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Inhalt

Die eigenen Eltern sind normalerweise für Kinder die besten Menschen auf der ganzen Welt. Das ändert sich allerdings für eine Jugendliche und ihren kleinen Bruder, als eine weltweite Massenpanik unbekannten Ursprungs bewirkt, dass Eltern sich plötzlich gewaltsam einen Tag lang gegen ihre eigenen Kinder wenden. Und auch die Mutter und der Vater des Geschwisterpaars sind betroffen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Auch wenn Brian Taylor (Gamer) diesen Film ohne seinen gewohnten Regie-Partner Mark Neveldine (The Vatican Tapes) gedreht hat, markiert Mom and Dad keineswegs so etwas wie einen Stilbruch im bisherigen Schaffen von Taylor/Neveldine. Mit Filmen wie Crank, der noch überdrehteren Fortsetzung Crank 2: High Voltage oder dem völlig entfesselten, zwischen Mainstream-Comicverfilmung und ungestümen B-Movie pendelnden Ghost Rider: Spirit of Vengeance hat sich das Regie-Duo in der Vergangenheit eine gleichermaßen markante wie diskussionswürdige Handschrift erarbeitet. Durch grell übersteuerte, im frenetischen Musikvideo-Stil gehaltene Montagen setzten die Regisseure bei ihrem Publikum stets ganz bewusst auf gezielte Reizüberflutung, was Zuschauer wahlweise in begeisterte Euphorie versetzte oder sehr schnell an den Rand des Erträglichen brachte. In Mom and Dad, den Taylor im Alleingang geschrieben sowie inszeniert hat und mit sichtlich geschmälertem Budget unter noch offensichtlicheren kreativen Freiheiten verwirklichen konnte, bricht diese Form des aggressiven, audiovisuellen Dauerangriffs ebenfalls wieder ab der ersten Szene auf den Zuschauer ein. 

Das anfängliche Bild vom vermeintlich harmlosen Alltagsleben einer vierköpfigen, amerikanischen Vorstadtfamilie unterläuft der Regisseur von Anfang an mit extremen Stimmungswechseln, die Taylor einerseits seinen erwachsenen Figuren entlockt, die von einem freundlichen, spaßigen Umgang mit ihren Kindern zu kurzen Ausreißern übergehen, während er andererseits mit aufdringlichen Stakkato-Montagen für deutliche Irritationen sorgt. Gerade das erste Drittel des Films, in dem sich Taylor mit satirisch überzogenem Eifer auf die nicht zu übersehende Generationenkluft zwischen Eltern und ihren Kindern stürzt, die zwischen gleichförmigen, kaum unterscheidbaren Häusereinfahrten im Suburbia-Idyll zunächst unterdrückt zu sein scheint, dürfte für viele Zuschauer bereits eine Belastungsprobe darstellen. Wenn die von Selma Blair (Hellboy) gespielte Mutter in der Küche beispielsweise inmitten von hektischen Schnittfolgen den Hashtag-Begriff in einen ihrer Sätze einbaut, um mit ihrer jüngeren Tochter mithalten zu können, wirkt der Versuch der krampfhaften Überspitzung arg erzwungen. 

Atmosphärisch stimmiger erweist sich der unbedingte Wille zum stilistischen Exzess des Regisseurs erst, sobald sich die Handlung des Films urplötzlich drastisch zuspitzt. Erst sind es nur Horden von Elternpaaren, die sich vor den Fenstern und Zäunen der Schulgebäude wie zombieähnliche, abgestumpfte Kreaturen scharen. Sobald allerdings das erste Kind zum Opfer wird, nachdem die Mutter mit dem Autoschlüssel auf dieses einsticht, verwandelt sich Mom and Dad mit rasendem Tempo in eine blutige, rabenschwarze Groteske. Dabei ruft die Verbindung von abgehackten, unübersichtlichen Schnitten und einem beunruhigenden, Synthesizer-lastigen Score umgehend Assoziationen zum modernen Horrorfilm, speziell zum Sub-Genre des Zombiefilms, hervor, wobei es in Taylors Film bis zuletzt äußerlich völlig normale Menschen sind, die wie im Wahn die tödliche Jagd auf ihre Kinder eröffnen. Die altbekannte Devise, dass Eltern stets für ihren Nachwuchs zu sorgen haben und dafür eigene Interessen hinten anstellen müssen, verkehrt der Regisseur ebenso auf subversive Weise ins radikale Gegenteil wie die sichergeglaubte Vorstellung der Kinder, dass sie von ihren eigenen Eltern niemals etwas Schlimmes zu befürchten hätten. 

