Das moderne Kino Südkoreas ist seit geraumer Zeit auf einem ungeahnten Höhenflug und bietet den geneigten Cineasten nun mehr seit über 15 Jahren hochwertige Kost, die sich deutlich vom Einheitsbrei Hollywood es-quer Produktionen absetzt. Titel wie „I saw the Devil“, „Oldboy“, oder „The Host“ lassen nicht nur die Herzen von Asia Fans höher schlagen, denn durch ihre ruhige Erzählstruktur und dem Fokus auf starken Charakteren und einer fesselnden Geschichte, zählen sie, in ihren jeweiligen Genres, zu der absoluten Top Titeln.
Die eben bereits erwähnte Erzählstruktur, die sich gerne genügend Zeit für den Aufbau der einzelnen Versatzstücke lässt, mag für den ein oder anderen zu Beginn oft befremdlich wirken, denn viele Einstellungen der koreanischen Filme würden hier zu lange wohl schnell unter das Cutter Messer fallen, da sie, nach unseren Maßstäben, oftmals missverständlicher Weise als „zäh“ interpretiert werden könnten.
Umso erstaunlicher ist es da, dass „Verjährung“, das Erstlingswerk des jungen Regisseurs Geun-seop Jeong, in den ersten 20 Minuten wie ein reinrassiger Actionfilm Marke Hollywood wirkt.
Profiling am Tatort, Spurensuche im Labor und eine Verfolgungsjagd durch die Häuserschluchten Seouls, die ersten 20 Minuten des Films könnten gut und gerne eine gesamte Folge „CSI“ füllen.
Nach dem rasanten Anfang legt „Verjährung“ dann jedoch die Scheuklappen an und besinnt sich erneut auf die oben angesprochenen Tugenden, um einen zweiten Entführungsfall zu etablieren.
So entsteht ein schöner Dualismus, auf der einen Seite das hoch motivierte Einsatzteam, die jede Minute damit rechnen den Täter zu überführen und auf der anderen Seite den gezeichneten Polizisten Cheong, gespielt von Sang-kyung Kim, bekannt aus dem großartigen „Memories of Murder“, der über die Jahre eine regelrechte Manie für den Entführer entwickelt hat.
Dieser Wandel zeigt sich am deutlichsten in der Figur von Cheong-ho. Während die Eltern des entführten Mädchens in jedem Moment mit den Tränen kämpfen müssen, während der Täter sein perfides Spiel mit ihnen spielt, scheint Cheong in den vergangenen 15 Jahren all ihre Trauer aufgebraucht zu haben, da sie alles in ihrem Leben einem einzigen Wunsch unterordnet, Rache.
Es ist vor allem jene zweite Hälfte, in der der Film seine Stärken richtig ausspielen kann.
Der Zuschauer verfolgt in der Zeit verschiedene Handlungsstränge zu unterschiedlichen Zeit Perioden, die jedoch allesamt auf den Spuren des Entführers wandern, um diesem seiner gerechten Strafe zukomme zu lassen.
Dank etlicher Wendungen in der Handlung bleibt der Zuschauer bis zum großen Finale in seinen Sitz gefesselt.
Dennoch kann sich „Verjährung“ nicht aus der Fülle guter südkoreanischer Thriller absetzen, denn dafür wirkt die Geschichte an manchen Stellen doch zu aufgesetzt und auch wenn das Endergebnis einen über die vollen 120 Minuten gut unterhalten wird, so fehlt es am Ende leider an dem finalen Höhepunkt, der einen sprachlos vor dem Bildschirm zurück lässt, so wie es eben die großen Vorbilder „Oldboy“ und Co einst schafften.
Nichtsdestotrotz ist „Verjährung“ ein solider Einstand für Geun-seop Jeong, von dem wir in Zukunft hoffentlich noch mehr sehen werden.