Männer und Frauen, die sich für den Krieg entscheiden und dafür, ihrem Land mit ihrem Leben zu dienen, hinterlassen dabei oftmals Kinder, Frauen, Männer und andere Angehörige, die während der Zeit des Einsatzes um das Leben ihrer Liebsten bangen und Nachrichten sowohl herbeisehnen, als auch verteufeln. Peter Cattaneo (Ganz oder gar nicht) machte es sich zur Aufgabe, die Dokumentation über einen neu gebildeten Frauenchor in einer Militärbasis als Komödien-Drama zu verfilmen.
Dabei holt er sich zwei sehr starke Hauptdarstellerinnen an Bord: Kristin Scott Thomas (Der englische Patient) mimt die Offiziersgattin Kate Taylor, während Sharon Horgan (Game Night) in die Rolle der Lisa schlüpft, die während des Films immer wieder mit Kate aneinander gerät. Genau diese Charakter-Dynamik ist die große Stärke des Films: Die zwei vielschichtigen Charaktere prallen mit ihren Vorstellungen und ihrer grundsätzlich unterschiedlichen Art aneinander und versuchen sich in der Motivierung der anderen Frauen mit Freizeitaktivitäten zu übertrumpfen. Dabei tun sie dies so authentisch und motiviert, dass die essentiellen Lacher garantiert sind.
Ja, die englische Militärbasis beherbergt die engsten Angehörigen der Männer und Frauen, die sich im Krieg befinden - dass diese Angehörigen ausschließlich Frauen sind, ist der erste Punkt, der stutzen lässt. Bald erfährt der Zuschauer auch, dass die Frauen sich hauptsächlich mit feucht-fröhlichen Saufgelagen ablenken, auf ihre Kinder aufpassen und Kuchenbasare organisieren. Es scheint, als haben diese Frauen keinerlei Lebensinhalt, außer dem tränenreichen Bangen um den Ehemann (oder Ehefrau, es gibt tatsächlich ein homosexuelles Paar). Also muss natürlich ein neues Hobby her. Nachdem Buchclub, Strickclub und Co. gescheitert sind, wird von Kate ein Chor ins Leben gerufen. Es gibt auf der Militärbasis zwar auch einen kleinen Laden, der von den Frauen geführt wird, sonst scheint aber Niemand einer wirklichen Berufung nachzugehen. Das übermittelte Frauenbild, selbst, wenn es der Realität der realen Vorlage entspricht, wird dabei in keiner Situation in einen kritischen Diskurs gezogen.
Generell scheint Mrs. Taylor's Singing Club nicht wirklich an fundierter Kritik interessiert zu sein und schwimmt auf der Tränendrüse den klassischen Handlungsverlauf entlang, bei dem von Anfang an klar ist, dass ein Happy End auf den tapferen Zuschauer wartet. In einer späteren Szene, wird ein junger Mann gezeigt, der Anti-Kriegs-Infomaterial verteilt. Als Kate, Höflichkeits-halber, den Flyer akzeptiert, nimmt Lisa ihr diesen aus der Hand und schimpft stumpf, dass sie sich keine Kritik erlauben können, denn "wir sind mit dem Krieg verheiratet". Kritisches Denken bei Frauen, die mit Soldaten verheiratet sind? Nein, nein, das gibt es hier nicht! Cattaneo versteift sich auf den Comedy-Aspekt, erlaubt sich am Anfang und am Ende äußerst emotionale Momente, die durchaus berührend sind, die Kernthematik aber in keinster Weise angreifen und Frauen als hochsensible Wesen darstellt, die Eskapismus zwischen Watt-Wanderungen und Karaoke-Saufgelage suchen.
Wen das fragwürdige Frauenbild und der Kitsch nicht stören, wird mit Mrs. Taylor's Singing Club (im Original passender: Military Wives), getragen von den zwei Hauptdarstellerinnen, eine kurzweilige dramatische Komödie erleben, die gute Musik und trockenen, britischen Humor liefert, aber wirklichen Tiefgang vermissen lässt.