„Das ist L.A.. Das ist meine Stadt! Hier draußen hast du nichts zu melden! Hier draußen kann ich dich festnehmen, deine Bude anstecken, deine Frau ficken und deinen Hund erschießen. Das Einzige was mich daran hindern könnte, ist wenn ich dich nicht finden kann. Aber ich habe dich bereits gefunden!“
Mit Lieutenant Max Hoover (Nick Nolte, Kap der Angst) vom LAPD und seiner schlagkräftigen Truppe (Chazz Palminteri, Die üblichen Verdächtigen; Michael Madsen, Chris Penn, Reservoir Dogs) ist nicht gut Kirschenessen. Zumindest, wenn man in „seiner Stadt“ versucht ein Kapitalverbrechen zu verüben. Abseits des korrekten Dienstweg, lieber ungebremst geradeaus und ohne hinderliche Vorschriften zu beachten werden frisch aus Chicago eingetrudelte Mobster sofort auf den Heimflug geschickt: Die Mulholland Falls hinunter, Knochenbrüche inklusive, eventuelle Folgeschäden im Preis inbegriffen. Handfeste Methoden um im Los Angeles Ende der 40er Jahre für Recht und Ordnung zu sorgen, der Zweck heiligt die Mittel. Den harten Hund Hoover scheint nichts und niemand verwunden zu können, bis die Leiche der buchstäblich in den Erdboden gerammten und dadurch in ihrer Konsistenz extrem flexiblen Edelprostituierten Allison (Jennifer Connelly, Noah) aus heiterem Himmel auf einer Baustelle gefunden wird. Nicht das Max solche grausamen Anblicke aus der Ruhe bringen könnten, er selbst hat schon genug böse oder auch nur nervige Jungs eigenhändig ähnlich schlimm zugerichtet, aber dieses Mädchen kennt er nur zu gut. Er gehörte eine ganze Weile heimlich zu ihrem offenbar sehr erlesenen Kundenkreis. Als Filmaufnahmen ihrer eigentlich auf Diskretion bedachten Tätigkeit auftauchen ist schnell klar, dass der Täter höchstwahrscheinlich auch dort abgelichtet sein dürfte. Und der verheiratete Hoover nicht mehr untouchable ist…
Zwei Jahre nach seinem auch international hoch beachteten Spielfilmdebüt – dem bitteren Maori-Ghetto-Drama Die letzte Kriegerin – durfte der Neuseeländer Lee Tamahori seinen Einstand in den USA geben, gleich mit einer mittelschweren Studioproduktion, großem Staraufgebot und noch höheren Ambitionen. Der Erfolg blieb aus, Nach eigenen Regeln erwies sich als finanzieller Flop, spielte seine Kosten nicht wieder ein und erntete flächendeckend maue Kritiken. Der Film scheitert ganz klar an der in ihn gesteckten (und sicher auch selbstauferlegten) Erwartungshaltung. Großes Kino im Stil der alten Polizei- und Gangsterfilmklassiker Hollywoods der 40er und 50er, dem sich Tamahori mit viel Engagement und Detailgetreue widmet. Erstklassig ausgestattet, von seiner Stilistik unverkennbar dicht an den Vorbildern der alten Schule, von der Hutkrempe bis zur musikalischen Untermalung. Nach eigenen Regeln sieht, hört und fühlt sich prima an, wenn man nur an der Oberfläche bleibt. Speziell bei der Besetzung wird fast verschwenderisch gekleckert und geklotzt. Kaum eine Minirolle kommt ohne bekanntes Gesicht aus. Neben den zahlreichen gelisteten Promis huschen da uncredited Bruce Dern (The Hateful 8), Rob Lowe (Die Outsider), William Petersen (Manhunter) oder Oscarpreisträgerin Louise Fletcher (Einer flog über das Kuckucksnest) durchs Bild, da muss man schon mal genauer hingucken.
Von außen hui, von innen nicht unbedingt pfui, aber da liegen eindeutig die Schwächen dieses bemühten Retro-Krimis. Sein größtes Vorbild ist nämlich nicht ein Klassiker der echten schwarzen Serie, sondern unbestreitbar Polanski’s Meisterwerk Chinatown. Die Spur eines „handelsüblichen“ Verbrechens führt auf höhere Ebenen, die ihren Einfluss dazu nutzen können alles unter den Teppich zu kehren und den Spieß umzudrehen, damit das große Ganze nicht gefährdet wird. Nach eigenen Regeln verfolgt bei seinem Plot gar keinen schlechten Grundgedanken, das schlicht gehaltene Skript lässt allerdings Raffinesse und Vielschichtigkeit deutlich vermissen. Gerade da die Trauben da sehr hoch hängen, die Nähe zur Königsklasse des Genres gewollt und irgendwo auch insgeheim angestrebt. Verglichen mit dem wenig später erschienenen L.A. Confidential wird erst richtig deutlich, wie sehr dieser Film dem eigenen Anspruch hinterher hinkt. Hinzu kommen etwas holprige Abläufe, die den Eindruck vermitteln das Lee Tamahori hier als Neuling gewisse Kompromisse eingehen musste bzw. einiges durch Einflüsse von außen gelegentlich fremdgesteuert wurde. Manche Nebenfiguren (Madsen, Penn) verschwinden urplötzliche einfach aus dem Geschehen. Womöglich musste der Film einige Kürzungen und Umstrukturierungen über sich ergehen lassen, zumindest scheint es so.
Trotzdem: Verdient komplett durchzufallen hat Nach eigenen Regel definitiv nicht, dafür macht der Film an sich dann doch viel zu viel Freude. Es ist ein stilistisch erprobter, gut gespielter und unterhaltsamer Kriminalfilm, dem es besser steht einfach als B-Movie betrachtet zu werden. Sein Problem ist, dass er auf den ersten Blick viel zu groß oder gar wichtig auftritt und daran zwangsläufig scheitern muss. Wäre dieser Film tatsächlich irgendwann „damals“ in die Kinos gekommen, mit den oft üblichen, kleinen Mitteln und weniger Prominenz, es hätten sich wohl wenige über so solide Arbeit beschwert.