ich muss tun was Gott mir aufträgt" und "Deine Familie ist wichtiger als deine Aufgabe" Gefasel kennt man leider schon zur Genüge. Gerade an dieser Stelle hätte man vielleicht etwas frischen Wind rein bringen können, indem man Taten deutlich mehr hinterfragt und nicht jede zweite Handlung mit "Gott hat es mir aufgetragen" begründet. Das Hinterfragen scheint lediglich durch die Kinder - und auch nur in Extremsituation (meist im Bezug auf Frauen) -  zu passieren und ist dabei oft banal und ohne jeglichen Effekt. Reflektiert wird hier selten, sondern eher blind gehandelt. Das ganze führt unweigerlich dazu, dass uns die Charaktere und deren Schicksal wenig interessieren und beim Zuschauer kaum Emotionen geweckt werden. Erst gegen Ende kommt der Film auch emotional etwas in Fahrt.

Immerhin ist das ganze wirklich ansehnlich inszeniert. Zwar lassen die Effekte an einigen Stellen zu wünschen übrig – so sind gerade die Animationen der Tiere und Steinriesen mehr als dürftig ausgefallen  – doch punktet der Film mit wunderschönen Aufnahmen und einer überzeugenden Regie. Darren Aronofsky spielt gekonnt seine Stärken aus, die der Zuschauer schon aus Filmen wie "Black Swan" oder "Requiem for a Dream" kennen dürfte. Zwar könnte "Noah", was die Inhaltliche Qualität angeht, von seinen anderen Filmen kaum weiter entfernt sein, doch rettet er mit einigen gekonnten Einfällen den Film ein Stück weit ( z.B. die beeindruckende Stop-Motion-Aufnahme, in der sich ein Fluss über knapp ein Jahrzehnt seinen Weg durch die Landschaft bahnt). Kameramann Matthew Libatique ("Iron Man", "Black Swan") gelingt es problemlos die wunderschönen Landschaften Islands einzufangen. Das Setting passt perfekt zur von Menschen ausgebeuteten Welt, die der Film darstellen möchte.

Nachdem Christian Bale und Michael Fassbender aus zeitlichen Gründen nicht den Noah mimen konnten, wurde der Posten mit Russell Crowe besetzt. Dieser füllt ihn auch perfekt aus. Fast schon auf Gladiator Niveau zieht Crowe den Zuschauer in seinen Bann und trotz einiger unfreiwillig lustiger Szenen wirkt sein Spiel stets glaubwürdig und sein Kampf mit sich selbst und seiner schweren Bürde größtenteils nachvollziehbar. Auch Jennifer Connelly, Ray Winstone und Anthony Hopkins haben ihre Momente, fallen aber sonst nicht weiter auf. Emma Watson hingegen sticht gerade am Ende des Films hervor, wenn sie einige fordernde Szenen mit Bravour meistert. Ein wenig deplatziert wirken die zwei Jungs im Cast. Logan Lerman und Douglas Booth spielen zwar durchaus akzeptabel, sehen aber einfach zu glatt geleckt aus um neben dem verschmierten und optisch abgefuckten Rest des Casts zu überzeugen. Nick Nolte sehen wir zwar den ganzen Film hindurch nicht, dafür hören wir seine markante Stimme. Wären die Idee hinter den Steinriesen und ihr Erscheinungsbild nicht ganz so bescheuert, hätten sie mit seiner Stimme fast schon cool gewirkt.

Fazit

Inszenatorisch und schauspielerisch ist "Noah" sicher einer der besseren Blockbuster. Leider reichen aber die inhaltlichen Qualitäten nicht an die optischen heran und somit ist Darren Aronofskys erster Blockbuster gleichzeitig sein schlechtester Film.

Kritik: Tobias Bangemann

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