Abgesehen von rauschenden Störbildern, die auf Fernsehern auftauchen, bevor sich die Erwachsenen in unkontrollierte Berserker verwandeln, verweilt Taylor bevorzugt im unkonkreten Erzählen und verzichtet vollständig auf erklärende Motive für sein schonungsloses Szenario. Den Spannungsbogen hat er dabei trotzdem nicht so richtig unter Kontrolle, sobald die Geschichte regelmäßig von abrupten Rückblenden unterbrochen wird, die den geradlinigen, von Mitteln des rastlosen Terrorfilms geprägten Handlungsfluss überaus störend ausbremsen. Im letzten Drittel des mit gut 83 Minuten recht kurz geratenen Films wird der Überlebenskampf schließlich kammerspielähnlich auf die eigenen vier Wände der zentralen vierköpfigen Familie reduziert, wobei die schwarzhumorigen, skurrilen Einfälle gleichzeitig in einen festgefahrenen Konflikt zwischen politisch inkorrekter Raserei und seltsam ernsthaften Einschüben geraten. Auch wenn der Regisseur mit einem spaßigen Cameo-Auftritt zuletzt noch einmal für turbulentes Chaos sorgt, versickert Mom and Dad bis zu einem frustrierenden Nicht-Ende unentschlossen zwischen anarchischem Tabubruch, absurden Gewaltexzessen und dem misslungenen Versuch, eine Art verzweifelte Eskalation einer Midlife-Crisis der Eltern abzubilden. 

Die einzige souveräne Konstante in diesem daher stark durchwachsenen Film bleibt deshalb wenig überraschend nur Hauptdarsteller Nicolas Cage (Con Air). Nachdem das Regie-Duo die Grenzen des Schauspielers bei ihrer ersten Zusammenarbeit für Ghost Rider: Spirit of Vengeance bereits austesten konnte, wird Cage von Taylor in Mom and Dad auch wieder ungehalten von der Leine gelassen. Der hält sich selbstverständlich nicht zurück und läuft in seiner Rolle des überforderten, frustrierten Familienvaters und späteren Tollwütigen zur Höchstform auf. Ob er sich mit einer elektrischen Säge Zugang zum verschlossenen Kinderzimmer verschaffen will oder in einer aufgebrachten Wutrede allerlei Porno-Gattungen aufzählt, denen die Jugendgeneration heutzutage schon früh ausgesetzt wird, Cage ist erneut das verlässliche Spektakel, das der Film selbst nur in Teilen einhalten kann.

Fazit

Brian Taylors „Mom and Dad“ entpuppt sich von der ersten Szene an als grell überzeichnete Satire, in der der anschwellende Generationenkonflikt zwischen Eltern und ihren Kindern zum rasenden, schwarzhumorigen Terror-Albtraum mutiert. Dabei findet der Regisseur trotz zweifellos unterhaltsamer Einzelmomente und einem gewohnt glänzend aufgelegten Nicolas Cage in einer der Hauptrollen kein stimmiges Gewicht zwischen seinem frenetisch übersättigenden Inszenierungsstil, politisch inkorrekten Exzessen und ernsthaften Einschüben sowie unpassenden Rückblenden, die das ausgelassene Geschehen immer wieder stark ausbremsen.

Kritik: Patrick Reinbott

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