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Quelle: themoviedb.org
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  • 95 Min Drama
  • Regie
  • Drehbuch
  • Cast

Inhalt

Nach einer selbstverschuldeten Katastrophe hat sich die Menschheit fast selbst ausgerottet. Alle sozialen und kulturellen Strukturen sind vernichtet. In Mitten eines Ödlandes kämpft eine Gruppe Waisenkinder ums blanke Überleben. So verzweifelt sie auf der Suche nach Nahrung sind und bereit, dafür auch über Leichen zu gehen, so sehr stehen sie selbst am Ende der Nahrungskette. Denn Kannibalismus ist längst kein Tabuthema mehr in einer Welt ohne Werte und Perspektiven.

Kritik

Ein bestialisches Endzeitszenario, was uns der Weltenbürger (geboren in Beirut, mit französisch/australischen Wurzeln, Staatsbürgerschaft Spanisch und aktuell wohnhaft in Argentinien, wo auch dieser Film entstand) Iván Noel (Vuelve) im wahrsten Sinne des Wortes zum Fraß vorwirft. Wir schreiben ein unbekanntes Jahr irgendwo in einer nicht allzu fernen Zukunft. Sicher ist nur, die hochentwickelte Menschheit hat den Bogen überspannt. In welcher Form auch immer hat sie ihre eigene Ignoranz und Selbstgerechtigkeit eingeholt. Zehn Jahre sind seit dem Tag X vergangen. Die Welt hat sich in eine bald unbewohnbare Ruine verwandelt. Kaum noch wildlebende Tiere sind vorhanden, zufällig vorhandene Nutzpflanzen sind nicht mit Gold aufzuwiegen und die wenigen überlebenden Menschen haben alle zivilisatorischen Werte und Normen gezwungener Maßen abgelegt. Es geht nur noch um das Überleben; um Fressen und Gefressen werden.

In diesen kaum noch als solche zu erkennenden Überresten der modernen Welt rotten sich Waisenkinder bald instinktiv wie ein streunendes Rudel Hunde zusammen, um so die Chance zum Überleben zu erhöhen. Sie alle haben Schreckliches am eigenen Leib erlebt und tun es immer noch. Denn anstatt irgendwie einen Neuaufbau anzustreben wird der Kollaps von Wohlstand und Fortschritt zum legitimierenden Ausbruch purer, selbstzerfleischender, menschlicher Perversion. Im Angesicht des jüngsten, selbstgeschaffenen Gerichts ist jedes Mittel recht um die eigene Existenz am Leben zu erhalten. Und sei es die eigene Spezies zu jagen und zu verspeisen. Selbst und am liebsten die Kleinsten. Weil sie nicht mehr als einzig möglichste Zukunft, sondern nur noch als am leichteste zu erlegen Beute betrachtet wird. Hoffnungslosigkeit erzeugt unfassbare Gewalt, welche wieder skrupellose Gegengewalt evoziert. Längst ist der Punkt von Vernunft und Menschlichkeit im empathisch-sozialen Sinne weit überschritten, nun definiert sich der Begriff Menschlichkeit nur noch über die ihm in die genetische Wiege gelegte, rohe Barbarei in ihrer existenziellsten, demaskierensten Form.

In bewusst trostlose, ernüchternd-karge Ästhetik getaucht wird der Independent-Look von Nine Meals From Chaos keinesfalls zu seinem Verhängnis, er nutzt es gezielt als Stilmittel. Der Film vermittelt von Anfang an das Gefühl unabwendbarer, erschreckend fataler Endgültigkeit, die jeder Art des Optimismus direkt im Keim erstickt. Geprägt von radikaler Grausamkeit, dem das semi-dokumentarische Auftreten geschickt zu Gute kommt. Wenn das Gefühl von Unbehagen und Kontrollverlust durch eine nervöse, hektische Kameraführung nur noch bestätigt wird, während schier unerträgliche Gräueltaten als völlig selbstverständlich, abstoßend-natürlich dargeboten werden. Der Mensch als Produkt seiner Umgebung – dem Grab, das er sich selbst geschaufelt hat. Begleitet von einem erklärenden, schnell etwas penetranten Off-Kommentar, während die handelnden Akteure nicht besonders viel zu sagen haben; es auch nicht müssen. Das Gezeigte, in seiner dramaturgisch schlichten Weise benötigt nur wenig Worte und spricht trotzdem Bände. Pendelt zwischen dem letzten Rest (kindlich-naiver) Hoffnung und purer Verzweiflung, die dem Zuschauer einiges abverlangt. Gipfelnd in einem überraschenden Pointe, die das vorher Präsentierte rückwirkend nicht immer logisch und glaubwürdig, aber in seiner angepeilten, bissigen und Zivilisation-pessimistischen Intention nur noch galliger macht. Und alles nochmal Revue passieren lässt, was einem Film im seltensten Falle schadet. Egal, ob dann jedes Detail wirklich schlüssig ist.

Fazit

Bemühtes, mitunter sperriges und leicht prätentiöses Arthouse/Independent/Low-Budget/Genre-Kino, welches einen fatalistischen und faszinierenden Sog erzeugt und am Ende aufgrund seiner bohrenden, beinah ekelhaft-wahrhaftigen Auflösung über so manche inhaltlichen Baustellen hinweg täuschen kann. Was ihm allerdings gerne zugestanden werden darf. Das ist spannendes, radikales und nicht unwichtiges Selfmade-Kino mit Denkanstößen und Botschaft, selbst wenn es gerne daumendick und redundant aufgetragen wird. Die Menschheit kann zurecht als selbstzerfleischend und dumm dargestellt sein, dem potenziellen Publikum dieses Films dürfte das ausformulierende Nachdenken auch ohne sein In-Your-Face-Gebaren durchaus zugetraut werden. Etwas zu viel, was es nicht schlecht macht.

Kritik: Jacko Kunze

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